Moers. Zwei Vereine erinnern im Advent an die Geschichte des Bergbaus in Moers. Wie viele Menschen diesmal kamen und was ein echter Hingucker war.
„Glück auf, ihr Bergleut’, jung und alt, seid frisch und wohlgemut!“ erklang am Samstagabend in Moers in einer besonderen Kulisse. Das 48 Meter hohe Doppelstreben-Fördergerüst des Industriedenkmals Rheinpreussen Schacht IV an der Zechenstraße 50 war mit LED-Technik rot illuminiert. Die Fördermaschinenhalle war mit zahlreichen Kerzen erleuchtet.
Am Halleneingang wurden mehr als 150 Gäste bei freiem Eintritt von ehemaligen Bergleuten mit schwarzem Schachthut, Grubenhemd und Uniformen, auf denen Schlägel und Eisen symbolisch für die Schaffenskraft im Bergbau abgebildet waren, begrüßt. Sie alle kamen zur Fördermaschinenhalle, um das traditionelle Kerzenkonzert, das Mettensingen, zu erleben.
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Jährlich laden die Vereine „100 Jahre Kolonie Meerbeck“ und der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein Moers (GMGV) zu dem Kerzenkonzert ein. Finanziell unterstützt werden sie vom Stadtteilbüro Neu_Meerbeck. „Wir wollen mit dem Konzert an das Ende des aktiven deutschen Steinkohlenbergbaus erinnern“, erklärten Frank Heinrich, Schatzmeister des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins Moers, und Frank Liebert vom Verein „100 Jahre Kolonie Meerbeck“.
Die Ära des deutschen Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet endete vor fünf Jahren. Mit Schließung der letzten aktiven Zeche „Prosper-Haniel“ in Bottrop endete eine rund 200-jährige Bergbaugeschichte, die Menschen und Landschaft am Niederrhein prägte. Dass das Erinnern an den Bergbau mit seinem multikulturellen Zusammenhalt unter Tage und der harten körperlichen wie geistigen Arbeit wichtig bleibt, zeigte auch ein Blick ins altersgemischte Publikum am Samstag.
„Viele Menschen sind hier, die im Bergbau aktiv waren oder Familienangehörige haben, die unter Tage arbeiteten“, so Heinrich, dessen Vater Reviersteiger war und damals mit dem typischen Ruß an den Händen nach Hause kam. „Uns alle verbindet der Bergbau. Das feiern wir heute.“ Ihren Plan, den ehemaligen Bergmännern „so richtig einzuheizen“, setzten die Sängerinnen des Moerser Chores „Witches of Pitches“ charmant um.
Zwischen den hohen schwarzen, elektrischen Maschinen, den Umformern, präsentierten sie eine Liederpalette, die mancher vielleicht noch im Radio auf dem Weg zum Pütt hörte: „Girls just want to have Fun“ aus den 1980er Jahren und das moderne „Rolling in the Deep“ und „Uptown Funk“ sangen sie A-Capella, synchron und mit viel Applaus belohnt.
Umjubelt war auch der Aufritt der ehemaligen Bergleute des Knappenchores Rheinland. Die Sänger, allesamt in Bergmannsuniformen gekleidet, ließen das traditionsreiche Steigerlied ebenso raum- und herzergreifend erklingen wie klassische Weihnachtslieder. Wie viele Gäste war eine türkischstämmige Familie, die einst als Gastarbeitende im Bergbau eingesetzt waren, zu Tränen gerührt: „Man trifft sich hier und kann spüren, dass der Zusammenhalt immer bleibt.“