Moers. Black Week und Black Friday sind auch in der Moerser City angekommen. Sieht sich der inhabergeführte lokale Einzelhandel unter Zugzwang gesetzt?

Die Black Week ist in vollem Gange. Online genau wie in den Schaufenstern der Filialen großer Handelsketten sollen Angebote zum Kauf von Kleidung, Schmuck und Elektrogeräten animieren. Auch vor der Moerser City macht der Trend keinen Halt. Am Freitag, 24. November, gipfelt das jährliche Rabatt-Event im Black Friday. Wie geht der lokale inhabergeführte Einzelhandel mit dem „Shopping-Feiertag“ um?

Die Tradition des Black Friday stammt ursprünglich aus den USA und bezeichnet den Freitag nach Thanksgiving. Der Brückentag nach dem eigentlichen Feiertag wurde früher wie heute von vielen Amerikanerinnen und Amerikanern für die ersten Weihnachtseinkäufe genutzt. In den 2000er Jahren kam der Trend langsam auch in Deutschland an.

Moerser Boutique-Inhaberin über Black Friday: „Ich sehe nicht ein, dass ich da mitmachen soll“

Während H&M, Snipes und viele weitere Geschäfte auf der Steinstraße mit Rabatten von bis zu 50 Prozent werben, bleibt in der Boutique „Ci’belle“ alles preislich beim Alten. Inhaberin Sibel Itani hat es in den vergangenen Jahren so wahrgenommen, dass der Black Friday kaum Auswirkungen auf das Moerser Geschäftstreiben gehabt habe. Sie ist davon überzeugt, dass sich das meiste eher in den großen Städten wie Köln und online abspiele. „Ich sehe nicht ein, dass ich da mitmachen soll“, sagt Itani. „Es geht mir darum, fair mit den Preisen umzugehen“, erklärt sie. Sie sorgt sich um die Wirkung auf die Kunden, wenn plötzlich eine solch drastische Preissenkung auf ein Produkt stattfinde. Die Inhaberin der Moerser Boutique meint, es könne aussehen, als wolle man die Ware rausschmeißen. Sie setzt lieber auf gezielte Rabatte, zum Beispiel zum Saisonwechsel. Außerdem gibt Itani an: „Meine Kundinnen fragen da gar nicht nach.“

In den Schaufenstern der Moerser Innenstadt wird mit Rabatten zum Black Friday geworben.
In den Schaufenstern der Moerser Innenstadt wird mit Rabatten zum Black Friday geworben. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Ähnlich hält es Nuran Arslan, die das Damenbekleidungsgeschäft „S&N Mode“ auf der Neustraße führt, und spricht sich gegen den Black-Friday-Trend aus. „Das ist nur für Kettensysteme geeignet“, meint sie. Daher wird es auch in ihrem Ladenlokal keine speziellen Angebote anlässlich des Black Fridays geben. Um ihre Kundschaft anzuziehen, brauche sie keinen solchen Tag: „Ich weiß, was ich tue.“

Kleine Moerser Einzelhändler setzte vermehrt auf Rabatte über das Jahr hinweg

Viele Moerser Einzelhändler weisen auf ihre Preisnachlässe und Rabattaktionen hin, die sie über das Jahr verteilt platzieren. So wird es auch bei „Wohnwelten Einrichtungen“ in der Moerser Altstadt gehandhabt. „Wir haben keine speziellen Black-Friday-Angebote, weil wir zwischendurch immer Rabatte haben“, erklärt Mitarbeiterin Manuela Sanchéz. Darüber hinaus führe der Dekorations- und Geschenkladen eher individuelle Produkte in geringer Stückzahl, die nicht jeder in seinem Sortiment habe. Aus diesem Grund sei ein allgemeiner, groß angelegter Sale kaum umsetzbar.

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Unweit entfernt verkauft Maike Leese in ihrem Geschäft „Delizioso“ auf der Friedrichstraße kulinarische Spezialitäten, Dekoartikel und Küchenwaren aus kleinen Betrieben und Manufakturen. Wirtschaftlich ist es aus ihrer Sicht für kleinere Läden gar nicht möglich, mit Internetgiganten wie Amazon mithalten zu wollen. „Ich sage mal, ein Schnäppchen macht jeder gerne, aber man kann es nicht überall erwarten“, findet Leese. Sie hat das Gefühl, die Moerser Kundschaft habe Verständnis dafür, dass inhabergeführte Läden nicht den großen Handelsketten nacheifern können. Letztes Jahr habe bei ihr niemand danach gefragt, trotzdem plant sie für dieses Jahr eine kleinere Aktion zum Black-Wochenende: „Ich mache hier am Freitag oder Samstag ein bisschen was.“ Kunden können sich wahrscheinlich auf kleinere Rabatte auf Waren aus dem Non-Food-Sortiment einstellen.

Prosecco-Freitag statt Black Friday im „Come In” in Moers

Auch im Geschäft „Come In“ schlägt Ursula Krivec einen anderen Weg ein. Seit Anfang November bis Mitte Dezember veranstaltet die Inhaberin jeden Freitag von 18 bis 20 Uhr den sogenannten Prosecco-Freitag, bei dem jeweils wechselnde Marken oder Produktkategorien im Angebot sind. Von den einflussreichen Onlinehändlern und Einzelhandelsketten will Krivec sich nicht unter Zugzwang setzen lassen: „Eigentlich möchte ich da drüberstehen“. Für Nachfragen einzelner, vor allem jüngerer Kunden hält die Geschäftsleiterin des „Come In“ folgende Strategie bereit: „Wir weisen dann auf unsere aktuellen Angebote hin“.

Mit Rabattaktionen aufgrund der Black Week und des Black Fridays ist bei den unabhängigen, inhabergeführten Geschäften in der Moerser Innenstadt weniger zu rechnen. Ursula Krivec sieht trotzdem einen Vorteil darin, seine Weihnachtseinkäufe in der Stadt zu erledigen. „Wir verpacken die Geschenke hübsch.“ Und auch Maike Leese kann dem Stöbern vor Ort einiges abgewinnen, denn: „Die Leute lassen sich vielleicht vom Angebot verführen und erhalten Inspirationen für Geschenke.“