Neukirchen-Vluyn. Ferdi Berger aus Neukirchen-Vluyn organisierte viele Jahre Fernreisen. Wie er Mitreisende fand und welches Reiseziel ihn besonders beeindruckte.

Ferdi Bergers große Reise-Liebe gehört Sibirien und dem Baikalsee. Als Hobby-Organisator und Begleiter war er schon sechsmal mit Gruppen vom Niederrhein dort. 8000 Kilometer und zehn Zeitzonen ostwärts. „Es ist ein wundervolles Land. Leider herrscht jetzt Krieg“, bedauert der Vluyner. Jetzt, mit 84 Jahren, macht er Schluss mit den Fernreisen und seinen Reisegruppen, die sich „Freundeskreis Ferdi“ nannten. „Es wird inzwischen zu anstrengend“, sagt er.

Zu anstrengend – das verwundert Eingeweihte. Denn Ferdi Berger ist Hans Dampf in allen Gassen. Bekannt ist er vielen Menschen in der Region auch, weil er lange Jahre in Vereinen in Duisburg-Homberg, später in Moers und Neukirchen-Vluyn aktiver Tischtennisspieler war. Nach 53 aktiven Jahren hing Ferdi Berger seine Schläger 2007 an den Nagel. Zahllose Pokale stehen im Arbeitszimmer im Regal.

Ferdi Berger tourte in Laufe seines Lebens um die halbe Welt. Reisen mit dem Tischtennisverein führten ihn zu Turnieren in Kanada und Rotterdam. Selbst in Holland, wo er bis heute gern Urlaub macht, war er lange in einem Club aktiv, Freundschaftsturniere und gegenseitige Mannschaftsbesuche inbegriffen. Mit dem Kegelclub ging es ebenfalls auf große Fahrt, Florida, Kanaren oder Andalusien.

Herz an Sibirien verloren

Sibirien, das Land, an das er sein Herz verlor, zog ihn gleich bei seinem ersten Besuch 2010 in den Bann: „Ich war mit dem Transsibirien-Express unterwegs. Die unendlichen Weiten, die riesigen Birkenwälder, die Taiga, das war faszinierend“, schwärmt der 84-Jährige. Die Menschen seien sehr deutsch-freundlich gewesen. „Sie fühlen sich vom fernen Moskau vernachlässigt. Und sie haben uns viel über das Leben in Deutschland gefragt“, erinnert Berger sich. Tiefe Eindrücke habe der Baikalsee hinterlassen. „Er ist der größte und tiefste Binnensee der Welt, 1642 Meter tief, 50 Kilometer breit, mit dem Volumen der Ostsee. Ich war auch im Wasser, aber das hat selbst im Sommer nur 14 Grad“, berichtet Berger und fröstelt.

Bis heute habe er Kontakt zu Reiseführer Wladi Lawrow. „Der hat mich in der dortigen Presse zum Ehrenbotschafter Sibiriens gemacht“, lächelt der Vluyner. Insgesamt habe er über die Jahre 250 Niederrheiner nach Sibirien gebracht. „Ich habe einfach in der NRZ-Herzblattrubrik unter Reisepartner inseriert und schon war die Reisegruppe voll.“

Anti-Stress-Kreisel erfunden

Auch das noch: Ferdi Berger hat als ehemaliger Verkaufsleiter nebenbei ein Motivationslied für seine Mitarbeiter eingesungen. Er hat einen Anti-Stress-Kreisel erfunden (mit Patenturkunde), er war vier Jahre Hafenmeister im Yachthafen Venlo, um nur noch einige seiner Aktivitäten zu nennen.

Ferdi Berger ist 59 Jahre glücklich mit seiner Frau Ruth (80) verheiratet. Die meint: „Mir waren diese Reisen immer zu anstrengend. Ich hab mich dann gefreut, wenn Ferdi wieder zu Hause war.“ Heute gehe es „nur“ noch nach Holland und an die Mosel. Ob ihr Mann es nun ruhiger angehen lasse – da ist die Gattin eher skeptisch.