Neukirchen-Vluyn. Fahrlehrer Holger Nick bietet etwas an, was sonst niemand in der Region hat. Für wen der mit 10.000 Euro teuer umgebaute Wagen geeignet ist.

Nach den Problemen mit Fahrstunden und Prüfungsterminen durch die Corona-Krise hat sich die Situation in der Branche wieder beruhigt. „Kurz nach Corona gab es einen Run auf die Fahrschulen. Inzwischen hat sich alles wieder eingependelt“, beschreibt Holger Nick die Lage. Er betreibt eine Fahrschule mit Filialen in Neukirchen-Vluyn, Scherpenberg und Budberg.

Seit 30 Jahren ist der 59-jährige Holger Nick Fahrlehrer. Ein Wandel mache sich auch in seiner Branche bemerkbar. Vor allem jüngere Schüler hätten es manchmal nicht leicht. „Einige brauchen mehr Betreuung als frühere Jugendliche, ihr Weg ist länger.“

30 Jahre, da hat der Fahrlehrer viel erlebt. An die schönen Dinge erinnert sich er sich gern: „Das ist vor allem die Ausbildung von behinderten Menschen.“ Denn zur Flotte seiner Fahrschule gehört auch ein Pkw, der für 10.000 Euro für Menschen mit Handicaps umgebaut wurde. Damit besitzt die Fahrschule Nick in der ganzen Region ein Alleinstellungsmerkmal. „Zurzeit nehmen vier behinderte Schüler Fahrstunden bei uns.“

Für kleinwüchsige Mensch gebe es beispielsweise Verlängerungen für die Pedale. Für amputierte Fahrschüler halte man unter anderem ein Gerät für „Linksgasbetrieb“ vor. Durch spezielle Vorrichtungen könne der Wagen aber auch komplett mit den Händen bewegt werden. „Es ist wunderschön mitzuerleben, wie beispielsweise ein Rollstuhlfahrer durch den Führerschein wieder ganz viel Lebensqualität bekommt“, sagt Holger Nick.

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Im Falle eines autistischen Jungen, der in anderen Fahrschulen wenig erfolgreich gewesen war, habe er miterleben dürfen, wie aus dem schüchternen Jugendlichen später ein selbstbewusster Mann wurde. Großes Kompliment: „Die Mutter sagte mir später, alle Therapien zusammen hätten ihrem Kind nicht so viel gegeben wie die Zeit in der Fahrschule.“

Heute hat Martina Jestel aus Neukirchen-Vluyn ihre elfte Fahrstunde. Die junge Frau sitzt hinterm Steuer und outet sich gleich als Fan ihres Lehrers. Sie benötigt keinen Umbau des Fahrschulwagens. Ihr Urteil über den Fahrlehrer: „Er ist streng. Aber man lernt sehr viel bei ihm.“ Holger Nick lacht: „Na ja, ich hatte schon fast die ganze Familie in meiner Fahrschule.“

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Seriös gesagt, brauchten Fahrschüler heute rund 30 Stunden Praxis bis zur Prüfung. „Früher waren es etwa 20 Fahrstunden“, sagt Nick. Was aber teils auch an dem viel stärkeren Verkehr und den wachsenden Ansprüchen an die Fahrenden liege. „Es geht auf unseren Straßen heute viel rücksichtsloser zu.“ Zu den Prüfungsterminen: „Der TÜV Nord in Duisburg war auch während Corona vorbildlich und sehr gut aufgestellt. Inzwischen liegt der Vorlauf für Prüfungen wieder bei den üblichen vier Wochen.“

Von einer offiziellen Durchfallquote will Hoger Nick nicht sprechen. Nur, dass sie sich im Schnitt nicht viel geändert habe. „Aber im städtischen Bereich ist sie höher als auf dem Land.“ Auf dem Land gingen Kinder noch ganz anders an die Dinge heran. Zu den Kosten: „Mit 2500 Euro muss man schon rechnen. Und damit liegen wir noch im mittleren Bereich. In Ländern wie Bayern kostet der Führerschein wesentlich mehr.“