Moers. Am Krankenhaus St. Josef in Moers werden schwerkranken Menschen die Schmerzen genommen. Warum Palliativmedizin wichtig ist und wie es weitergeht.
Heute fühlt sich Krebspatientin Anna Müller (Name geändert) wie Kleopatra. Der Tag hat für die 79-Jährige mit einem Wellnessbad in warmem Wasser und Sahne begonnen. „Danach hat sich eine Schwester zu mir gesetzt und mich eingecremt“, sagt Anna Müller laut einer Mitteilung der Caritas.
„So ein Bad löst schwere Muskelverspannungen“, wird Norbert Schürmann, Facharzt für Anästhesie und Allgemeinmedizin, Palliativ- und Schmerzarzt im St. Josef-Krankenhaus Moers in der Mitteilung zitiert. Dass Patientinnen wie Anna Müller trotz schwerer Erkrankung am Leben teilnehmen können, dafür ist er mit seinem multiprofessionellen Team da. Durch gute medikamentöse Einstellung könnten 99 Prozent der palliativen Patienten von unerträglichen Schmerzen befreit werden.
Die Nähe zum Menschen ist wichtig
Die Medikamente seien ein sehr wichtiger Bestandteil – „aber viel wichtiger ist die Nähe zum Menschen“, weiß Schürmann, „und dass die Angehörigen einbezogen werden.“ Einen Einblick, mit wie viel Menschlichkeit und Fachlichkeit schwerkranke Menschen begleitet werden können, bekam Dr. Christian Schmitt, Direktor der Caritas im Bistum Münster vergangene Woche bei seinem Besuch auf der Palliativstation des St. Josef Krankenhauses.
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Kurz vor der zweiten Lesung zur Regulierung der Suizidassistenz im Deutschen Bundestag nahm er das Gespräch zum Anlass, an Politikerinnen und Politiker zu appellieren, sich für den Ausbau von palliativmedizinischen Angeboten einzusetzen.
Eine Palliativstation ist keine Sterbestation
Dieser sei dringend erforderlich, „damit sich Menschen für das Leben entscheiden können“, die sonst Angst hätten, in ihren Schmerzen unterzugehen. Palliativmedizin habe eine wichtige suizidpräventive Wirkung und diene so dem vom Bundesverfassungsgericht gebotenen Lebensschutz. „Nach christlicher Auffassung sollen Menschen an der Hand und nicht durch die Hand anderer Menschen sterben“, wird Schmitt zitiert.
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Eine Palliativstation sei keine Sterbestation, erklärt Ralf Nennhaus, Geschäftsführer des St. Josef Krankenhauses. Vielmehr erfolge hier eine Einstellung auf den letzten Teil des Lebens. „Die große Verantwortung von Herrn Schürmann und seinem Team ist, die Menschen wieder in einen Bereich zu bringen, in dem sie sich wohlfühlen“, sagt Nennhaus. Primäres Ziel sei, die Symptome zu lindern, damit die Menschen wieder nach Hause könnten. „Auch ein schwerstkranker Patient kann Linderung erfahren“, weiß Schürmann, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin.