Kamp-Lintfort. Kamp-Lintfort habe sieben „Mosquitos“ angeschafft, um feiernde Jugendliche zu vertreiben, hieß es im Magazin Royale. Das bestätigt die Stadt.

Die Stadt Kamp-Lintfort hatte am Freitag in der Satiresendung ZDF Magazin Royale einen kurzen, aber verstörenden Auftritt. Es ging um Geräte, die Jugendliche an bestimmten Stellen der Stadt durch Geräusche verscheuchen sollen. Offiziell werden sie als „Antivandalismus-Geräte“ beworben – günstiger als Videoüberwachung. Es hieß, Kamp-Lintfort habe sieben dieser Geräte bestellt. Das bestätigte die Stadt am Montag in einer Stellungnahme. Teilte aber ebenso mit, dass die Geräte nicht mehr eingesetzt werden.

Der „Mosquito“ – so demonstrierte es Böhmermann auch in seiner Sendung – erzeugt Töne, die nur von Jugendlichen wahrgenommen werden können. „Erwachsene über ca. 25 Jahren nehmen diese Töne nicht mehr wahr oder empfinden sie nicht als störend“, heißt es auf der Homepage „antivandalismus.de“. Von hier aus soll nach den Angaben der Vertrieb in Deutschland ablaufen. Mit diesem Gerät sei es möglich, „ab einer gewissen Uhrzeit die Flächen für Treffen, die zu Verunreinigungen oder zu Belästigungen und Vandalismus führen können, für Jugendliche uninteressant zu machen.“

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Warum das Team um Böhmermann diese Art von Vandalismusbekämpfung genau jetzt hervorgekramt hat, ist nicht klar. Die meisten Schlagzeilen machte der umstrittene kleine quadratische Kasten 2007/2008. Etwa, als die „Teenager-Vertreibungsmaschine“ – wie der Stern titelte – am Ferienpark Alfsee auftauchte. Der Betreiber der Wasserskianlage sah keine andere Möglichkeit, sich gegen ungebetene Gäste am Badestrand zu wehren.

Vandalismus an der Eyller Straße war der Auslöser

„Auslöser einer ersten Beschaffung von Mosquito-Anlagen war der dauerhafte Vandalismus an der Grundschule am Pappelsee (Standort Eyller Str). Dort hatten es sich Jugendliche auf der Rückseite der Toilettenanlage zur Gewohnheit gemacht, an den Wochenenden zu feiern. Dies wäre selbstverständlich nicht problematisch. Problematisch war es hingegen, dass nach den „Partys“ dort regelmäßig u. a. Glasbruch und (Gras-)tütchen verblieben. Es gipfelte im Wurf eines brennenden Papiers/Tempos durch ein geöffnetes Fenster in die Toilettenanlage“, begründete die Stadt am Montag den Einsatz der Geräte im Jahr 2019. Dabei wird betont, dass die Vertreibungsgeräte nur dann, „wenn Jugendliche sich dort nicht mehr aufhalten dürfen, schwerpunktmäßig in den abend- und Nachtstunden, eingeschaltet waren“. Die beiden Anlagen an der Eyller Straße hätten den „gewünschten Erfolg“ gehabt.

„Zugelassen, zertifiziert und nachweislich nicht gesundheitsschädlich“

Weitere Anlagen wurden auf Kamp-Lintforter Stadtgebiet eingerichtet, räumt die Stadtverwaltung ein und listet auf: „eine an der Toilettenanlage Ebertschule (Grund: vermehrter Vandalismus dort), eine Anlage auf der Terrasse an der Mediathek (hier ähnlich wie bei der Grundschule am Pappelsee: unbefugter nächtlicher Aufenthalt von Jugendlichen mit der Folge von Vandalismusschäden), eine Anlage an der Sporthalle Europaschule (zur Vermeidung von Vandalismus, dort hatte es durch Vandalismus sogar einmal gebrannt), zwei weitere Anlagen an der Grundschule am Pappelsee für einen im Bereich der für die Öffentlichkeit gesperrten Terrasse der Offenen Ganztagsschule und einen an einer lebensrettenden Feuertreppe.“ Insgesamt wird die von Böhmermann angegebene Anzahl von sieben Anlagen bestätigt. Die Geräte seien „zugelassen, zertifiziert und nachweislich nicht gesundheitsschädlich – anders als in der Satire-Sendung behauptet“, heißt es weiter. Über den gesundheitlichen Aspekt sind sich die Experten allerdings nicht ganz so einig, wie ein Blick ins Netz offenbart.

Die örtliche Politik wurde nicht eingebunden

Bürgermeister Landscheidt sieht es auf Nachfrage nicht als problematisch an, solche „Teenager-Vertreibungsmaschinen“ im öffentlichen Raum einzusetzen. Auch rechtlich sieht der Jurist keine Problematik. Das Thema werde „skandalisiert“. Die Kamp-Lintforter Politik wurde nach seinen Angaben nicht mit dem Thema befasst.

Der Mosquito wurde in Großbritannien entwickelt.