Moers. Neu beim Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers: Wo es die Geschichten zur Stadtgeschichte jetzt auch für Nichtmitglieder gibt.

Fast wäre die Sensation unbemerkt geblieben. Vor einem Jahr druckte die „Jahresgabe“ 2022 des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins (GMGV) einen bis dahin unbekannten Plan der Stadt Moers aus dem frühen 17. Jahrhundert ab. Erst nach Erscheinen der Broschüre fiel einem Mitglied des GMGV auf, dass am rechten unteren Rand der Kartenzeichner einen Grundriss der Bonifatius-Kirche, der ersten Moerser Kirche eingezeichnet hatte.

„Bisher waren Lage und Ausrichtung des Gotteshauses an der Rheinberger Straße nur ungefähr bekannt“, berichtet Peter Boschheidgen, Vorsitzender des Vereins in einer Mitteilung. „Doch aufgrund dieses Fundes konnten Mitglieder des Vereins das Gebäude so genau verorten, dass nun erneute Grabungen nach den Fundamenten sinnvoll erscheinen.“

Die spannende Geschichte der Suche nach der Anfang des 17. Jahrhunderts zerstörten Kirche beschreibt die „Jahresgabe 2023“, die unlängst an die Mitglieder des Vereins versendet wurde. Erstmals sollen nun auch Nichtmitglieder Zugriff auf das Heft haben. Eine begrenzte Anzahl von Exemplaren ist ab sofort im Stadtgebiet unentgeltlich erhältlich. „Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil gerade die jüngste Ausgabe exklusive Beiträge zur Stadtgeschichte enthält, die sonst nur schwer zugänglich sind“, merkt Boschheidgen an.

Zudem sei 2022 für die Erinnerungskultur in Moers ein bemerkenswertes Jahr gewesen. So blicke die aktuelle „Jahresgabe“ auf die Eröffnung zweier Museen zurück: das „Haus der Demokratiegeschichte“ am Kastellplatz und das Bergbaumuseum „Schacht IV“ im Stadtteil Hochstraß.

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Die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelöste Krise der Gasversorgung hat deutlich gemacht, dass die Versorgung mit Erdgas keine Selbstverständlichkeit ist. Wilhelm Scholten erinnert in einem reich bebilderten Beitrag an die ersten Gaslaternen in Moers, die vor 150 Jahren zum ersten Mal entzündet wurden. Seine Forschungen zeigen die Entwicklung von 1873 bis hin zum Energieversorger Enni der Neuzeit.

Die Corona-Epidemie war für Jürgen Stock Anlass, den Blick auf eine Seuche zu werfen, die vor genau 400 Jahren die Hälfte der damaligen Bevölkerung der Stadt Moers dahin raffte. Laut der bisherigen Geschichtsschreibung wurden die Toten zum Opfer der Pest, doch der Autor hat Hinweise gefunden, dass damals mindestens noch eine weitere tödliche Seuche gewütet haben muss. Zudem sei auch die damalige Politik Schuld an der hohen Opferzahl gewesen.

Hier gibt es die Jahresgabe 2023 für Interessierte

„All diese Themen sind nicht nur für Historiker interessant, sondern bieten einfach auch packenden Lesestoff“, betont Boschheidgen. Er hebt hervor, dass die jetzt 120 Seiten starke Jahresgabe, die seit über 30 Jahren an die GMGV-Mitglieder versandt wird, immer noch ganz ohne Werbung auskommt. Ein begrenztes Kontingent der „Jahresgabe 2023“ steht ab sofort im Moerser Schloss Interessierten zur Verfügung.