Moers. Der Krieg in der Ukraine jährt sich am 24. Februar. Dann singen Ukrainerinnen in Moers und Neukirchen-Vluyn für ihre Heimat. Was geplant ist.
„Das sind unsere Wyschywankas, traditionelle Gewänder oder Tücher“, erklärt Yuliia Yefremova und zeigt auf den mit bunten Ranken bestickten Ärmel ihrer Bluse. „Das hier hat mir meine Mama gemacht. Sie ist in der Ukraine und sie fehlt mir sehr.“ Zehn ukrainische Frauen stehen in solchen farbig bestickten Gewändern in der Stadtkirche Moers, neben dem Cantare Frauenchor und dem Krefelder Männerchor Restroom Singers. Gemeinsam bilden sie den Projektchor HEIMAT, der von Konrad Göke gegründet wurde. Der Chor probt für zwei ökumenische Gedenkkonzerte am 24. Februar, um 17 Uhr in der Dorfkirche in Neukirchen-Vluyn und um 19.30 Uhr in der Stadtkirche in Moers.
Russlands Krieg in der Ukraine dauert am 24. Februar bereits ein Jahr an. Der Projektchor wird an diesem Tag Lieder aus der Heimat der geflüchteten Frauen auf Ukrainisch singen. Außerdem tritt die kanadische Konzertpianistin Aude St-Pierre auf, die auch schon in New Yorks Carnegie Hall gespielt hat. Eins der ukrainischen Lieder heißt „Ridna maty moja“ und handelt von der traditionell bestickten Kleidung und dem Gefühl, die eigene Mutter in der Heimat zu vermissen. „Ich fühle dabei meine Mutter und es tut weh nichts tun zu können“, sagt Yuliia Yefremova mit weicher Stimme, „das ist für mich das wichtigste Lied.“
So leben die Ukrainerinnen hier
Die Frauen stammen aus verschiedenen Teilen der Ukraine – wie Charkiw, Kiew und Donezk. Seitdem sie in Deutschland sind leben sie alle in Moers, Neukirchen-Vluyn und Kamp-Lintfort. Sie stehen auch privat in Kontakt miteinander und haben die ukrainischen Lieder für die Konzerte gemeinsam ausgesucht, erzählt Yefremova.
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Mit ihrem siebenjährigen Sohn lebt sie seit fast einem Jahr in Neukirchen-Vluyn. Sie spricht gut Deutsch, weshalb sie bei dem Projekt auch als Dolmetscherin fungiert und für die deutschen Chöre sogar die Liedtexte von kyrillischer Schrift in eine Lautschrift aus lateinischen Buchstaben übersetzt hat. Vor Jahren war sie bereits als Au-Pair in Deutschland und kam nach ihrer Flucht zunächst bei ihrer ehemaligen Gastfamilie unter. „Jetzt leben wir in Neukirchen-Vluyn auf einem Bauernhof“, sagt sie.
Es wird um eine Spende gebeten
Liudmyla Kyzychenko ist im März 2022 nach Deutschland geflohen. Sie lebt mit ihrer Familie in Kamp-Lintfort mit sechs weiteren Familien in einem ehemaligen Pfarrhaus. Luidmyla lässt sich aufgrund der Sprachbarriere von Yuliia übersetzen: „Wir wollen an allen Projekten teilnehmen, die der Ukraine helfen können und diese Lieder schweißen uns und unser Land zusammen.“ Ann-Carolin Weyers ist die erste Vorsitzende des Cantare Frauenchors. Die Lautschrift habe ihr beim Lernen der ukrainischen Lieder sehr geholfen, sagt Weyers: „Wir haben ja noch nie etwas mit der Sprache zutun gehabt. Tatsächlich war es dann aber gar nicht so schwer, wie man es sich vorstellt.“
Und was bedeutet das Projekt für den Initiator Konrad Göke? „Ich nenne das: Integration mal umgekehrt!“, sagt Göke lachend und wird gleich darauf wieder ernst: „Ich denke, es liegt in unser aller Interesse, den 24. Februar nicht wortlos an uns vorbei ziehen zu lassen.“
Der Eintritt zu den ökumenischen Gedenkkonzerten ist frei. Am Ausgang wird um eine freiwillige Spende für die Hilfsaktion für die Familien der Musiker des Jugendsymphonieorchesters der Ukraine und der Lemberger Philharmonie in Lwiw gebeten.