Moers. Im Kinderstück des Schlosstheaters wird es märchenhaft komisch: „Rapunzel“ stellt Rollenklischees auf den Kopf und lässt Prinzen alt aussehen...

Die Leidenschaft, für Kinder Theaterstücke auf die Bühne zu bringen, springt aus seinen Augen und aus jeder Bewegung. Thorsten Bihegue, Autor und Regisseur des Theaterstücks Rapunzel, freut sich unbändig auf die Aufführungen, die das Kinder- und Familientheater des Schlosstheaters Moers in Meerbeck präsentiert. Er liebt es, bekannte und unbekannte Geschichten – auch Märchen - auf den Kopf zu stellen. Absurdes Theater ist genau das, was ihn begeistert. Und dieser Funke springt bekanntlich über auf die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen. Bei dem Stück Rapunzel geht es laut, lustig und musikalisch zu. Und mal ganz anders als bisher bekannt.

Herr Rapunzel mit Bart

Warum muss Rapunzel, die Figur aus Grimms Märchen, die man als hübsches Mädchen kennt, eigentlich weiblich sein? Ein Herr Rapunzel mit langem Bart wäre doch eine attraktive Vorstellung, fand er. Diese Sichtweise teilte seine fünfjährige Tochter und hatte Riesenspaß an der Vorstellung, zum Beispiel mal einen Rapunzel mit langem Bart vor sich zu haben. „So hat sich das Theaterstück dann entwickelt und entspricht eben nicht mehr der klassischen Figur“, erklärt er. Wenn Thorsten Bihegue sein Stück erklärt, dann spricht er mit Händen und Füßen. Ein Vorgeschmack, was auf der Bühne passieren wird.

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In dem Klassiker der Grimm-Brüder wohnt ein armes Ehepaar, das ein Kind erwartet, neben dem Garten einer bösen Zauberin. Weil es so wenig Geld hat, klaut der Mann aus dem Garten Gemüse und wird erwischt. Die Zauberin verlangt, dass sie selbst das neugeborene Kind großzieht und sperrt es mit zwölf Jahren in einen Turm. Wenn sie zu Rapunzel ins Turmzimmer will, klettert sie an dem langen goldenen Haar des hübschen Mädchens herauf. Eines Tages kommt ein Prinz und verliebt sich in das Mädchen.

Wer darf Rapunzel spielen?

Das entdeckt die Zauberin und schneidet der Schönheit die langen Haare ab. Der Prinz stürzt sich verzweifelt vom Turm und erblindet. Ein Happy-End gibt es trotzdem. Die Liebenden treffen sich später wieder, die Tränen von Rapunzel geben dem Prinzen das Augenlicht zurück und das Paar kehrt ins Reich des Prinzensohns heim.

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Soweit der Klassiker. Bei Thorsten Bihegue können sich die Zuschauerinnen und Zuschauer auf eine andere Geschichte gefasst machen. „Da darf auch laut gelacht werden. Warum muss Rapunzel eigentlich eine Frau sein?“ fragte er sich. So ein weiblicher Name sei Rapunzel ja auch nicht. Die Heldin ist jedenfalls nicht bereit, im Turmzimmer zu warten, bis es in den Zeitplan irgendeines Prinzen passt, sie zu befreien. Und erst einmal muss die Frage geklärt werden, wer von den beiden Protagonisten auf der Bühne Rapunzel überhaupt spielen darf. „In solchen Streitereien finden die Kinder natürlich ihre eigene Lebensrealität wieder.“ Denn, wenn Kinder spielen, wird auch oft gestritten, wer welche Rolle einnehmen darf.

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Auf jeden Fall wird aus dem traditionellen Rollenbild ausgebrochen, wie Mädchen sein müssen – ruhig und liebenswert - und was man von Jungen erwartet – wild und abenteuerlustig. Die Ideen des preisgekrönten Autors und Regisseurs setzen in der Vorstellung am 28. November Georg Grohmann und Roman Mucha um, in den weiteren Vorstellungen spielt Grohmann mit Joanna Gläsel.

INFO:

Das Kinder- und Familientheaterstück Rapunzel wird im Katholischen Jugendheim St. Barbara, Lindenstraße 38 in Meerbeck aufgeführt. Von Kindergärten, Schulen und Gruppen ist es schon im Vorfeld intensiv gebucht worden. „Ein Dankeschön an die Volksbank, denn sie bezahlt die Busse, die die Kinder zu uns bringen“, sagt Dramaturgin Sandra Höhne. Familienvorstellungen gibt es am 27. November, am 4. und 18. Dezember, am 15. Januar und 26. Februar jeweils um 15 Uhr.

Reservieren kann man unter 02841/88 34 110 oder per Mail: info@schlosstheater-moers.de. Weitere Termine für Kitas, Schulen und Gruppen sind buchbar unter der genannten Mailadresse oder Tel. 02841/88 34 112. Eintrittspreise: 10 Euro, ermäßigt 7 Euro. Für Gruppen ab fünf Kindern je 5 Euro.