Neukirchen-Vluyn. Die Freiwillige Feuerwehr in Neukirchen-Vluyn soll jetzt Unterstützung bekommen. Noch bis Ende des Monats können sich Interessierte melden.
Die freiwillige Feuerwehr soll Unterstützung bekommen. Noch bis zum 28. August können Interessierte sich für die neue Stelle im Rathaus bewerben, die der freiwilligen Feuerwehr die Büroarbeit abnehmen soll. Steuerungsunterstützung, so der offizielle Titel. „Alle sehen, wenn wir mit Tatütata zum Einsatz fahren. Aber wie viel es an Papierkram rund um die Feuerwehr, um unsere Leute, die Fahrzeuge und den Brandschutz gibt, weiß so gut wie niemand“, schildert Feuerwehr-Chef Lutz Reimann.
„Wir alle gehen tagsüber einem hauptamtlichen Beruf nach“, sagt Lutz Reimann. Da sei es schwer, neben den durchschnittlich 250 Einsätzen in der Stadt auch noch die gesamte Schreibtischarbeit zu erledigen. „Da fällt heute viel mehr an als noch bei meinem Amtsantritt 2001.“ Bei der Leitstelle in Wesel gebe es heute allein 30 aufgeschaltete Alarmanlagen von Großfirmen und größeren Gebäudekomplexen wie Schulen in der Stadt. „Damals war es gerade mal eine.“ Jede Änderung müsse dabei in die komplexen Einsatzpläne eingepflegt werden. Es fänden Begehungen statt, Schlüsseltresore und anderes müsse verwaltet werden.
Die Feuerwehr ist wie eine Firma
Im Grunde sei es bei der Feuerwehr wie mit einer großen Firma. „Verwaltet“ werden müssten beispielsweise alle 220 Mitglieder, darunter die Jugend- und Ehrenabteilung sowie 160 Aktive, die regelmäßig an Weiterbildungen teilnähmen. „Wir haben vier Gerätehäuser, zwei Löschzüge (Neukirchen und Vluyn) sowie die Löschgruppen Niep und Rayen.“ 18, 19 Fahrzeuge gelte es technisch zu warten und zu pflegen. „Die müssen auch regelmäßig zum TÜV.“ Hinzu kämen rund 3000 Geräte, die die Wehrleute bei ihren verschiedensten Einsätzen benötigten.
„Gerade schaffen wir einen Lösch-Satz für Elektro-Fahrzeuge an. Dazu gehört eine Wanne, die mit Wasser gefüllt werden kann“, beschreibt Reimann. Wobei: Jeder der vier Standorte sei mit den Geräten auf bestimmte Einsatzarten spezialisiert. Neukirchen auf technische Hilfe, Vluyn auf Menschenrettung in der Höhe per Drehleiter, Niep auf Wasser-Eis-Rettung mit Anzügen und einem Boot. Rayen übernimmt die Wasserversorgung der Wehr über längere Strecken.
Gerade sei eine Feuerwehr-Verwaltungssoftware eingekauft worden, in der all dies nun von Hand erfasst werde. Dazu käme der Brandschutzbedarfsplan – er legt fest, wie viel Feuerwehr die Stadt braucht – der alle fünf Jahre fortgeschrieben werde müsse, weiß Lutz Reimann.
Gottseidank: Die Neukirchen-Vluyner Wehr hat keine Nachwuchsprobleme. „Neben unserer guten Nachwuchsarbeit in der Jugendwehr haben wir offensichtlich auch einen guten Ruf. Der beschert uns manchen Seiteneinsteiger, der mit Mitte zwanzig zu uns kommt.“ Nur in Niep könne man noch Verstärkung brauchen. „Da wohnen ja auch wenige Leute.“ Und noch vor 20 Jahren habe es statt 160 nur 125 Aktive gegeben, weiß der Wehrleiter.
Neukirchen-Vluyn hat eine Ausnahmegenehmigung
Vor etwa vier Jahren sei zur Entlastung ein hauptamtlicher Gerätewart eingestellt worden, was für eine schnelle Instandhaltung der Ausrüstung von Vorteil sei. Grundsätzlich sei die Zusammenarbeit mit der Stadt sehr gut, so Reimann. Das Verständnis für die Wehr sei auch im Rat groß. „Was man am einstimmigen Beschluss im Juni, die neue Stelle zu schaffen, sehen kann.“
Nicht zu vergessen: Die freiwillige Feuerwehr kostet Millionen Euro weniger als eine hauptamtliche Wache. „Die Stadt bekommt die Ausnahmegenehmigung seitens der Bezirksregierung für eine freiwillige Wehr regelmäßig, weil wir alle Vorschriften erfüllen, alle Leistungen erbringen, gut ausgebildet und ausrüstet sind“, unterstreicht Wehrleiter Lutz Reimann.
2021 (ein Coronajahr) fuhr die Wehr 236 Einsätze. Schwerpunkt ist heute die technische Hilfe beispielsweise bei Unfällen, bei Unwettern und anderen Ereignissen. Auch müsse man heute immer öfter Türen öffnen, weil Nachbarn sich um einen Bewohner sorgten, weiß Lutz Reimann. Nur noch 27 kleinere Brände und einen mittelgroßen Brand löschte die Wehr 2021. „Was auch gut so ist und für den Brandschutz heute spricht“, freut sich Reimann. Von Bedeutung waren auch die 10 überörtlichen Einsätze der Wehr bei Erftstadt nach der Flutkatastrophe.