Am Niederrhein. Wann Enni in Moers und Umgebung und die Stadtwerke Kamp-Lintfort die Gasumlage kassieren und was beide zum zusätzlich steigenden Gaspreis sagen.

Die 22.000 Gaskunden der Enni Energie & Umwelt werden die Gasbeschaffungsumlage erstmals im Oktober zu spüren bekommen. Von diesem Monat wird der Betrag in den Rechnungen berücksichtigt, kündigte das Unternehmen auf Anfrage an. Bei den Kamp-Lintforter Stadtwerken wird es ab 1. November soweit sein. Unabhängig von der staatlichen Umlage rechnen Enni und die Stadtwerke darüber hinaus zum 1. Januar 2023 mit einem deutlich höheren Gaspreis.

Doch allein die Gasbeschaffungsumlage wird zu einer spürbaren Belastung der Haushalte führen. Sie beträgt 2,419 Cent pro Kilowattstunde. Bei einem Musterhaushalt von vier Personen, der im Jahr 20.000 Kilowattstunden verbraucht, macht die Jahresrechnung um 484 Euro teurer, rechnet Unternehmenssprecher Herbert Hornung vor – und da kommt die Mehrwertsteuer noch oben drauf.

Preisanpassung auch wegen Kosten für Beschaffung von Ausgleichsenergie

Die 4500 Gaskunden der Stadtwerke werden übrigens nicht weniger belastet, weil die Umlage auf den Rechnungen in Kamp-Lintfort einen Monat später auftaucht als bei den Gasbeziehern der Enni. Denn wirksam wird die Umlage bereits zum 1. Oktober, so dass dieser Beitrag mit der November-Rechnung eingezogen wird.

Das ist freilich nicht die einzige „Preisanpassung“ zum Beginn des vierten Quartals. Die Stadtwerke werden auch „die Kosten, die wir für die Beschaffung von kurzfristiger Ausgleichsenergie benötigen, an unsere Kunden weitergeben“, kündigt Vertriebsleiter Bert Buschmann an. „Ausgleichsenergie“ wird nötig, wenn der tatsächliche Tagesbedarf von den Prognosen abweicht: „Diese Energie müssen wir am Spotmarkt besorgen, sie ist sehr teuer“, bedauert Buschmann, der sich nicht dazu äußert, wie hoch genau die Preiserhöhung ausfällt.

Der Preis für Gas wird dich „enorm verteuern“

Immerhin würden die Kosten für die eigentliche Gasbeschaffung in diesem Jahr nicht mehr steigen, so Bert Buschmann. Für das kommende Jahr rechnet der Stadtwerke-Experte aber sehr wohl damit, dass der Einkauf von Gas teurer wird: „Diese erneute Preisanpassung wird voraussichtlich zum 1. Januar 2023 erfolgen müssen.“

Die Enni-Kunden, die in der Grundversorgung sind, müssen in diesem Jahr nicht mehr einen steigenden Gaspreis fürchten, da bei ihnen bereits im März ordentlich zugelangt worden ist. Auf längere Sicht würden sich die Gaspreise für alle Kunden „enorm verteuern“, sagt Enni-Sprecher Herbert Hornung voraus. Das Unternehmen empfiehlt, die dreifache Höhe der aktuellen Abschläge einzukalkulieren. Kunden mit auslaufenden Festpreisverträgen – im September betrifft dies rund 2500 Haushalte – werde man ein neues Angebot mit einer Laufzeit von zwei Jahren machen: „Wir empfehlen, das Angebot trotz einer drastischen Preiserhöhung wegen der extrem unsicheren Marktentwicklung anzunehmen und sich so von voraussichtlich weiter steigenden Preisen abzukoppeln“, so Hornung, der einen weiteren Rat an die Verbraucher hat: „Erhöhen Sie die Abschläge als Maßnahme gegen hohe Nachzahlungen.“

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Apropos: Was passiert, wenn jemand die horrenden Rechnungen nicht zahlen kann? „Wichtig ist“, so Herbert Hornung, „dass sich die Kunden frühzeitig an die Enni wenden.“ Möglich seien beispielsweise Ratenvereinbarungen. Im Unternehmen gebe es überdies ein umfassendes Beratungsangebot zu Einsparmöglichkeiten.

In einer früheren Version dieses Artikels haben wir geschrieben, dass ein Musterhaushalt mit vier Personen jährlich 2000 Kilowattstunden verbraucht. Das ist natürlich falsch, richtig muss es heißen 20.000 Kilowattstunden. Der Fehler ist inzwischen korrigiert. (Red)