Kamp-Lintfort. Steigende Kosten für Energie und Futter, ein Umbau, der immer teurer wird und weniger Spenden: Warum die Tierherberge jetzt große Probleme hat.

Die Folgen von Pandemie und Ukrainekrieg mit rasant steigenden Preise stellen auch die Tierschutzvereine vor große Probleme. Wie die Tierherberge am Drehmannshof. Dort kommt zur allgemeinen Misere noch hinzu, dass der Umbau des Tierhauses, der zurzeit im Gange ist, angesichts der explodierenden Kosten kaum noch finanzierbar ist.

Zu allem Übel, so Pressesprecher Harald Debus, tendiere die Spendenbereitschaft der Menschen derzeit gegen Null. So suchten die Tierschützer im Bund Deutscher Tierfreunde augenblicklich Bürger, die mit finanziellen Hilfen einspringen können, damit der dringend benötigte Neubau, wenn auch mit Verzögerung, doch noch fertig werden könne.

Mitarbeiterin Katharina Schuth und Torros warten darauf, dass der An- und Umbau fertig wird.
Mitarbeiterin Katharina Schuth und Torros warten darauf, dass der An- und Umbau fertig wird. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Das Problem: Baumaterial

Der Um- und Neubau des Tierhauses samt neuer Quarantäne-Station schreite zwar voran. „Derzeit werden die Fundamente erstellt und erste Mauern hochgezogen“, erklärt der Pressesprecher. Doch das Baumaterial sei „ein grandioses Problem“.

Es sei nur schwer zu bekommen und um ein Vielfaches teurer als noch während der Planung. „Wir brauchen dringend Spenden“, bringt der Tierschützer es auf den Punkt. Man hoffe, im nächsten Jahr mit dem Haus fertig zu werden. „Aber momentan ist alles in der Schwebe.“

„Schwemme von Corona-Rückläufern“

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Als wären dies nicht Probleme genug: Obendrein macht „eine wahre Schwemme von Corona-Rückläufern“ den Tierheimen zu schaffen. Vor allem Kleintiere wie „Schmusekaninchen“ und sogar ungewöhnlich viele Schildkröten sowie zahlreiche Katzen würden entweder einfach ausgesetzt oder in der Tierherberge abgegeben. „Gottlob gilt das nicht für Hunde. Das ist bei uns anders als in den Großstädten“, weiß Harald Debus. Die Kosten explodierten auch, weil so mancher Neuzugang medizinische Hilfe brauche. Dies bedeute Tierarzt, Medikamente und Verbandmaterial.

Zudem seien die Preise für Futtermittel deutlich gestiegen. Auch Heizung, Wasser, Strom und Versicherungen kosteten heute mehr als vor der Krise. Hinzu kämen die Personalkosten für 13 Tierpfleger am Drehmannshof, so Debus. Die durchschnittlichen Kosten eines Tierheims pro Jahr schwankten je nach Größe der Stadt bisher schon zwischen 300.000 und 500.000 Euro im Jahr.

Kampf ums Überleben

Die Tierherberge am Drehmannshof wird vom Bund Deutscher Tierfreunde mit Sitz in Kamp-Lintfort getragen. Dieser hat rund 20.000 Mitglieder bundesweit. „Auch wir leben von Beiträgen und vor allem von Spenden. Angesichts der Ahr-Flut und der Ukraine-Krise kommt bei uns jedoch kaum noch Geld an“, berichtet Debus, ohne die Flut- und Ukraine-Hilfen schmälern zu wollen.

Der Bund Deutscher Tierfreunde arbeitet außerdem mit rund 20 Partnern im ganzen Land zusammen, darunter Tier-Rettungsstationen, -Heime und -Hospize. „Mancher Gnadenhof kämpft bereits ums Überleben“, weiß Harald Debus.