Neukirchen-Vluyn/Moers. In der vergangenen Zeit häufen sich Busausfälle bei der Niag in Moers und Neukirchen-Vluyn. Die Gründe. Das will das Unternehmen dagegen tun.

Klaus Zimmermann ist sauer. Der 74-Jährige steht an der Bushaltestelle Nordstraße in Neukirchen-Vluyn. Um 14.26 Uhr wollte er eigentlich mit der Linie 912 nach Moers fahren. „Ich hatte Zeitdruck, und musste zu einem wichtigen Termin“, berichtet er ein paar Tage später im Gespräch mit dieser Zeitung. Doch der Bus kommt nicht. Schnell läuft er nach Hause zurück, nimmt das Auto und kommt gerade eben noch rechtzeitig zum Termin. „Für ältere Leute, die kein Auto mehr haben, ist das aber wirklich ein Problem. Eine Dame, die mit mir auf den Bus gewartet hat, war echt verzweifelt.“ Ein Einzelfall?

Nein, weiß auch das zuständige Busunternehmen Niag. In einer Mail, die Zimmermann nach einem Beschwerde-Schreiben erhalten hat, zeigt das Unternehmen Verständnis für den Ärger seiner Fahrgäste. „Leider“ sei das gesamte Liniennetz derzeit von Verspätungen oder Ausfällen betroffen, gibt die Niag auch auf Anfrage dieser Zeitung zu. Dabei schwanke die Anzahl ausgefallener Fahrten von Tag zu Tag. Michael Block, Sprecher des Unternehmens, nennt ein Beispiel: Am Dienstag, 13. Juli, seien von insgesamt 2.248 Fahrten im gesamten Netz über den kompletten Tag verteilt, 65 Fahrten ausgefallen. Gründe seien vor allem der anhaltende Personalmangel im gesamten ÖPNV, der mancherorts schon zu sogenannten Notfahrplänen führe, und auch der derzeit überdurchschnittlich hohe Krankenstand bei Busfahrerinnen und -fahrern. „Für diese Ausfälle der Fahrten bitten wir unsere Fahrgäste um Entschuldigung und um Verständnis. Wir arbeiten nach Kräften daran, die Lage zu verbessern“, betont der Sprecher.

Niag stellt 12 neue Busfahrerinnen und Busfahrer ein, um Ausfälle zu kompensieren

Um die Ausfälle kompensieren zu können, würden derzeit bereits zwölf neue Fahrerinnen und Fahrer im unternehmenseignen Bildungszentrum in Moers ausgebildet, die das Team bald schon unterstützen könnten. „Wir hoffen sehr, dass die neuen Kolleginnen und Kollegen Entlastung für unser Team bringen können.“ Doch wie lange Fahrgäste noch mit Verspätungen und Ausfällen zu rechnen haben, könne er „wegen der ja anhaltenden Corona-Pandemie nicht konkret vorhersagen“. Wie alle anderen Arbeitgeber sei auch die Niag „leider stark vom Infektionsgeschehen abhängig“. Er hoffe „inständig darauf, dass sich die Situation im Laufe der kommenden Wochen verbessert“.

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Ausfälle könnten üblicherweise in allen Apps mit Echtzeitinformationen angezeigt werden, so auch in der Niag-App. „Sollte zu einem konkreten Zeitpunkt ungewöhnlicherweise die entsprechende Echtzeitinformation über einen Ausfall in unserer App nicht angezeigt worden sein, gehen wir dem Fall gern direkt nach“, verspricht Block, denn: Klaus Zimmermann habe an dem Tag als er den Bus nutzen wollte keinen Hinweis auf den Ausfall in der App angezeigt bekommen, sagt er. „Ich dachte, ich kann mich auf den Bus verlassen. Aber wenn man das tut, ist man verlassen“, zeigt er sich auch Tage später noch verärgert. Er habe sich extra das Neun-Euro-Ticket gekauft, denn „auch Menschen in meiner Altersklasse haben den guten Willen etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen.“ Dafür müsse jedoch erst einmal die Infrastruktur geschaffen werden, lautet seine Meinung.

Die Niag ist der größte Anbieter im busgestützten ÖPNV am unteren Niederrhein

Die Niag ist Teil des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR). Der Verbund erstreckt sich von der niederländischen Grenze bis ins östliche Ruhrgebiet. Das Busliniennetz der Niag umfasst 2.200 Kilometer. Die Busse befördern 36,5 Millionen Fahrgäste jährlich, schreibt das Unternehmen auf seiner Internetseite. Damit ist die Niag der größte Anbieter im busgestützten ÖPNV am unteren Niederrhein. Die Wurzeln der Unternehmensgruppe reichen bis ins Jahr 1909 zurück.