Moers. Malva und Viyan haben in diesem Jahr ihr Abitur mit 1,0 und 1,7 bestanden. Sie sind 2016 aus Syrien geflohen. Sie erzählen ihre Geschichte.
Malva und Viyan Fajri Ahmed sitzen auf einer Bank auf dem Schulhof des Hermann-Gmeiner-Berufskolleg in Moers. Beide waren dort Schülerinnen, bis sie am 18. Juni 2022 ihr Abiturzeugnis entgegengenommen haben. „Wir sind froh, dass die Zeit vorbei ist, aber wir sind auch ein bisschen wehmütig“, betonen die beiden Geschwister. Schließlich haben sie „nur gute Erinnerungen“ an ihre Schulzeit und diese auch noch mit einem Abiturschnitt von 1,0 und 1,7 abgeschlossen. Doch bis dahin war es nicht immer einfach für die beiden jungen Frauen.
Malva und Viyan kommen nämlich gebürtig aus Syrien, aus Qamischlo, einer Großstadt im Nordosten des Landes. Hier herrscht Krieg, seit über zehn Jahren. „Krieg ist einfach schlimm. Vor allem für Kinder, die nichts Schlechtes getan haben, aber keine Chance bekommen, sich ein Leben aufzubauen“, sagt Malva. Sie sei froh und dankbar, in Deutschland zu sein. Natürlich vermisse sie ihre Freunde, aber: „Ich habe mich einfach nur gefreut, als wir hierher kamen. Einfach weil ich wusste, dass hier kein Krieg herrscht.“
Ein Jahr auf einen Schulplatz in Moers gewartet
Seit 2016 ist die sechsköpfige Familie nun in Deutschland. In Moers angekommen, hat es ein Jahr lang gedauert, bis die beiden Schwestern überhaupt einen Schulplatz bekommen haben. Ihr Schulleben hat in einer sogenannten Internationale Vorbereitungsklasse (IVK) für Flüchtlingskinder begonnen. Malva war damals 16 Jahre alt, Viyan bereits 18. Schnell konnten die beiden ehrgeizigen jungen Frauen aber in eine Regelklasse integriert werden. „Wir haben viel daran gearbeitet, möglichst schnell Deutsch zu lernen. Ich wusste einfach, dass ich meine Ziele, die ich im Leben habe, nur erreichen kann, wenn ich die Sprache spreche“, sagt Malva.
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Einem Ziel sind die beiden Schwestern mit ihrem sehr guten Abiturschnitt bereits ein ganzes Stück nähergekommen: Sie wollen Medizin studieren. Humanmedizin? „Oder Zahnmedizin, wir haben uns deutschlandweit beworben und uns erst einmal nicht festgelegt“, erklärt Viyan. Am liebsten würden die beiden Schwestern aber in der Nähe bleiben, an der Universität in Düsseldorf oder Duisburg-Essen studieren. „Schön wäre natürlich, wenn wir auch die Studienzeit gemeinsam verbringen würden. Wenn das aber nicht möglich ist, ziehen wir das Studium auch getrennt durch“, sind sich beide einig.
Geld in die Heimat nach Syrien senden
In erster Linie geht es beiden darum einen Beruf zu erlernen, mit dem sie genug Geld verdienen, um Menschen in ihrer Heimat helfen zu können. „In Syrien leben Kinder, die Träume haben, genau wie wir. Sie haben aber keine Chance sie zu verwirklichen“, sagt Malva und fügt hinzu: „Ich weiß, das klingt groß, aber in mein Abibuch habe ich als Berufswunsch ,Friedensbotschafterin‘ geschrieben.“ Sie will helfen, anderen Mut zu machen, die ähnliches erlebt haben, wie sie und ihre Geschwister.
Deswegen möchte Malva die freie Zeit bis zum Studienbeginn im Herbst auch dafür nutzen ein Buch zu schreiben. Sie will ihre Geschichte erzählen, zwar nicht als Autobiografie, aber als Roman. „Ich will ein Vorbild sein“, betont sie selbstbewusst. „Ich will zeigen, dass man alles erreichen kann, wenn man nur an sich selbst glaubt, ganz egal wo man herkommt. Man darf nur einfach niemals aufgeben.“