Kamp-Lintfort. Elizabeth Weckes setzt Natur auf ihre eigene Art in Szene. Warum ihre Malerei irritieren kann, ist jetzt im Gewölbekeller Kloster Kamp zu sehen.

Ist die überdimensionale Pusteblume die Baustelle für ein Luftschloss? Wenn Elizabeth Weckes Blumen oder Vögel farbenprächtig auf die Leinwand bringt, ist ihr Blick auf die Natur immer weitaus mehr als eine gekonnte Detailstudie. „Ich weiche aus, wenn es zu präzise wird“, sagt Weckes über ihre ganz eigene Art, Natur in Szene zu setzen. „In Wind und Licht“ heißt die aktuelle Ausstellung der Künstlerin, mit der pünktlich zum Museumssonntag am 15. Mai der Gewölbekeller im Kloster Kamp nach langer Coronapause wieder zum Ausstellungsort wird.

Bildsprache lebt von Gegensätzen

Bei aller Farbenpracht und mitunter sehr genauen Naturstudien sprechen die Bilder der Künstlerin aus Frechen aber eine eigene Sprache, die von Gegensätzen lebt und sich Strukturen der Natur ebenso wie der Architektur zu eigen macht. Da flattern Tauben vor einer gläsernen Fensterfront, Möwen stürzen sich auf etwas Undefinierbares auf einer Brücke. Das ist mitnichten eine idyllische Tierwelt. Auf manchen Betrachter mögen diese Szenen sogar bedrohlich wirken – und das ist durchaus gewollt. Die Beschäftigung mit der Natur beinhalte für sie immer auch die Beschäftigung mit Leben und Tod, sagt die 54-Jährige.

Idyllisch ist die Natur selten in den Bildern von Elizabeth Weckes.
Idyllisch ist die Natur selten in den Bildern von Elizabeth Weckes. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Dabei lebt ihre Bildsprache von Kontrasten: Licht und Schatten, Bewegung und Stillstand, Ordnung und Chaos. „Das ist nie ein ,immer dafür’ oder ein ,immer dagegen’“, beschreibt Weckes ihren Ansatz.

Faszinierende Entdeckung

Wie viel Surreales in ihren nur auf den ersten Blick realistisch gemalten Bildern steckt, ist eine faszinierende Entdeckung. So auf dem Gemälde „Auvers“, das nach einem Besuch am Grab des von der Künstlerin verehrten Malers Vincent van Gogh entstand.

Erst, wer genauer hinschaut sieht neben der kleinen Bachstelze auf dem Weg auch die toten Vögel in der Landschaft, stellt fest, dass die Proportionen nicht stimmen. In ihren Bildern, sagt Weckes, sei alles möglich: „Das ist eine Art Realismus, die in den Surrealismus gehen kann, Malerei, die sich verselbstständigt.“ Oftmals verarbeitet sie Erlebtes und Gesehenes auf diese Weise weiter.

Arbeiten aus den letzten acht Jahren

Alle überwiegend großformatigen Bilder sind in Öl gemalt: „Ölfarbe hat eine besondere Tiefe, einen samtigen, organischen Ton. Acryl wird immer staubig“, begründet Weckes ihre Materialwahl. Studiert hat die gebürtige Niederrheinerin an der Kunstakademie in Münster, sie gewann zahlreiche Preise und Stipendien, ihre Arbeiten waren bereits in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. In Kamp-Lintfort zeigt sie jetzt 19 Arbeiten aus den letzten acht Jahren.

Peter Hahnen, der die Ausstellung kuratiert hat, freut sich, den Gewölbekeller endlich wieder zu öffnen. Eintritt kostet die Ausstellung nicht. Weil Ausstellungen im Gewölbekeller für das Geistliche und Kulturelle Zentrum Kloster Kamp Extra-Kosten verursachen, wird offensiv um eine Spende statt Eintrittsgeld gebeten.

Die Ausstellung läuft bis zum 1. November. Öffnungszeiten: werktags 14 bis 7 Uhr, sonn- und feiertags 11 bis 17 Uhr.