Moers/Kamp-Lintfort. Die Pflegekräfte in NRW sollen eine eigene Berufskammer erhalten. Warum ein gelernte Krankenpfleger jetzt in Moers für die Pflegekammer wirbt.
Thomas Kegler kennt den Pflegeberuf aus dem Effeff. Er ist gelernter Krankenpfleger. Beim Caritas-Verband Moers/Xanten leitet er seit Jahren den Fachbereich der ambulanten und stationären Altenhilfe. In diesen Tagen aber ist er viel für seinen Berufsstand unterwegs: Kegler treibt die Pflegekammer NRW voran. Jetzt machte er im Rahmen der Aktion „Kammer vor Ort“ in Moers und Kamp-Lintfort Station, um Pflegerinnen und Pfleger vom linken Niederrhein zu treffen.
Etwa ein Dutzend Pflegefachkräfte informierte sich im Friederike-Fliedner-Haus, rund 60 waren es binnen drei Stunden in der Bethanien-Akademie. Zudem ließen sie sich als Mitglieder registrieren, die sich derzeit im Aufbau befindet. Diesen Job soll der so genannte „Errichtungsausschuss“ erledigen, dem Thomas Kegler angehört. Wer registriert ist, darf sich an der Wahl der ersten Kammerversammlung Ende Oktober beteiligen.
Zu den Besuchern in der Bethanien-Akademie gehörte Christian Kneip. Der Rheinberger ist Krankenpfleger am St. Josef-Hospital in Moers und sagte im Gespräch mit der Redaktion sehr überzeugt, dass er die Idee einer Pflegekammer gut finde: „Wir können uns damit selbst organisieren und unsere Interessen selbst vertreten.“ Für die Pflegekräfte in NRW bedeute die Kammer mehr Mitbestimmung im Gesundheitswesen. Gehe es beispielsweise um Personalschlüssel für Krankenhäuser, rede die Ärztekammer mit, „wir bis heute nicht“, so Kneip.
Unbehagen über Mitgliedspflicht
Ähnlich äußerte sich eine Kollegin. Es sei gut, dass die Pflegekräfte nun eine „eigene Stimme bekommen und nicht die Politiker und Ärzte alles bestimmen“, erklärte sie. Ein wenig Unbehagen bereitet ihr nach eigenem Bekunden der Umstand, dass alle Pflegekräfte per Gesetz verpflichtet sind, Mitglieder der Kammer werden.
Diese Kritik bekomme auch er immer mal wieder zu hören, räumte Thomas Kegler ein. Zwangsmitgliedschaften gebe es aber auch in anderen Kammern. Die Finanzierung durch Mitgliedsbeiträge – maximal 5 Euro monatlich – sei im Übrigen essenziell für die Unabhängigkeit der neuen Körperschaft. Die Landesregierung habe lediglich eine Anschubfinanzierung von 5 Millionen Euro geleistet.
Mehr Mitsprache für Pflegekräfte im Gesundheitswesen
Kegler verspricht sich von der Pflegekammer mehr Mitsprache für seine Berufsgruppe: „Ich bin fast 40 Jahre im Gesundheitswesen, und wir müssen immer das ausführen, was Dritte über die Pflege entscheiden“, so Kegler. „Wenn es jetzt in der NRW-Gesundheitskonferenz um die Verteilung von Geld oder Stellenschlüssel geht, reden wir mit.“ Die Kammer soll zudem eine Berufsordnung entwickeln und künftig die Prüfungen der Auszubildenden abnehmen.
Die Wahl zur Kammerversammlung, die bereits einmal verschoben worden ist, werde diesmal „mit Sicherheit“ stattfinden, zeigt sich Thomas Kegler überzeugt. 74.000 von 220.000 Pflegefachkräften seien registriert: „Das ist schon jetzt die zweitgrößte Berufskammer in Deutschland.“