Kamp-Lintfort. Wahl 2022: Wählen ab 16, mehr Kulturangebote oder ein Azubi-Ticket: Was die Landtagskandidatinnen und -kandidaten für junge Menschen planen.

Acht Kandidatinnen und Kandidaten wollen am 15. Mai im Wahlkreis Wesel II, zu dem Kamp-Lintfort, Rheinberg, Alpen, Sonsbeck, Xanten und Voerde gehören, in den Düsseldorfer Landtag einziehen.

Wir haben im dritten Teil unserer Vorstellungsrunde die Kandidatinnen und Kandidaten gefragt, was sie für die jungen Menschen erreichen wollen. Hier sind ihre Meinungen und Informationen.

Niels Awater, Grüne
Niels Awater, Grüne © Bündnis 90 / Die Grünen | www.foto-grothues.de

Niels Awater (Grüne): Für junge Menschen möchte ich erreichen, dass ihnen gezeigt wird, dass sie gehört werden. Die schulische, betriebliche oder universitäre Ausbildung muss zu einem zentralen Anliegen werden. Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, dass Auszubildende und Studierende in der aktuellen Politik praktisch keinen Stellenwert haben. Außerdem muss der ÖPNV stark ausgebaut werden, um die Anbindung an die Ruhrmetropole zuverlässig nutzbar zu machen.

Manuela Bechert, Die Linke
Manuela Bechert, Die Linke © Die Linke Rheinberg | fabianrapp

Manuela Bechert (Die Linke): Zunächst, dass das Wahlalter auf 16 abgesenkt wird. Zudem möchte ich viel mehr subkulturelle Räume und Angebote für junge Menschen schaffen. Wir brauchen viel mehr Vielfalt in der Kultur für junge Menschen und vor allem Angebote, an denen die Jugend selbst mitgestalten kann und involviert wird. Speziell setze ich mich für ein Angebot und eine Beratungsstelle in unserem Wahlkreis für sexuell nicht normativ geprägte junge Menschen ein.

Renan Cengiz, Die Partei
Renan Cengiz, Die Partei © Die Partei Rheinberg | Die Partei Rheinberg

Renan Cengiz (Die Partei): 71 Prozent der Jugendlichen haben den Eindruck, in der Politik nichts verändern zu können. Das muss an diesen Killerspielen liegen. Ob man da noch was machen kann? Ich möchte zumindest nicht der nächste in der Reihe sein, der diesen Eindruck beim unbeholfenen Versuch, ihn zu widerlegen, bestätigt. Aber bevor du gar nicht wählen gehst, wähl doch einfach mich – die etwas weniger cringe Alternative.

Franca Cerutti, FDP
Franca Cerutti, FDP © FDP

Franca Cerutti (FDP): Als Mutter und Psychotherapeutin weiß ich, dass das Fundament für ein gutes Leben in der Kindheit liegt. Kinder brauchen beste und flexible Betreuung von Anfang an, und Familien müssen viel stärker unterstützt werden – zum Beispiel durch mehr beitragsfreie Kindergartenjahre. Schülerinnen und Schüler haben in der Pandemie einen hohen Preis bezahlt – sie sollten durch Wissenslücken nicht auch noch um ihre Zukunft gebracht werden. Durch den lückenhaften Unterricht und die mangelhaften Onlineangebote sind Aufholbedarfe und psychische Schieflagen entstanden, denen wir mit pädagogischen Unterstützungsangeboten begegnen werden. Und weil es uns alle betrifft: Klimaschutz ist eine Selbstverständlichkeit. Im Sinne der Generationengerechtigkeit ist es die Aufgabe der Politik und jedes Einzelnen, Verantwortung zu übernehmen und unseren Kindern, Enkeln und allen nachfolgenden Generationen einen intakten Planeten zu hinterlassen.

Michael Reiff, Die Basis
Michael Reiff, Die Basis © JOHANNES EVERS

Michael Reiff (Die Basis): Kinder und junge Menschen sind die Zukunft unseres Landes und keine Seuchenherde. Eine gute Schul- und Ausbildung (unabhängig vom Status der Eltern) muss jedem ermöglicht werden, jedoch dürfen wir ihnen nicht die Freiheiten und Freundschaften verwehren, die wir selber genossen haben und die jeden Menschen in seiner persönlichen Entwicklung formen.

René Schneider, SPD
René Schneider, SPD © SPD Kamp-Lintfort | Hans Buttermilch

René Schneider (SPD): Viele junge Menschen machen sich zurecht Sorgen, wie es mit Umwelt-, Natur- und Klimaschutz weitergeht. Wir wollen deshalb die Versiegelung der Landschaft stoppen, erneuerbare Energien ausbauen, den Nahverkehr für alle attraktiv machen und die Forderungen der Volksinitiative Artenvielfalt schnellstmöglich umsetzen. Das Wahlrecht ab 16, ein Azubi-Ticket sowie eine Ausbildungsplatzgarantie stehen ebenfalls in unserem Regierungsprogramm.

Sascha van Beek, CDU
Sascha van Beek, CDU © CDU

Sascha van Beek (CDU): Junge Menschen sollen auch bei uns im ländlichen Raum eine Perspektive für die Zukunft haben. Das fängt bei der Bildung an. Ob gute Schulen, eine starke berufliche Bildung oder Studienmöglichkeiten. Aber auch die Mobilität ist wichtig. Wir brauchen einen verlässlichen und gut getakteten ÖPNV sowie mehr Fahrradwege, damit man auch ohne Führerschein mobil sein kann. Nie hat eine Landesregierung dafür mehr getan. Das will ich zukünftig mitgestalten.

Daniela van Meegeren, AfD
Daniela van Meegeren, AfD © NRZ | FOTOSTUDIOS BARTH

Daniela van Meegeren (AfD): Ich möchte für unsere Kinder eine Zukunft, die besser ist als die Vergangenheit. Unseren Heranwachsenden möchte ich Zukunft bei uns am Niederrhein ermöglichen und nicht irgendwo anders. Ich möchte, dass für sie Freiheit, Wohlstand und Sicherheit normal bleiben und nicht aufs Spiel gesetzt werden. Das Leben soll erschwinglich sein.

>>INFO: Ergebnisse 2017 und Wahlberechtigte

René Schneider von der SPD hat bei der vergangenen Landtagswahl 2017 das Direktmandat geholt – mit 38,5 Prozent der Stimmen. Knapp dahinter folgte Rainer Groß von der CDU (36,8 Prozent). Bei den Zweitstimmen lag die CDU mit 34 Prozent hauchdünn vor der SPD (33,9 Prozent). Dahinter folgte die FDP mit 11,4 Prozent, die AfD mit 7,2 Prozent, die Grünen mit 4,9 Prozent und Die Linke mit 4,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 66,7 Prozent.

In diesem Jahr sind in Alpen 10.700 Menschen wahlberechtigt. In Kamp-Lintfort dürfen knapp 27.500 wählen, in Rheinberg rund 24.700. In Sonsbeck sind in diesem Jahr etwa 6860, in Xanten rund 17.260 und in Voerde 28.390 Menschen zur Wahl aufgerufen.