Moers. Die Schüler des Grafschafter Gymnasiums Moers organisierten eine Friedensaktion. Der Krieg ist nicht nur an dieser Schule Thema im Unterricht.
„Dieser Krieg macht uns allen zu schaffen. Ich appelliere an euch: Zeigen wir uns solidarisch mit den Menschen in der Ukraine“, ruft Muhamad Al Delemi, stellvertretender Schülersprecher des Grafschafter Gymnasiums in Moers, zu seinen Mitschülern. Sie applaudieren, strecken die selbstgebastelten Plakate in die Höhe. „No War“, zu Deutsch „Kein Krieg“ ist darauf zu lesen.
Auf einem anderen Transparent ist eine weiße Friedenstaube auf blau-gelbem Untergrund zu sehen. Viele Schüler und auch Lehrer sind in weiß gekleidet, „denn weiß ist die Farbe des Friedens“, erklärt eine Schülerin. Als Peace-Zeichen aufgestellt singen sie im Anschluss gemeinsam Bob Dylans Friedenssong „Blowin’ in the Wind“.
Moerser Schüler organisierten Friedensdemo
Es waren die Schülerinnen und Schüler selbst, die am Donnerstag die Initiative ergriffen und eine kleine Friedensdemo auf dem Schulhof des Grafschafter Gymnasiums organisiert haben. „Der Krieg beschäftigt die Kinder und Jugendlichen sehr. Sobald sie das Radio oder den Fernseher einschalten, werden sie damit konfrontiert. Man spürt die Nervosität“, sagt Schulleiterin Dr. Astrid Czubayko-Reiß. Gemeinsam mit dem Lehrerkollegium unterstützte sie das Engagement der Schüler.
Die Schülervertretung hatte im Vorfeld kleine blau-gelbe Solidaritätsschleifen gebastelt, die gegen eine Spende verteilt und gestern getragen wurden. Rund 430 Euro sind dadurch schon zusammengekommen. Das Geld geht ans Unicef-Kinderhilfswerk und kommt ukrainischen Kindern in Not zugute.
Gut ein Dutzend Schülerinnen und Schüler hatten während der Aktion ihre Sorgen und Forderungen vorgetragen. „Warum muss man Konflikte so lösen? Alle Menschen müssen zusammenhalten und Putins Krieg stoppen“, so ein jüngerer Schüler.
Gymnasium Adolfinum zeigt ebenfalls Solidarität
Beim Blick auf die Plakate fiel auch auf, dass nicht nur Schilder in den ukrainischen Farben, sondern auch in den Nationalfarben Syriens oder des Iraks hochgehalten wurden. „Weltweit gibt es leider blutige Konflikte. Das zum Ausdruck zu bringen, war den Schülern ebenfalls wichtig“, erklärt Michael Gräfen, stellvertretender Schulleiter.
Das Grafschafter Gymnasium ist aber nicht die einzige Schule in Moers, die mit verschiedenen Aktionen ihre Solidarität mit der Ukraine bekundet. „Das Thema ist bei uns sehr präsent“, sagt Thorsten Klag, Schulleiter des Gymnasiums Adolfinum. Und der Drang, nicht tatenlos zuzusehen, sondern den Menschen in der Ukraine zu helfen, sei groß – symbolisch und ganz praktisch.
Friedensgebet und Spendenaktion
Auf ein Transparent malten die Schüler die Friedenstaube von Pablo Picasso, um ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen im Krieg zu setzen. Es gab bereits ein gemeinsames Friedensgebet und in der Pausenhalle der Schule wurde eine Box aufgestellt, in die man seine zu Papier gebrachten Ängste, Wünsche oder Gebete werfen kann.
Die AG FitforFuture um die Lehrerinnen Babett Götz und Tatjana Meier habe zudem eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Sie sammeln Sachspenden und Medikamente, die über das ukrainische Konsulat in Düsseldorf in die Ukraine gebracht werden.
Auch im Unterricht werde über den Krieg gesprochen. „Die Schüler stellen immer wieder Fragen zu den Zusammenhängen des Kriegs“, erzählt Klag. Diese werden im Politikunterricht erläutert. In den Klassenleitungsstunden geht es normalerweise um Alltagsthemen, die die Schüler beschäftigen. Zurzeit werde auch in diesen Stunden vor allem über den Krieg und die persönlichen Ängste und Sorgen der Schüler gesprochen, so der Schulleiter.
Schüler der Geschwister-Scholl-Gesamtschule malen Friedensbilder
Als kleines Zeichen der Solidarität ruft die Geschwister-Scholl-Gesamtschule (GSG) ihre Klassen dazu auf, Friedensbilder zu erstellen, die über die sozialen Netzwerke verbreitet werden. Die Schülervertretung plant zudem noch weitere Aktionen. Im Schulalltag achte man jetzt vor allem darauf, dass der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland nicht für Streit unter den aus diesen Ländern stammenden Schülern sorgt, sagt Schulleiter Oliver Weber.
Ein Augenmerk werde auch auf die Kinder gelegt, die als Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak kamen. „Für sie ist das noch einmal ein ganz anderes Thema, weil es sie an ihre eigene Flucht erinnert.“
Stadt ist auf ukrainische Flüchtlingskinder vorbereitet
Das Gymnasium in den Filder Benden plant am Freitag eine große Friedensaktion. Um 12.45 Uhr bilden 1000 Mitwirkende ein Peace-Zeichen au dem Schulhof. Am Samstag verkauft die Klasse 6c auf dem Altmarkt selbst gebackenen Kuchen. Mit dem Erlös werden die Flüchtlingskinder der Internationalen Klasse des Filder Benden mit Starterkids für deren Schulstart unterstützt.
Bei der Stadt Moers sei man bereits vorbereitet, ukrainische Flüchtlingskinder in das Regelschulsystem zu integrieren sowie aber auch Willkommensklassen einzurichten, heißt es auf Anfrage der Redaktion. Die Abläufe, die im Rahmen der Flüchtlingszuwanderung in den Jahren 2015 und 2016 geschaffen wurden, könne man dazu „reaktivieren“.
Kommen ukrainische Familien mit schulpflichtigen Kindern in Moers an, werden diese von den Eltern oder den Betreuungspersonen beim Fachdienst Schule gemeldet. Grundschulkinder vermittelt die Stadt selbst an die Grundschule. Kinder für die weiterführenden Schulen werden an das Kommunale Integrationszentrum (KI) beim Kreis Wesel gemeldet. Das KI organisiert dann – nach Beratung der Eltern – einen Moerser Schulplatz.