Moers. Das Bethanien-Krankenhaus Moers bereitet sich auf ein Angebot vor, das bisher nur wenige Kliniken in NRW haben. Der Start-Zeitpunkt steht fest.

Das Bethanien-Krankenhaus in Moers kann mit Unterstützung des NRW-Gesundheitsministeriums in diesem Jahr einen Hebammenkreißsaal einrichten. Das Konzept bieten zurzeit nur neun von 136 Kliniken mit geburtshilflichen Abteilungen im Land an. Die NRZ hat nachgefragt, was genau geplant ist.

Im vergangenen Jahr sind im Bethanien-Krankenhaus 1756 Babys zur Welt gekommen, so viele wie noch nie. Dabei wird ein altes Prinzip angewendet, wie Chefarzt Dr. Peter Tönnies sagt: „Traditionell ist die Geburtshilfe ärztlich geleitet.“ Im Klartext: Die Verantwortung für alle erforderlichen Maßnahmen und Abläufe unter der Geburt liegt bei einer Ärztin oder einem Arzt.

Ärzte werden nur im Notfall hinzugezogen

Das ist beim neuen Konzept anders. „Hier hat die Hebamme die Verantwortung, wenn keine Risikofaktoren erkennbar sind. Ärztinnen oder Ärzte können im Notfall hinzugezogen werden, aber die Verantwortlichkeit geht über an die Hebamme. Wir begrüßen das Konzept, es ist eine Geburtshilfe im wörtlichen Sinn“, sagt Tönnies. Es geht beim Hebammenkreißsaal also in erste Linie um inhaltliche Dinge, weniger um den Saal selbst.

Ursula Kamp, seit 2017 leitende Hebamme am Bethanien-Krankenhaus, hat beobachtet, dass diese Inhalte für viele Frauen und Paare immer wichtiger werden: „Viele möchten, dass eine Hebamme unter der Geburt die Verantwortung übernimmt, und zugleich möchten sie die Sicherheit eines Kreißsaals.“ Das habe auch damit zu tun, dass die Zahl der über viele Jahre praktizierten Hausgeburten wieder abnehme: „Die Hausgeburtshebamme wird seltener, zurzeit kenne ich hier in der Region nur noch eine.“

Die Verantwortung hat die Hebamme

Corinna Sack, Kamps Stellvertreterin, schildert den möglichen Ablauf einer Geburt in der Verantwortung einer Hebamme, und sie kennt das Datum für den Start: „Frauen, die das möchten, können sich ab Oktober bei uns melden. Wichtig ist, dass die Schwangerschaft komplikationslos verläuft.“

Um das herauszufinden, gibt es gleiche mehrere Gespräche und Untersuchungen, wie Sack berichtet: „Gleich beim ersten Gespräch werden mögliche Risikofaktoren herausgefiltert. Bei einem zweiten Gespräch vier bis sechs Wochen später fragen wir dann nach, ob sich etwas verändert hat.“

Sind Faktoren wie Herztöne und Kindslage in Ordnung, kann die durch eine Hebamme geleitete Geburt geplant werden. Der Wunsch wird, so Corinna Sack, auch im Mutterpass vermerkt. Im Unterschied zu einer durch eine Ärztin oder einen Arzt geleiteten Geburt ist dann eine Hebamme für eine Schwangere zuständig. Sack: „Im Kreißsaal werden die Risiken erneut geprüft, dann verläuft die Geburt so, wie die Frau es möchte.“