Kamp-Lintfort. Startschuss für ein neues Format: Beim Elterntalk können Mütter und Väter in gemütlicher Runde Erfahrungen austauschen und voneinander lernen.

Am besten kommen Erziehungstipps an, wenn Eltern sie an andere Eltern weitergeben. Das ist mit ein Grund dafür, warum die Stadt Kamp-Lintfort künftig auf ein neues Format setzt: Elterntalk nennt sich ein Projekt, das in Nordrhein-Westfalen seit fünf Jahren – unter anderem auch in Dinslaken – läuft. Insa Stürmer vom Jugendamt der Stadt und die Regionalbeauftragte Jennifer Klotz vom Verein CEC-Connect erklären im Interview, wie und warum der Elterntalk jetzt auch in Kamp-Lintfort startet.

Der Elterntalk bitte möglichst in drei Sätzen...

Stürmer: Eltern unterhalten sich über Erziehungsfragen. Das ganze ist eine Abendveranstaltung – Eltern laden Eltern ein. Es ist gedacht als ein Erfahrungsaustausch unter Gleichen.

Welche Themen kommen dabei auf den Tisch?

Klotz: Wir haben vorerst insgesamt vier Themen: Gesundes Aufwachsen, Fernsehkonsum, Smartphone und digitale Spiele. Zu jedem Thema gibt es Bildkarten, über die die Eltern ins Gespräch miteinander kommen.

Reden Eltern untereinander nicht sowieso über solche Themen? Warum kann so ein Format Sinn machen?

Stürmer: Es spricht mehr Eltern an – bis zu acht Eltern und ein/e Moderator*in sitzen an einem solchen Abend miteinander zusammen. Dabei wird sich auf ein Thema fokussiert. Oft finden Alltagsgespräche zwischen Eltern ja nur zwischen Tür und Angel statt. Wir wollen auch Eltern miteinander ins Gespräch bringen, die das vielleicht sonst nicht miteinander tun. Mütter und Väter, die Angebote wie Elternsprechtage eben nicht nutzen. Da hoffen wir, dass die sich von diesem Format, wo alle gleichberechtigt um einen Tisch herumsitzen und es keinen gibt, der etwas ,besser weiß’, eher angesprochen fühlen.

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Was hat es mit den sogenannten Moderator*innen auf sich?

Klotz: Unsere Moderierenden – alle selbst Eltern oder Großeltern – werden vorher trainiert. Wir haben bewusst in Kamp-Lintfort Personen ausgewählt, die Schlüsselpersonen in bestimmten Bereichen oder Communities sind. Zum Beispiel haben wir Tageseltern dabei, wir haben jemanden aus der türkischen Community in der Stadt, die selber Hodscha ist. Dann unterstützt uns ein Mann aus der russischen Community, der sehr gut vernetzt ist mit den jüngeren Eltern. Oder jemanden, der zum Beispiel in Hoerstgen in der Kirchengemeinde gut eingebunden ist.

Ist das keine Hemmschwelle, Leute ins eigene Haus einzuladen?

Klotz: Nein, Eltern treffen sich gerne zuhause. Wenn dem aber nicht so sein sollte, gibt es sicherlich auch Möglichkeiten, auszuweichen. Man muss sich das ein bisschen wie eine Tupper-Party vorstellen – es gibt sogar auch ein Gastgeschenk. Was, wird aber noch nicht verraten.

Für welche Altersgruppe bei den Kindern ist der Elterntalk denn gedacht?

Stürmer: Für Kinder von drei bis maximal 14 Jahren. Danach beginnt die Pubertät, da werden Erziehungsprobleme oft sehr individuell.

Was kann das Format leisten und was nicht?

Klotz: Auf jeden Fall kann es Eltern ins Gespräch bringen. Und dabei auch positiv bestärken. So, dass Eltern vielleicht auch erleichtert feststellen: Ach, so verkehrt liege ich eigentlich gar nicht, ich habe ja schon einiges richtig gemacht. Was er nicht kann: professionell zu beraten. Aber dann gibt es für die Moderierenden die Möglichkeit, auf bereits bestehende professionelle Hilfen hinzuweisen.

Stürmer: Manchmal kommen in vertrauter Runde ja auch Dinge auf den Tisch, die gravierend sein können. Das wird dann von den Moderierenden aufgegriffen, aber eben nicht in dieser Runde weiter behandelt. Dann gilt es, weiterzuvermitteln, dazu gibt es gute Kontakte zu den Angeboten vor Ort.

Um möglichst viele Eltern in Kamp-Lintfort zu erreichen, soll das Format in verschiedenen Sprachen angeboten werden ...

Klotz: Genau. Wir können derzeit auf türkisch, bosnisch, arabisch, russisch und kurdisch zurückgreifen. Alle unsere Moderierenden sprechen Deutsch, aber können auch Zweit- oder sogar Drittsprachen bedienen. Es gibt eben auch in Kamp-Lintfort Mütter, die Deutsch noch nicht richtig gut gelernt haben. Da ist es wichtig, denen ein Angebot machen zu können. Ich finde das mega-spannend. Weil man dann auch mitbekommt, wie Erziehung in verschiedenen Kulturkreisen funktioniert …

Wann soll der Elterntalk starten?

Stürmer: Die Moderierenden sind gut vorbereitet und sehr motiviert. Die ersten – vorerst digitalen – Talks starten jetzt nach den Ferien.

Kontakt über Jennifer Klotz, 02842/70 67 519