Moers/Am Niederrhein. Experten fürchten eine Belastung der kritischen Infrastruktur durch die Omikron-Variante. Sind Feuerwehr und Wasserversorgung in Moers gerüstet?

Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt im Kreis Wesel. Über 250 betrug sie noch Anfang Dezember, am Mittwoch meldete der Kreis eine Inzidenz von 181,6. Doch Experten und Bundesregierung warnen vor einer möglicherweise trügerischen Entspannung, weil sich die Omikron-Variante des Virus rasant ausbreiten und auch am Niederrhein Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtiger Einrichtungen wie Strom- und Wasserversorgung oder der Rettungsdienste betreffen könnte. Ist diese kritische Infrastruktur auf ein solches Szenario vorbereitet?

Die Moerser Feuerwehr setzt vor allem auf zwei Maßnahmen: impfen und entzerren. So seien die mehr als 100 hauptamtlichen Kräfte zu nahezu 100 Prozent geboostert, erklärt der Sprecher der Stadt, Thorsten Schröder. Darüber hinaus habe man die Teams, bestehend aus Rettungssanitätern und Notarzt-Fahrern, an verschiedenen Standorten untergebracht, beispielsweise auf der Hauptwache in Hülsdonk und auf der Wache an der Essenberger Straße: „Die begegnen sich erst gar nicht“, so Schröder. Selbst wenn also für ein Team Quarantäne angeordnet werden müsste, könnten die anderen ohne Einschränkung weiterarbeiten. Dasselbe gelte für die zehn Wachmannschaften der Feuerwehr. Schröder nennt einen weiteren Faktor, der die Stadt zuversichtlich sein lässt: „Die Mitarbeiter handeln auch im privaten Bereich vorsichtig und verantwortungsvoll. Da macht keiner Party, bevor er zur 24-Stunden-Schicht aufbricht.“

Stadt Moers: „Das System gerät nicht so schnell ins Wanken.“

Das Prinzip der Entzerrung praktizieren die Feuerwehr und die Stadt insgesamt seit Beginn der Pandemie – offensichtlich mit Erfolg: „Nicht einmal in der Zeit, als noch kein Impfstoff zur Verfügung stand, hatten wir nennenswerte Ausfälle.“ Es gebe zwar durchaus Pläne für weitere Eskalationsstufen mit größerem Personalausfall, etwa die Rückholung von Urlaubern oder Amtshilfe von anderen Kommunen, aber: „Davon sind wir meilenweit entfernt“, versichert Schröder. „Das System gerät nicht so schnell ins Wanken.“

Auch die Enni-Unternehmensgruppe verfährt seit Beginn der Pandemie nach dem Grundsatz, Mitarbeiter in Gruppen aufzuteilen, damit im Falle einer Infektion nicht gleich ganze Abteilungen aufgrund einer Quarantäne ausfallen, was insbesondere bei der Wasser- oder Stromversorgung fatale Folgen haben könnte. So agierte früher die komplette Belegschaft zur Steuerung der Wasserversorgung vom Betriebshof Wittfeldfeldstraße aus. Seit März 2020 ist sie geteilt in zwei Teams, von denen eines im Wasserwerk Niep stationiert ist. Begegnungen gebe es nicht, versichert Enni-Sprecher Herbert Hornung. Im Notfall könne ein Team die Steuerungsarbeit des anderen übernehmen, und auch für weitere Szenarien gebe es Notfallpläne: „In Moers und Neukirchen-Vluyn muss niemand fürchten, dass er kein Trinkwasser oder keinen Strom bekommt.“

Externe Besucher kommen nicht ins neue Enni-Haus am Jostenhof

Teambildung praktiziert der Dienstleister auch bei Müllabfuhr, Straßenreinigung, Kanalbereitschaft und der Meldestelle. Darüber hinaus wird überall, wo möglich, das mobile Arbeiten gefördert. Zwischenzeitlich seien die Regeln mal gelockert worden, so Hornung: „Aktuell sind sie wieder verschärft.“ Externe Besucher lässt Enni derzeit gar nicht mehr ins neue Verwaltungsgebäude am Jostenhof.

Die Niag reagiert ebenfalls und hat sich auf eine möglicherweise größere Zahl an Infektionen mit der Omikron-Variante vorbereitet. Zu den vorsorglichen Plänen gehören neue Schichtmodelle, die direkte Kontakte beispielsweise von Fahrerinnen und Fahrern minimieren. Daneben gibt es im Rahmen eines Notfallplans ein Konzept für das Aufrechterhalten des ÖPNV in Ausnahmesituationen.