Neukirchen-Vluyn/Erftstadt. Durch viele Spenden gehen 32.000 Euro an Kameraden in Erftstadt, die bei der Flut teilweise alles verloren haben. Eine Einzelspende war sehr hoch.

Mit diesem Erfolg hätte Lutz Reimann nie gerechnet. Als der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr in Neukirchen-Vluyn mit seinen Kameradinnen und Kameraden Anfang August eine Spendenaktion startete, um Feuerwehrkräfte in den betroffenen Hochwassergebieten zu unterstützen, die teilweise selbst alles in den Fluten verloren hatten, da rechnete er noch mit etwa 5000 Euro. „Und da habe ich schon gedacht, dass ich mich gewaltig aus dem Fenster lehne“, sagt Reimann im Gespräch mit der Redaktion. Stattdessen kamen innerhalb von sechs Tagen rund 24.800 Euro zusammen.

Darauf war niemand in der Feuerwehrtruppe gefasst, die gruppenweise auf Wochenmärkten, vor Supermärkten, auf dem Feierabendmarkt in Vluyn und an der Halde Norddeutschland um Unterstützung für die betroffenen Kameraden bat. „Einfach überragend“ nennt der Feuerwehrchef die Spendenbereitschaft der Neukirchen-Vluyner Bevölkerung. Die höchste Einzelspende kam allerdings nicht auf einem der Märkte und Plätze in Neukirchen-Vluyn, sondern im Feuerwehrgerätehaus an. Ein Mann sei angefahren gekommen, habe seinen Wagen so geparkt, dass man das Nummernschild nicht habe sehen können, sei ausgestiegen und habe einen Umschlag übergeben, sagt Lutz Reimann. Inhalt: 2100 Euro.

Die Spendensumme hat die Feuerwehr auf 32.000 Euro aufgestockt und nach Erftstadt weitergeleitet. Die Stadt gehörte zu den am schwersten betroffenen Städten des Hochwassers, das im Stadtteil Blessem zu einem massiven Erdrutsch geführt hatte. Viele Feuerwehrleute waren selbst betroffen. Einige hätten alles verloren, während sie selbst an anderer Stelle teilweise 14 Stunden lang gegen das Hochwasser gekämpft hätten, sagt Lutz Reimann betroffen.

58 Anträge auf Unterstützung von betroffenen Feuerwehrleuten sind beim Förderverein der Feuerwehr Erftstadt eingegangen. 14 Kameraden haben Schäden erlitten, die die 50.000-Euro-Marke überschreiten. Die geschilderten Einzelschicksale seien aufwühlend, so Reimann. Eine umfangreiche Feuerwehrsammlung mit Exponaten aus aller Welt für ein geplantes Feuerwehrmuseum sei in Teilen unwiederbringlich zerstört, darunter auch alte Feuerwehrkutschen aus dem 19. Jahrhundert.

Die immensen Schäden in Erftstadt hat die Neukirchen-Vluyner Feuerwehr auch selbst gesehen. Drei Kameraden waren laut Lutz Reimann während der Hochwasserkatastrophe in Blessem im Einsatz. Weil man die Ausmaße der Katastrophe dort hautnah miterlebt habe, habe man sich entschlossen, die gesamte Summe komplett den Feuerwehrangehörigen in Erftstadt zu Verfügung zu stellen, sagt Lutz Reimann, der gemeinsam mit seinen Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr in Neukirchen-Vluyn hofft, zumindest etwas helfen zu können. Und eines weiß Lutz Reimann bereits jetzt: Der Kontakt zu den Kameradinnen und Kameraden in Erftstadt „bleibt auf jeden Fall bestehen“.