Moers. Die Arbeiterwohlfahrt des Kreises Wesel und die Moerser Gruppe der Seebrücke installieren ein Symbol. Dabei spielen Schirme eine tragende Rolle.
Über den Köpfen der Passanten in der Klosterstraße, der Gasse zwischen Kastellplatz und Altmarkt, leuchtete am Samstagnachmittag ein Regenbogen der besonderen Art. In blau, gelb, grün und weiß bildeten Regenschirme ein buntes Dach. Was es damit auf sich hatte, deuteten die Worte „Schutz und Schirm“ an, die an dem gespannten Netz prangten.
Unter dem Motto „Moers bietet Schutz und Schirm“ setzte die Arbeiterwohlfahrt (Awo) mit der Moerser Ortsgruppe des internationalen Bündnisses „Seebrücke“ ein buntes Zeichen für Toleranz und Weltoffenheit. Schon am Vormittag begannen die Vorbereitungen für die Kunstaktion, die Konrad Göke als Projektleiter federführend organisierte. Die Enni stellte einen Hubwagen bereit, um das fünf Meter breite und acht Meter lange Netz zu spannen.
Mit Jugendlichen der Awo-Begegnungsstätten wurden die Seile und Karabiner fürs Netz an den Vorrichtungen der Weihnachtsdekoration angebracht. Nach dem Anbringen verankerten der Vorstandsvorsitzende des Awo-Kreisverbandes Wesel, Jochen Gottke, Olga Weinknecht, die Leiterin des Awo-Fachbereiches Flucht, Migration und Integration, und weitere engagierte Awo-Mitarbeitende und Seebrücke-Mitglieder zusammen die aufgespannten Stockschirme hoch über der Gasse.
Die Awo hat die Schirme erworben
Die Awo hatte Schirme erworben. Wer wollte, konnte selbst Schirme hinzufügen. Am Nachmittag fand dann die offizielle Eröffnung durch den Präsidenten des Awo-Kreisverbandes Wesel, Ibrahim Yetim, samt Ständchen der Sänger der Vereinigten Bühnen Krefeld-Mönchengladbach statt.
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Die Sänger trugen berühmte Lieder wie „Ein kleiner grüner Kaktus“ und „Veronika, der Lenz ist da“ der Comedian Harmonists vor, deren jüdische Mitglieder damals vor den Nazis fliehen mussten. Yetim betonte, wie wichtig die Kunstaktion ist: „Die Schirme symbolisieren Schutz für alle Menschen und dafür stehen wir in Moers.“ Der Kampf gegen Diskriminierung und für Toleranz bleibe relevant und passiere bei der Seebrücke und der Awo in der täglichen Arbeit mit den Menschen: „Man muss es hart sagen: Ohne diese Menschen würden viele einfach im Mittelmeer ersaufen.“ Weinknecht appellierte, dass hinter jeder Flucht ein Schicksal stehe. Retter würden kriminalisiert und Fluchtrouten gekappt.
Motto: Brücken statt Mauern bauen
Um das zu verhindern, engagiert sich auch Bernd Siegmund bei der Seebrücke: Konkret helfe man etwa mit Organisation von Freisprechanlagen für Schiffe zur Seenotrettung, bilde Menschenketten in orange als Symbol für Rettungswesten flüchtender Menschen und realisiere Spendenaktionen für Flüchtlingslager in Lesbos. Obwohl Flüchtlinge dringend Obdach suchten, hätten hiesige Flüchtlingslager Leerstand. Brücken statt Mauern bauen bleibe deshalb das hochaktuelle Motto der Seebrücke, heißt es weiter.
Am Wochenende hatte der Wind eine Halterung aus der Wand gezogen. Enni wisse Bescheid und behebe den Schaden am Montag, sagte Konrad Göke am Sonntagnachmittag.