Moers. Das Impfzentrum Moers schließt. Die Leiterin zieht eine positive Bilanz. Wer sich noch immunisieren lassen möchte, hat nun andere Möglichkeiten.
Schluss. Aus. Vorbei. Am Donnerstag war der letzte offene Tag im Moerser Impfzentrum. Der Kreises Wesel schließt die Standorte in Wesel und Moers gemäß dem Beschluss der Landesregierung NRW. Das Impfgeschehen sollen ab dem 1. Oktober landesweit grundsätzlich die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie Betriebsärzte und -ärztinnen komplett übernehmen.
Am Moerser Standort sind vom 19. April bis einschließlich 28. September knapp 52.000 Impfungen verabreicht worden. Das teilt der Kreis auf NRZ-Anfrage mit. An beiden Standorten wurden mit Stand 24. September seit Beginn der Impfkampagne mehr als 340.000 Impfungen durchgeführt, davon gut 181.000 Erstimpfungen und rund 160.000 Folgeimpfungen. Heißt: 84 Prozent der Piekse gab es im Impfzentrum Wesel oder über das mobile Impfteam und rund 16 Prozent am später gestarteten Impfstandort in Moers.
„Damit steht für mich fest, dass sich der hartnäckige Einsatz für einen zweiten Impfstandort im linksrheinischen Bereich absolut gelohnt hat“, sagt Landrat Ingo Brohl. Sicher war eben das in der Anfangsphase nicht. Es gab seinerzeit heftige Kritik, insbesondere von älteren oder eingeschränkten Menschen sowie von Senioreninstitutionen, die bemängelt hatten, dass es für etliche Menschen beschwerlich sei, nach Wesel zu fahren. Für sie wurden ab April die Wege kürzer.
„In Voll-Last hatten wir etwa 800 Impfungen am Tag“, sagt Beate Flis, die Leiterin des Moerser Impfstandortes. In der „Sturm- und Drangzeit“ seien es sogar mehr als 1000 gewesen. Das war im Juni, Juli, also kurz vor den Sommerferien, als sich etliche Familien auf ihren Urlaub vorbereiteten. 500 Impfungen am Tag habe man gut geschafft, „ohne ins Schwitzen zu geraten“, sagt die 59-Jährige weiter. Am Mittwoch dieser Woche hieß es noch 250 Mal „bitte den Arm freimachen“, am Donnerstag kamen etwa 200 Spätentschlossene. Ob der zweite Standort gut war und sich gelohnt habe? „Auf jeden Fall“, sagt Flis. Auch das befürchtete Verkehrschaos rund um das Krankenhaus St. Josef sei ausgeblieben.
Auch Auswärtige haben dem Standort in der Grafenstadt einen Besuch abgestattet. Betriebsangehörige hier ansässiger Firmen beispielsweise. Oder junge Menschen, die bei ihren Eltern vorbeigeschaut und das mit einer Impfung verbunden haben. Ein paar wenige Anrufe hat es aus aus Hessen und Rheinland-Pfalz gegeben.
Im Rückblick gibt es ziemlich unterschiedliche Phasen. Da war der Start, als es wenig Impfstoff gab, und die Menschen vom linken Niederrhein zum Teil bis ins Sauerland fuhren, um sich immunisieren zu lassen. Viele Impfwillige verzweifelten an der Bürokratie und dem Buchungssystem. Als noch priorisiert wurde, sei es schon kompliziert und problematisch gewesen, sagt Beate Flis im Rückblick. An einigen Tagen habe man gerechnet, ob der Impfstoff bis zum Abend reicht. Positiv im Kreis Wesel: Die beiden Standorte konnten den Stoff untereinander austauschen. In der Phase habe es durchaus Diskussionen am Eingang gegeben. Damals gab es eine große Nachfrage, heute werden die Angebote immer niederschwelliger, um noch die letzten Menschen zu überzeugen.
Ab Freitag wird der Standort abgebaut. Zunächst kommt die Technikeinheit des Kreises Wesel und baut die Technik ab, der Strom wird gekappt. Am Montag holt eine Spedition die Möbel ab. Am Dienstag räumt ein Messebauer das Zelt leer und am Mittwoch nimmt die Zeltbaufirma die Außenhaut mit. Am 14. Oktober ist dann Feierabend.
Die Erstimpfquote im Kreis Wesel liegt derzeit bei 72,9 Prozent, die Zweitimpfquote bei 65,8 Prozent. Der Kreis Wesel impft weiter mit den mobilen Einheiten an wechselnden Standorten. Man agiere entsprechend des Erlass des Landes, demnach sollen die mobilen Impfungen vorerst bis Ende April 2022 durchgeführt werden. Im Rahmen der mobilen Impfungen gab es bisher in Neukirchen-Vluyn rund 400 verabreichte Impfungen, in Kamp-Lintfort rund 790 und in Moers rund 590.
Landrat Ingo Brohl macht deutlich: „Unsere beiden Impfstandorte waren unverzichtbar für die gute Impfquote, die der Kreis Wesel heute vorweisen kann.“ In den Arztpraxen im Kreis Wesel wurden mit Stand 24. September 2021 insgesamt über 294.000 Impfungen durchgeführt (davon rund 153.000 Erst- und rund 141.000 Folgeimpfungen)