Am Niederrhein. 682 Personen sind in Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn im Zusammenhang mit der Regelung für Schulen in Quarantäne. Eltern üben Kritik.
Die Auswüchse der derzeitigen Quarantäneregeln sorgen in ganz NRW für Verwirrung, Unverständnis und Frust. Auch im Kreis Wesel. Die Vorstellung der Landesregierung, dass ausschließlich enge Kontaktpersonen des erkrankten Schul- oder Kindergartenkindes nach dem sogenannten Kleeblattprinzip in Quarantäne geschickt werden, hat sich rund drei Wochen nach Schulstart als Trugschluss erwiesen. Mit der Folge, dass sich mit Stand 3. September allein im Kreis Wesel 1416 Personen aus dem Schul- und Kitabetrieb in Quarantäne befinden. Auch im Landtag kam es am Donnerstag zum Streit über die Quarantäneregeln.
In Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn sind davon insgesamt 682 Personen betroffen, demnach also fast die Hälfte aller Quarantänefälle kreisweit. Die Zahlen fassen nicht nur die Kinder, sondern auch das Schul- und Kitapersonal in Quarantäne zusammen, allerdings falle der Anteil der Erwachsenen in dieser Summe kaum ins Gewicht, sagt der Kreis auf Nachfrage, ohne ins Detail zu gehen, um Identifizierungen zu vermeiden.
Die Quarantäneentscheidungen, die das Gesundheitsamt in Absprache mit den zuständigen Infektionsschutzärzten auf Grundlage der Landesvorgaben trifft, stößt bei Familien mit Schulkindern unterdessen immer weniger auf Akzeptanz.
Eltern in Moers kritisieren Unterschiede zwischen den Schulen bei Quarantäneverordnungen
Sie kritisieren unter anderem die großen Unterschiede zwischen den Schulen bei den Zahlen der Kinder, die in Quarantäne geschickt werden. Auch, dass einige Schülerinnen und Schüler nach einem negativen PCR-Test bereits nach fünf Tagen nicht in die Schulen zurückkehren dürfen, stößt auf Unverständnis. Der Kreis begründet dies mit den individuellen Ausgangslagen an den Schulen. So hänge die Quarantäneentscheidung unter anderem davon ab, ob das betroffene Kind neben der eigenen Schulklasse auch die OGS besucht habe. Auf Grundlage dieser Reichweite treffe man dann gemeinsam mit den Infektionsschutzärzten die Entscheidungen über die Quarantäneanordnungen.
Die allgemeine Informationspolitik sorgt ebenfalls für Unmut. Dass man eine ganze Woche nach der Anordnung per Post und nichts sofort digital per Mail über die Quarantäne für den eigenen Sohn informiert wurde, kann zum Beispiel eine Moerser Mutter nicht verstehen. Die schriftliche Quarantäneanordnung werde verschickt, da mancher Arbeitgeber einen offiziellen Nachweis fordere und sich nicht nur mit E-Mails zufrieden gebe, antwortet der Kreis. Eine Information per Mail sei möglich, dafür müssten aber die Adressen und auch Einverständniserklärungen vorliegen. Grundsätzlich aber wüssten die Eltern sofort Bescheid, weil die Schule schnell über die jeweilige Quarantänelage informiert werde.
Man habe großes Verständnis für den Frust der Eltern, aber man müsse sich an die Vorgaben halten, sagt eine Sprecherin des Kreises Wesel mit Verweis aufs Land, das sich bekanntermaßen schwertut, geeignete Maßnahmen zu treffen.