Moers. Zwei Moerser Kinderärzte nehmen in der Impfdiskussion die Erwachsenen in die Pflicht: Wer Kindern etwas Gutes tun will, solle sich impfen lassen.

Die Zuwendung und Sorge der beiden Moerser Kinderärzte Dr. Thomas Geerkens und Dr. Renée Weerens gilt der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Und gerade weil das so ist, nehmen die Medizinerin und der Mediziner in der Diskussion um das Impfen in einem Appell die Erwachsenen in die Pflicht.

Nicht die Kinder, sondern die Impfbereitschaft der Erwachsenen seien der Schlüssel in der Bekämpfung der Pandemie, schreiben sie. Den Kern ihrer Botschaft formulieren sie so: „Wenn Sie unseren Kindern etwas Gutes tun wollen, lassen Sie sich impfen!“

Dr. Renée Weerens betreibt mit ihrem Kollegen Geerkens in Moers eine Kinder- und Jugendarztpraxis.
Dr. Renée Weerens betreibt mit ihrem Kollegen Geerkens in Moers eine Kinder- und Jugendarztpraxis. © Unbekannt | Foto: Privat

Um jedem Missverständnis vorzubeugen: Thomas Geerkens und Renée Weerens, die gemeinsam eine Kinder- und Jugendarztpraxis in der Moerser Innenstadt betreiben, sind weder Impfkritiker, noch gehören sie zu den so genannten „Querdenkern“. Beide unterstützen die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), Kinder und Jugendliche zu immunisieren „im vollen Umfang“, schreiben sie.

Keinen Druck auf Kinder und Jugendliche üben

Geerkens und Weerens warnen aber eindringlich davor, Druck auf 12- bis 17-Jährige auszuüben, die sich nicht immunisieren lassen wollen, zumal bei gesunden Kindern und Jugendlichen Covid-19 in der Regel keine schwere Erkrankung sei. Beide weisen auf mathematische Modellierungen hin, wonach vor allem das schnelle Erreichen einer hohen Impfquote von 75 Prozent und mehr bei Erwachsenen für den Verlauf der vierten Infektionswelle von Bedeutung sei: „Im Rahmen der Pandemiebekämpfung spielt das Impfen der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen nur eine untergeordnete Rolle.“ Dies werde auch von der Stiko betont.

Trotzdem würden die Kinder und Jugendlichen in den Fokus der öffentlichen Diskussion gedrängt, kritisieren Geerkens und Weerens. Darüber hinaus erinnern sie an eine Forderung der Stiko: Dass nämlich der Zugang von Kindern und Jugendlichen zur Teilhabe an Bildung, Kultur und anderen Aktivitäten nicht vom Vorliegen einer Impfung abhängig gemacht werden solle. „Wir sehen in unserer Gesellschaft das Gegenteil. Kinder und Jugendliche lassen sich hauptsächlich impfen, weil das Leben damit vereinfacht wird: keine Testungen mehr, uneingeschränkter Zugang zu Fitnessstudios und Reisen, Urlaub ohne Einschränkungen scheinen die größte Motivation zu sein.“

Maskenpflicht für Grundschulkinder beenden

Es fehle die Diskussion in der Gesellschaft, wie die Impfbereitschaft bei Erwachsenen erhöht werden könne, beklagen Dr. Geerkens und Dr. Weerens: „Die Verantwortung für eine erfolgreiche Bewältigung der Pandemie liegt bei uns Erwachsenen. Wir dürfen sie nicht den Kindern und Jugendlichen aufbürden!“ Kritisch äußern sie sich auch zur Maskenpflicht für Grundschulkinder: „Wir sehen, dass diese Altersgruppe zunehmend unter Kontaktbeschränkung und Maskenpflicht leidet. Die Maskenpflicht für Grundschulkinder sollte aus unserer Sicht beendet werden.“ Um Viruseinträger etwa in Schulen zu minimieren und deren Betrieb so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, sollten Eltern, Lehrer, Erzieher und andere Betreuungspersonen das Impfangebot dringend wahrnehmen, fordern sie.

Aus Sicht von Thomas Geerkens und Renée Weerens trägt jeder Erwachsene, der sich nicht impfen lässt, bei zur Verlängerung der Pandemie: „Die Erwachsenen tragen die Verantwortung für die erheblichen psychosozialen Folgen der Pandemiemaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen.“