Moers. Kerstin Hanssen arbeitet schon lange bei der Bank in Moers. Sie hat jetzt eine 85-Jährige davor bewahrt, viel Geld an einen Betrüger zu verlieren.

Kerstin Hanssen arbeitet schon seit 1991 bei der Bank. Doch so etwas wie am dem Montag Ende Juli ist ihr noch nie passiert. Sie reagierte in einer kniffligen Situation richtig und konnte so eine betagte Seniorin vor einem hohen finanziellen Schaden schützen.

Die 85-jährige Frau war am 26. Juli in die Commerzbank Moers gekommen. Dort ist sie Kundin, und als solche wollte sie einen hohen Geldbetrag abheben. Was Kerstin Hanssen zu dem Zeitpunkt nicht wissen konnte: Die Seniorin war einem Betrüger aufgesessen. Der Mann hatte sich als Vertreter für Staubsauger ausgegeben, sie zuhause aufgesucht und für angeblich gelieferte Teile einen vierstelligen Betrag in bar verlangt.

Die Tochter der Seniorin spielt eine wichtige Rolle

Besonders bedenklich: Er war noch mit der 85-Jährigen zur Bank gefahren, damit sie dort das Geld abheben konnte. Doch der Betrüger hatte die Rechnung ohne Kerstin Hanssen gemacht. „Die Kundin hatte vor kurzer Zeit schon einmal einen hohen Betrag abgehoben, das ich ihr mit einem unguten Gefühl auch ausgezahlt habe. Diesmal kam es mir aber von Anfang an komisch vor“, sagt Hanssen im NRZ-Gespräch. So komisch, dass sie besonnen und geistesgegenwärtig handelt. Sie ruft sofort die Tochter der Seniorin an und informiert sie über das Geschehen in der Bank. Die Tochter rät davon ab, den Betrag auszuzahlen und informiert die Polizei. Bis die eintrifft, kümmert sich Hanssen um die Seniorin. Die Beamten müssen vor Ort allerdings feststellen, dass sich der angebliche Staubsaugervertreter inzwischen aus dem Staub gemacht hat.

Geholfen hat Kerstin Hanssen in der Situation, dass sie die Frau kannte: „Sie kommt selten und hebt dann auch keine hohen Beträge ab. In diesem Fall gab sie auch eine ungenaue Auskunft.“ Fragt Hanssen in Notfällen wie diesem genau nach, begegnet ihr oft Misstrauen: „Die Leute denken dann, wir wollen sie kontrollieren, dabei wollen wir sie nur vor Schaden bewahren.“

Filialleiter Schalk: In Dinslaken gab es einen vergleichbaren Fall

Besonders gefreut hat sich Hanssen, dass sich die Tochter der Seniorin bei ihr für Handeln bedankt hat. Es sei, sagt Hanssen, ihr erster so offensichtlicher Betrugsfall gewesen. Natürlich würde sie in vergleichbaren Fällen wieder so handeln. Dirk Schalk, der Leiter der Commerzbank-Filiale, berichtet von einem vergleichbaren Fall in Dinslaken Anfang des Jahres: „Da ging es um den Enkeltrick, wir haben gleich die Polizei verständigt. Generell sind uns die Anliegen der Kunden wichtig.“

Für die 85-Jährige ist der Fall gut ausgegangen, weil Kerstin Hanssen gut und schnell reagiert hat. Viele andere ältere Menschen haben durch die Maschen der dreisten Betrüger schon Geld verloren.

>>INFO: Das sagt die Polizei

Um dem Betrug an älteren Menschen vorzubeugen, hat die Polizei Sparkassen und Banken unter anderem einen Umschlag zur Verfügung gestellt. Wenn Seniorinnen und Senioren am Schalter Bargeld abheben, können Bankangestellte den Umschlag nutzen. „Schützen Sie sich und Ihr Geld!“, steht darauf. Auf der Rückseite sind Hinweise, mit deren Hilfe sich herausfinden lässt, ob es sich bei dem Telefonanrufer oder dem Besucher um einen Betrüger handelt.

„Vor allem ältere Menschen sind zur Hilfsbereitschaft erzogen worden. Das nutzen die Betrügerinnen und Betrüger aus“, sagt Markus Köper. Der Kriminalhauptkommissar ist bei der Kreispolizei Wesel im Bereich Kriminalprävention und Opferschutz eingesetzt und kennt sich mit den Maschen der Betrüger aus.

Markus Köper sagt: „Die Betrügerinnen und Betrüger denken sich die Geschichten vor dem Anruf oder dem Besuch aus, dann ist es immer das Gleiche. Zuerst wird Druck aufgebaut, dann kommt die Forderung und mit der Geldübergabe muss es immer schnell gehen.“

Die Polizei-Statistik: 2020 gab es in Moers 160 registrierte Straftaten gegen Menschen ab 60 Jahren. Im Jahr 2019 waren 154 Straftaten.