Moers/Kreis Wesel. Die AOK hat den neuen Gesundheitsreport vorgestellt. Alarmierend ist der Versorgungsgrad mit Hausärzten im Kreis Wesel. Positives gibt’s auch.

Die Zahlen sind alarmierend: In der Hälfte der Kreis Weseler Kommunen droht eine hausärztliche Unterversorgung. Das ist ein Ergebnis des jetzt vorgestellten Gesundheitsreports der Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg. Demnach ist der Versorgungsgrad im Jahr 2020 insbesondere in Neukirchen-Vluyn, Rheinberg, Voerde und Xanten besorgniserregend rückläufig und liegt mittlerweile unter 100 Prozent.

Aber auch in den anderen Kommunen ist im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang zu verzeichnen. In Moers liegt der Grad noch bei 101 und in Kamp-Lintfort bei 104,2 Prozent. Auf Facharztebene ist laut AOK insbesondere bei den Nervenärzten ein eklatanter Rückgang in der Versorgung zu beobachten. Einen deutlichen Rückgang habe man aber auch bei der Versorgung durch Kinderärzte, sagte am Montag Servan Sayman, der Leiter des Gesundheitsmanagements in der Regionaldirektion der Kreise Kleve und Wesel, bei der Präsentation der Zahlen in Moers. Abgesehen davon sprach er die langen Wartezeiten für spezifische Untersuchungen wie MRT an.

Kreis Weseler sind Vorsorge-Muffel

Ferner zeigt der Report auf, dass die Menschen im Kreis Wesel eher Vorsorge-Muffel sind. So nehmen nur rund 65 Prozent der Frauen im Alter zwischen 35 und 64 Jahren die kostenlosen Check-Ups wahr, bei den Männern sind es 55,5 Prozent.

Noch schlimmer sieht es bei Krebs-Früherkennungen aus. Hier liegen die Frauen im Kreis Wesel zwar über dem Schnitt des Geschäftsbereiches der Krankenkasse. Aber der Anteil von 45,6 Prozent zeigt, dass die Hälfte das Angebot ignoriert; die Männer liegen mit 14,7 Prozent weit abgeschlagen unter dem Durchschnitt. „Da ist noch viel Luft nach oben“, sagt der Regionaldirektor der beiden Kreise, Manrico Preissel, einigermaßen entsetzt.

Interessant: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind in diesen Bewertungen noch gar nicht berücksichtigt; die meisten der Zahlen beziehen sich auf die Zeit bis inklusive 2019. In dem Zusammenhang sind aktuell nur die Sterbefälle mit oder an Covid 19 aufgezeigt. Mit 56 pro 100.000 Einwohner liegt der Kreis Wesel hier auf dem drittletzten Platz.

Die Kinder haben weniger Probleme mit Adipositas

Welche Krankheitsbilder sind im Kreis vertreten? Bei Diabetis mellitus Typ 2 liegt die Region auf dem zweiten Platz, bei der Asthma-Betrachtung deutlich unter dem Schnitt. Auffällig ist die Anzahl der so genannten Krankenhausfälle, also der Anzahl der stationären Einweisungen. Hier liegt der Kreis Wesel auf Platz drei von 29 Kommunen aus dem Geschäftsbereich. Überdurchschnittlich oft wurde der Aufenthalt demnach infolge ischämischer Herzkrankheiten notwendig.

Es gibt aber auch einen Grund zur Freude. In der Betrachtung von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen rangiert der Kreis Wesel auf einem der unteren Ränge. Die U7a-Untersuchung, die im Alter von drei Jahren stattfindet, veranlassen immerhin 95,6 Prozent der Eltern. „Das ist sehr erfreulich“, meint die Leiterin der Moerser Geschäftsstelle, Sonja Ahrens. Den Check fünf Jahre später lässt dagegen mehr als die Hälfte der Eltern sausen. Und bei den Jugendlichen wird nur noch ein Drittel bei einem Arzt vorstellig.

Abschließend der Blick auf den Krankenstand: Mit 5,9 Prozent bei der durch Krankheit ausgefallenen Arbeitszeit liegt der Kreis Wesel zwar über dem Schnitt, mit Blick auf die Anzahl der Fälle aber deutlich drunter. Auch der Anteil an psychischen Gründen für die Arbeitsunfähigkeit ist laut AOK unterdurchschnittlich.