Moers/Kreis Wesel. Der Notfallseelsorger ist vom Kreis Wesel verabschiedet worden. Nun wird der 63-Jährige in der Stadtkirche Moers aus seinem Dienst entpflichtet.
Bernhard Ludwigs Messenger konnte zu jeder Tages- und Nachtzeit piepsen. Dann wusste der Notfallseelsorger, dass Menschen schwer verletzt waren, Kinder gestorben, Angehörige dringend Beistand benötigten, Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizisten mit unermesslichem Leid und fürchterlichsten Bildern bei Unfällen konfrontiert waren. Denn die Messenger-Adresse des leitenden Notfallseelsorgers im Kreis Wesel kannten ausschließlich die Rettungskräfte.
„Sie wissen, wann die Unterstützung eines Seelsorgers nötig ist, darauf konnte ich mich verlassen. Jede Meldung bedeutete Leid“, sagt Ludwig über die vertrauensvolle und jahrzehntelange enge Zusammenarbeit. In wie vielen Einsätzen er selbst den Menschen beigestanden hat, kann er nicht mehr rekonstruieren.
Es gibt einen Gottesdienst in der Stadtkirche Moers
Aber gemeinsam mit anderen haupt- und ehrenamtlichen Notfallseelsorgenden am Niederrhein sind es meist zwischen 200 und 300 pro Jahr einschließlich der Maßnahmen der Einsatznachsorge. Nun geht der leitende Notfallseelsorger im Kreis Wesel und Einsatznachsorger, Pfarrer Bernhard Ludwig, in den Ruhestand. Der Kreis hat ihn mit einem feierlichen Akt verabschiedet. Mit einem Gottesdienst am 24. Juli wird der 63-Jährige um 18 Uhr in der Stadtkirche Moers aus seinem Dienst entpflichtet.
Bernhard Ludwig ist in Bonn geboren und in Franken aufgewachsen. Sein Berufswunsch, Pfarrer zu werden, entstand aus der kirchlichen Jugendarbeit sowie der Tradition der Familie. Theologie studierte er in Wuppertal, Göttingen und Münster. Als Nebenfach belegte er Psychologie. 1989 übernahm er seine erste Pfarrstelle. Anschließend arbeitete er bei der Landeskirche in Düsseldorf, war in der Kirchengemeinde Schwafheim tätig und leistete beim Christlichen Jugenddorf Niederrhein religionspädagogische Arbeit. Im Jahr 2011 wurde er auf die neu geschaffene Stelle des hauptamtlichen Notfallseelsorgers berufen und vernetzte als leitender Notfallseelsorger für den gesamten Kreis Wesel die Einsätze der Notfallseelsorgenden.
Mit dem Aufbau eines Einsatznachsorgeteams im Kreis Wesel wurde die Grundlage für eine professionelle psycho-soziale Unterstützung für Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Rettungsdienste und der Polizei neu geschaffen, um belastende Einsätze besser zu verarbeiten.
Der scheidende Notfallseelsorger blickt zurück
Ludwig blick zurück: „Natürlich bedeutete der Einsatz auf der Loveparade in Duisburg, die jahrelange Nachsorge mit Angehörigen und psychisch Traumatisierten sowie die Begleitung vieler direkt und indirekt Betroffener während der 110 Prozesstage, eine schwerwiegende Erfahrung. Eine Kraftquelle, mich diesen Geschehnissen und Szenen, die niemand ein zweites Mal sehen möchte, noch einmal auszusetzen, war die Dankbarkeit der Einsatzkräfte, in den Nachsorgegesprächen das alles endlich einmal jemanden erzählen zu dürfen.“
Wer am Gottesdienst teilnehmen möchte, muss sich anmelden unter 02841/100-125 und die Hygienevorschriften beachten.