Moers. Tim Marx und Christoph Höffken brauen das „Aumühlen Bräu“. Ein Geschäft möchten sie nicht aufziehen, aber vielleicht Verkostungen anbieten.
Bier trinkt man nicht einfach so, Bier muss man genießen. Das jedenfalls sagen Christoph Höffken (35) und Tim Marx (33). Die beiden Freunde hat es über die Liebe zum Gerstensaft in die alte Wassermühle an der Venloer Straße verschlagen. Seit einem Jahr wird in der Aumühle nicht nur Brot gebacken, sondern auch Bier gebraut. Das „Aumühlen-Bräu“ ist pures Hobby und entsteht nur alle drei Monate in kleineren Mengen. Doch zum Experimentieren und Ausprobieren, was wohl am besten schmeckt, reichen die wenigen von Hand etikettierten Flaschen allemal. Im feinen Stielglas stoßen die beiden Freunde nach getaner Arbeit gern mal an.
Christoph Höffken und Tim Marx kennen sich seit dem Zivildienst, und sie haben schon so manches zusammen unternommen – Bier-Verkostungen beispielsweise auf ihren Reisen. Vor allem in Süddeutschland werde in den kleineren Brauereien sehr gutes Bier gebraut, berichtet Höffken. Bis nach Tschechien seien sie zum Verkosten gekommen. Die Suche nach dem perfekten Bier habe sie schließlich auf die Idee gebracht, selbst zu brauen.
Die ersten Versuche, das Bierchen selbst herzustellen, fanden in der Küche bei Christoph Höffken statt: Gerste und Wasser im großen Bottich wurden da mehrfach und kontrolliert erhitzt, wie es das Rezept vorsieht. „Da löste sich durch den Dampf auch schon mal die frische Tapete von der Wand“, muss Höffken heute noch grinsen. Weil Tim Marx kaufmännischer Leiter des SCI und der Sozialverband Besitzer der Aumühle ist, bot es sich an, die Backstube in der Mühle auch zum Brauen zu nutzen. „Es gibt inzwischen sogar ein Treber-Brot, bei dem die Braugerste verbacken wird. Das schmeckt wirklich lecker“, kommentiert SCI-Geschäfsführer und Mühlen-Hausherr Karl-Heinz Theußen.
Es sei die Suche nach dem perfekten Bier, die sie antreibe, sagt Höffken. Und so experimentieren die Hobbybrauer munter mit verschiedenen Hopfensorten, mit Malz, Hefe und Co. „Wir haben schnell gemerkt, dass es wie bei allen Lebensmitteln auf die gute Qualität der Zutaten ankommt“, sagt Tim Marx. Beim letzten Mal habe man beispielsweise Hopfen aus Neuseeland ausprobiert. Das Reinheitsgebot halten die beiden dabei immer ein. „Das wird inzwischen bei Industrie-Bieren gern mal aufgeweicht, beispielsweise setzt man da oft Gelatine zum Klären ein“, weiß der Bierfachmann.
Vor allem der Hopfen ist eine Wissenschaft für sich. Seine Säure und die Bitterstoffe sollen nicht zu sehr durchschmecken, das Bier soll aber auch ein schönes Aroma haben. Wie beispielsweise das kühle, nicht ganz so Helle, das jetzt gerade im Stielglas prickelt. Marx gießt ein und erklärt: „Das Glas muss staub-und spülmittelfrei sein, damit der Schaum nicht zusammenfällt. Man gießt immer mit viel Schaum ein, denn der schützt vor dem bösen Sauerstoff. Das haben wir von tschechischen Brauern gelernt. Der Schaum hat wirklich eine Funktion. Das Bier selbst ist ein Pale Ale und hat ein leichtes Pfirsicharoma, trotzdem schmeckt man die runden Bitterstoffe.“
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Ein Geschäft können und wollen die beiden Bierfreunde mit ihrem Hobby nicht machen. „Da stünden wir in Konkurrenz zur Industrie. Dazu wäre unser Bier viel zu teuer.“ Angesichts der guten Zutaten fielen pro Flasche Aumühlen-Bräu etwa 5 Euro Kosten an. Ganz abgesehen vom Aufwand: „Allein das Abfüllen ist eine Heidenarbeit“, berichtet Marx. Aber: „Wir denken eher daran, Verkostungen mit Imbiss anzubieten. Ähnlich wie bei einer Weinprobe könnten die Leute dann die Vielfalt der Geschmacksmöglichkeiten erfahren.“ Ein Trend zum hochwertigen Bier sei in vielen Ländern zu verzeichnen. Und selbst in den USA gebe es eine Szene, die ein richtig gut gebrautes Bier zu schätzen wisse.
Tim Marx und Christoph Höffken schmieden weitergehende Pläne: „Wir könnten vielleicht Whisky machen. Im Grunde ist Whisky ja gebrautes Jungbier“, sagt Tim Marx.