Moers. Dirk Böhmann baut in einem Moerser Stadtteil ein neues Mietshaus. Für ihn ist das eine „Investition in die Zukunft“ – dafür gibt es Gründe.

Wer in diesen Tagen ein Haus baut, muss sich vieles gut überlegen, es geht schließlich nicht mehr nur ums Wohnen, sondern längst auch ums Klima. Dirk Böhmann aus Moers weiß das. Er hat sich mit seinem Bauprojekt im Stadtteil Scherpenberg ganz bewusst für einen der höchsten Energiestandards entschieden, die zurzeit möglich sind.

Die Seitenstraße in Moerser Osten, nahe an der Stadtgrenze zu Duisburg-Hochheide, ist das, was viele mit Recht als klassisches Wohngebiet bezeichnen würden: Ein Haus reiht sich in angemessenem Abstand an das andere, es gibt gepflasterte Auffahrten zu Garagen und adrette Vorgärten. Dirk Böhmann kennt die Gegend gut, es ist seine Heimat.

Die Fläche ist schon lange in Familienbesitz

Die Fläche, auf der jetzt das Sechs-Parteien-Haus entsteht, ist schon lange in Familienbesitz. Bisher waren hier Hühner. So eine Baulücke in solcher Lage findet sich nicht mehr oft, und Böhmann hat die Chance genutzt. Bis zum Jahresende entstehen hier sechs Mietwohnungen mit rund 500 Quadratmetern Grundfläche. Wer künftig dort wohnt, wird sich sicher nicht nur über die ruhige Lage freuen, denn es handelt sich um ein Kfw-40-Plus-Haus.

In der an Abkürzungen nicht eben armen deutschen Sprache schauen umweltbewusste Menschen gern genau hin, wenn diese Formel auftaucht, von Niedrigenergie- oder Passivhäusern ist dann die Rede. Dirk Böhmann spricht bei dem Bauprojekt von einer „Investition in die Zukunft“. Diese Zukunft hat in diesem Fall Ingo Sanden nach den Vorgaben des Bauherren geplant und umgesetzt. Er ist der Architekt, den Böhmann beauftragt hat, die Baulücke zu füllen.

Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach liefert Strom, der bei Bedarf auch gespeichert werden kann.
Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach liefert Strom, der bei Bedarf auch gespeichert werden kann. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Das Gebäude wird in naher Zukunft über jede Menge Technik verfügen, die vor allem Energie und damit auch Geld spart. Zum Beispiel speist sich das Haus mit Erdwärme. Drei Röhren gehen jeweils 110 Meter in die Tiefe, in einem Kreislaufsystem wird so, weit unter der Erdoberfläche, Flüssigkeit erwärmt, die oben in das Heizungssystem abgegeben wird.

Ebenso verfügt das Haus über eine spezielle Lüftungstechnik, bei der ein Wärmetauscher frische Luft erwärmt, bevor sie in die Zimmer strömt. Wärmepumpe und Wärmetauscher brauchen Strom. Den liefert eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Sie versorgt auch den Aufzug im Haus. Sollte die Anlage mehr Strom produzieren als gerade gebraucht wird, steht ein Speicher zur Verfügung. Die Ausrichtung auf erneuerbare Energien macht auch in den Garagen nicht Halt, hier wird es Auflademöglichkeiten für Elektroautos geben.

Architekt Ingo Sanden freut sich über den umweltbewussten Bauherren: „Es ist schön, dass sich Herr Böhmann dafür interessiert hat, das macht noch nicht jeder Bauherr.“ Laut Sanden sind bei Neubauten niedrigere Energiestandards die Regel.

Passivhäuser haben ihren Preis

Das könnte auch daran liegen, dass Passivhäuser ihren Preis haben. Längst nicht alle Investitionen lassen sich über Förderungen finanzieren. Dirk Böhmann hat also tatsächlich in die Zukunft investiert. Den hohen Energiestandard seines Hauses bekommen künftige Mieterinnen und Mieter allerdings nur bedingt zu spüren, 11,50 Euro pro Quadratmeter soll die Miete betragen.

Es könnte also etwas dauern, bis Böhmanns Investition Rendite abwirft. Dagegen wird die Umwelt schon ab dem Zeitpunkt geschont, wenn die ersten Mieter einziehen.