Kamp-Lintfort. In der Serie „Ein Tag im Tierpark“ blicken wir hinter die Kulissen im Kamp-Lintforter Kalisto. Zum Auftakt haben wir die Futterküche besucht.
In der Futterküche im Kamp-Lintforter Tierpark Kalisto sieht es aus wie in der Obst- und Gemüseabteilung eines Supermarktes. In den Regalen lagern Gemüse und Obst gleich kistenweise. Marcel Damm, der gerade sein freiwilliges ökologisches Jahr im Kalisto absolviert, schneidet Äpfel in kaninchenschnauzengerechte Häppchen. Beim nächsten Gang ist Vorsicht angebracht: Die Mümmler stehen nämlich überhaupt nicht auf rote Paprika. „Tierernährung ist eine Wissenschaft für sich“, sagt Tierparkchefin Stephanie Winkendick und lacht. Und das ist mit ein Grund dafür, warum es für jeden tierischen Bewohner im Kalisto einen eigenen Speiseplan gibt.
Beim Füttern kann man den Tieren besonders nahe kommen. Diese Möglichkeit der Begegnung übt vor allem auf junge Tierparkbesucher einen besonderen Reiz aus, weiß Stephanie Winkendick. Auf einen Futterautomaten, wie er oft in anderen Tierparks zu sehen ist, haben die Winkendicks aber bewusst verzichtet. Ihr Konzept: Die Besucher dürfen Tiere zu bestimmten Zeiten füttern, aber nur aus den in der Futterküche bestückten Schälchen.
Gratis-Ware für den Tierpark
Obst und Gemüse holt Reiner Winkendick jeden Morgen von der Kamp-Lintforter Kaufland-Filiale. Die Gratis-Waren für das Kalisto sind „Abschriften“, also Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können. Die Auswahl ist saisonbedingt. Aktuell freuen sich zum Beispiel die Hühner über saftige Melonen, im Winter darf es auch gerne gekochter Rosenkohl sein. Auf laminierten Din-A-4-Blättern stehen die Speisepläne: „Möhre - gerne mit Grün“ oder „Äpfel – wenig, zu viel Zucker“ steht da etwa bei Kaninchen und Meerschwein. Notiert wird aber auch, was nicht geht: „Zu viel Kohl kann Ziegen und Meerschweinchen ernsthaft schaden“, nennt Stephanie Winkendick ein Beispiel.
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Vor allem aber wird im Kalisto Heu verfüttert. Esel, Ponys und die kleine Alpaka-Herde werden ausschließlich so ernährt. Den Alpakas würde der Obst-Gemüse-Cocktail sogar schaden. Deshalb warnt auch ein Schild am Gehege: „Bitte nicht füttern“ davor, das Futterschälchen für die benachbarten Kaninchen mal eben über das Gatter zu reichen. Und noch jemand darf nicht ungebremst zulangen: „Jünter“, das Pony, ist bereits ein älterer Jahrgang und kam schon sehr wohlgenährt im Kalisto an. „Da müssen wir ein bisschen aufpassen.“
Mmmh, Mehlwürmer ...
Während sich das Gros der Kalisto-Bewohner vegetarisch ernährt, lassen sich die Erdmännchen auch gerne Fleisch servieren. Stephanie Winkendick öffnet die unterste Schublade der Tiefkühltruhe. Hier lagern beutelweise tiefgefrorene Stubenküken und weiße Mäuse, die das Kalisto über einen Spezialfutterlieferanten bezieht. „In Zoos dürfen keine lebenden Säugetiere verfüttert werden“, erklärt die Biologin. Dafür aber Mehlwürmer, die sich abseits in einem Regal in einer Kiste mit alten Brötchen tummeln. Die mögen nicht nur die Erdmännchen – auch Hühner haben die Eiweißlieferanten zum Fressen gern.
Ob es der kurze Weg zum Dosenöffner ist? „Puma“, die einzige Katze im Kalisto, hat sich jedenfalls ausgerechnet die Futterküche als Schlafplatz auserkoren. Der Straßenkater aus dem Tierheim sei anfangs sehr scheu gewesen und lasse sich wegen seiner schlechten Erfahrungen auch heute noch nicht gerne streicheln, erzählt Stephanie Winkendick. Mittlerweile aber bewegt er sich über das gesamte Gelände und kommt nur noch zum Fressen und Schlafen in die Futterküche.
Am späten Nachmittag kehrt in der Futterküche Ruhe ein. Dann geht es ans Aufräumen und Saubermachen, damit die Futterköche am nächsten Morgen wieder loslegen können.