Kamp-Lintfort. 100 Hühner tummeln sich derzeit im Kamp-Lintforter Tierpark Kalisto. Chefin Stephanie Winkendick erklärt, warum sie auch prima Haustiere sind.

Hahn Georg hat sich mit seinen Kollegen ins Zeug gelegt: Neun Küken piepsen pünktlich zu Ostern in der Kükenstation, im Brutautomat schlummert bei muckeligen 37,5 Grad schon der nächste Nachwuchs heran. Für Kalisto-Chefin Stephanie Winkendick eignen sich Hühner besonders gut, um den Besuchern des Tierparks in Kamp-Lintfort den Kreislauf der Natur vom Ei bis zum fertigen Huhn anschaulich nahe zu bringen. Und nicht nur das: Hühner sind für eine Familie mit Haustierwunsch oft besser geeignet als Meerschwein, Hamster und Co, sagt die Biologin. Wenn denn der Platz da ist.

Etwa 100 Hühner tummeln sich derzeit auf der großen abgezäunten Wiese rund um das Hühnermobil auf dem Gelände des Tierparks. „Es gibt Hühner in fast jeder Größe und Farbe, derzeit zählt man etwa 150 verschiedene Rassen“, erklärt Stephanie Winkendick. Im Kalisto sorgen Sussex-, Blausperber-, Grünleger-, Vorwerk- und Mahran-Hühner dafür, dass ein Ei eben nicht dem anderen gleicht.

Eine Woche alt sind die Küken. Coronabedingt können die Tierpark-Besucher sie derzeit nur durch das Fenster des Kükenhauses beobachten.
Eine Woche alt sind die Küken. Coronabedingt können die Tierpark-Besucher sie derzeit nur durch das Fenster des Kükenhauses beobachten. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Womit das Federvieh als Haustier punkten kann? „Dadurch, dass Hühner keine Säugetiere sind, kann man mit der Fütterung nicht viel falsch machen“, so die Biologin. Hühner können aus Lebensmittelresten Eier machen sei nicht nur ein dummer Spruch, sondern Fakt – und auch im Kalisto gut zu beobachten. Und ja, auch Hühner lassen mit sich kuscheln – ohne dass man Angst haben müsste, sie „kaputt zu streicheln“. „Hühner werden schnell zahm und kommen dann auch zu ihren Bezugspersonen.“ Der beste Nebeneffekt: Wer Hühner hält, bekommt die Eier dazu.

Ein Huhn allein wird allerdings auch mit Gras, Würmern und Liebe nicht glücklich. Und es hat Feinde: „Hühner sind Herdentiere. Wichtig für sie neben adäquatem Platz im Garten (als Mindestfaustregel gilt fünf Hühner pro Quadratmeter) ist, dass sie fuchssicher eingesperrt werden können.“ Was Familien nicht bedenken, wenn sie ein Haustier anschaffen: „Hamster sind nachtaktiv und haben eine Lebensdauer von etwa zwei Jahren“, erklärt die Biologin. Meerschweinchen wiederum sind Fluchttiere, daher recht ängstlich. „Außerdem sind sie vom Magen her recht empfindlich.“

Im Kamp-Lintforter Tierpark büxt das ein oder andere Huhn trotz Zaun auch schon mal aus – vorzugsweise zu einem Sandbad auf den benachbarten Spielplatz. Zurückgekommen sind sie bislang aber noch immer. Auch nicht unwichtig: Wer den Hühnern einen Hahn gönnen möchte, braucht tolerante Nachbarn. Denn die müssen aushalten können, dass die Gockel schon mal um 5.30 Uhr am Morgen krähen. „Aber die haben wir hier zum Glück“, sagt Stephanie Winkendick mit Blick auf ihre Nachbarn an der Ringstraße.

Frisch geschlüpfte Küken dürfen nur mit Abstand betrachtet werden

Nicht nur Alpakas und Erdmännchen, auch Hahn Georg und der Rest des Federviehs stoßen bei den Besuchern im Tierpark auf großes Interesse. Wie überall im Kalisto ist auch hier mehr erlaubt, als einfach nur gucken. So können Besucher die Hühner mit vom Team vorbereiteten Futterportionen füttern.

Genau 21 Tage bei 37,5 Grad dauert es, bis die Küken aus dem Ei schlüpfen.
Genau 21 Tage bei 37,5 Grad dauert es, bis die Küken aus dem Ei schlüpfen. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Die gerade eine Woche alten Küken im Kükenhaus dürfen derzeit nur mit Abstand betrachtet werden: Coronabedingt bleiben alle abgeschlossenen Räume wie die Innen-Gastronomie oder eben das Kükenhaus derzeit geschlossen. Wenn die Küken beginnen, ihr Gefieder zu wechseln und keine Wärmelampe mehr brauchen, ziehen sie für eine Zeit in den privaten Garten der Winkendicks um. Erst wenn sie groß genug sind kommen sie wieder zu den anderen ins Hühnermobil.

Die Eier der Hühnerschar finden im Kalisto immer Abnehmer. Zum einen sind sie wichtiger Bestandteil der im Gastrobereich angebotenen frisch gebackenen Waffeln, zum anderen werden sie gegen eine Spende verkauft. Und auch die Erdmännchen, die bekanntlich kleine Raubtiere sind, bekommen schon mal das ein oder andere Ei serviert.

Bei Marie Danjou leben nun seit einem Jahr zehn Rhodelander Hühner samt Hahn gemeinsam mit Katzen, Meerschweinchen, Kaninchen und dem Rest der Familie unter einem Dach, beziehungsweise in einem Garten. Ja, bestätigt die Kamp-Lintforterin, Hühner seien in der Tat tolle Haustiere: „Wir freuen uns immer noch jeden Tag über die Hühner“, sagt die Familienmutter.

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Das tägliche Miteinander sei ein großer Spaß – auch für die beiden fünf und sieben Jahre alten Kinder. Los geht es schon am Morgen, wenn die Hühner aus dem Stall gelassen werden. Aber auch das regelmäßige Saubermachen des Stalls gehört zum gemeinsamen Leben. „Kinder sollen ruhig lernen, dass Haustiere auch Arbeit machen“, findet Marie Danjou. Dafür wird die ganze Familie bestens belohnt – mit täglich frischen Bio-Eiern.

>>INFO
Das Kalisto darf Besucher ohne Corona-Schnelltest empfangen. Für einen Besuch muss vorab online unter www.kalisto-tierpark.de eine kostenlose Reservierung gebucht werden.

Dazu gibt es zwei Zeiträume, für die Tickets erworben werden können: Am Wochenende und in den Osterferien von 10 bis 14 Uhr und von 14 bis 18 Uhr oder in der Woche von 11 bis 14 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.