Moers. Bei Arbeiten am Schloss in Moers gibt es gleich mehrere historische Funde. Vieles deutet darauf hin, dass ein altes Gefängnis entdeckt wurde.
Bei den Bauarbeiten am Schloss in Moers ist der Grundriss eines alten Gefängnisses aus dem 18. Jahrhundert freigelegt worden. Und nicht nur das: Man sei auch auf noch ältere Befunde gestoßen, wie Stadtbaudezernent Thorsten Kamp am Montag auf Nachfrage mitteilte.
Viele Passanten bleiben zurzeit in der Moerser Innenstadt stehen, um durch einen Bauzaun auf ein altes Gemäuer zu blicken. Die Stadt arbeitet rund ums Schloss schon seit Wochen an einem neuen Umfeld. Der Schlosshof wird plattiert und auch neben dem Terheydenhaus wird gearbeitet, oder besser: wurde. Denn was da freigelegt worden ist, lässt einen tiefen Blick in die Geschichte des Moerser Schlosses und seines Umfeldes zu.
Die ältesten Teile sind aus dem 13. Jahrhundert
Nach Angaben von Kamp setzt sich der nun freigelegte Befundkomplex aus mindestens zwei sich überlagernden Gebäudestrukturen zusammen. Die ältesten Mauern sind aus Tuff- und Basaltsteinen gebaut worden, beides Materialien die auch bei der Errichtung der Ringmauer am Schloss verwendet wurden. Aufgrund des identischen Baumaterials vermuten die Archäologen, dass es sich bei einem Teil der nun freigelegten Mauern um den Randbereich der mittelalterlichen Vorburg handelt, die offenbar schon im 13. Jahrhundert massiv befestigt war, berichtet Kamp.
Darüber liegt ein zweites, im Grundriss quadratisches Bauwerk mit Innenräumen, integriertem Treppenhaus und Brunnen. Dazu seien Reste eines Tonnengewölbes aus der Zeit um 1500 gefunden worden, die höchst wahrscheinlich zum bekannten unterirdischen Wehrgang gehören.
Peter Boschheidgen: Ein ganz wichtiger Fund
Direkt unterhalb der Oberfläche – jetzt gut vom Kastellplatz aus erkennbar – sind möglicherweise die Grundmauern jenes Gefängnisses erkennbar, das der Preußenkönig Friedrich II im Jahr 1745 errichten ließ. Mit dem Gebäude hat sich der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein (GMGV) bereits ausgiebig befasst. Deshalb ist auch bekannt, dass es 1902 wieder abgerissen wurde.
„Das ist ein ganz wichtiger Fund, aus der Zeit Mitte des 18. Jahrhunderts gibt es kaum etwas aus der Moerser Stadtgeschichte“, sagt der GMGV-Vorsitzende Peter Boscheidgen am Montag auf NRZ-Anfrage. Im Verein beschäftige sich der Arbeitskreis Stadtgeschichte und -entwicklung mit dem Thema. Boschheidgen: „Wir können jetzt rekonstruieren, wie das Gefängnis aufgebaut war.“
Wer das Stück Moerser Stadtgeschichte besichtigen will, sollte übrigens nicht zu lange warten. Von Dauer wird die Fundstätte neben dem Terheydenhaus nicht sein, wie Kamp mitteilt: „Es erfolgt eine Dokumentation des Bodendenkmals, geplant ist auch ein dreidimensionaler Scan. Danach wird die Fläche als Platz wieder hergestellt.“