Moers. Die Niag fährt am Mittwoch testweise mit einem Bus mit Wasserstoffantrieb durch Moers. Bei der Alltagstauglichkeit gibt es aber noch einen Haken.

Bei der Niag in Moers ist die Zukunft angebrochen - zumindest testweise. Auf dem Hof der Verkehrsbetriebe steht es, das 12 Meter lange Gefährt, das futuristische Fantasien zulässt: Ein Bus, der allein durch Wasserstoff betrieben wird. Am Mittwoch wird er im Linienverkehr eingesetzt.

Dabei sieht die „Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs“ auf den ersten Blick gar nicht so sehr nach Zukunft aus. Auffällig ist neben der dritten Tür, die Dieselbusse nicht haben, nur die Farbe des Nummernschildes: „Grün. Das passt ja“, sagt Vorstand Christian Kleinenhammann lachend. Die Farbe hat aber weniger mit der Umweltfreundlichkeit des Busses zu tun, sondern vielmehr mit seiner Herkunft vom Hersteller Solaris aus Polen. „Viele deutsche Hersteller haben noch nicht die Kapazitäten, solche Wasserstoffbusse bereitzustellen. Die Verfügbarkeit ist noch begrenzt“, schildert Betriebsleiter Stephan Kreth.

Die nächste Wasserstoff-Tankstelle ist erst in Düsseldorf

Aus diesem Grund hat die Niag das Testmodell, das 89 Fahrgästen Platz bietet, auch nur bis zum Donnerstag zur Verfügung. Nachdem am Dienstag die Fahrer auf die neue Technik geschult werden, wird der Bus am Mittwoch auf Kurz- und Langstrecken am Niederrhein eingesetzt. Dabei wird geprüft, ob die Reichweite wirklich bei den geschätzten 350 Kilometern liegt. Ein Dieselfahrzeug hält laut Niederlassungsleiter Tobias Jakubowski zum Vergleich etwa 450 Kilometer mit einer Tankfüllung durch.

Apropos Tanken: Um wieder mit den benötigten 38 Kilo Wasserstoff befüllt zu werden, muss der Bus von Moers aus erst bis nach Düsseldorf fahren. Eine Wasserstofftankstelle in Moers würde die neue Technik alltagstauglicher machen und sei auch schon ein „großes Thema“, wie Kleinenhammann verrät: „Darüber sprechen wir mit Enni und dem Aufgabenträger, also dem Kreis. Ohne ausreichende Infrastruktur hilft es nicht, den Bus zu bestellen.“ Um den stolzen Preis von bis zu 700.000 Euro zu stemmen, gebe es Förderprojekte, die den Wechsel weg von Verbrennungsmotoren auf nachhaltigere Alternativen erleichtern sollen.

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Eine mangelnde Infrastruktur steht auch einem schnellen Einsatz von Elektrobussen im Weg. Diese hatte die Niag bereits Ende vergangenen Jahres mit positivem Fazit getestet. Es fehlen lediglich die Ladestellen, um den Weg der Verkehrswende weiterzugehen. Mittelfristig peilen Christian Kleinenhammann und sein Vorstandskollege Hendrik Vonnegut an, immer mehr ausgediente Dieselfahrzeuge durch Elektrobusse zu ersetzen.

Langfristig soll dann die Umstellung auf den H2O-Antrieb erfolgen: „Es bleibt abzuwarten, wie die Regierung die Wasserstoffkapazitäten einsetzen möchte. Das Thema ist elementar in vielen Branchen. Stichwort: Grüner Stahl bei Thyssen.“ Falls der Wasserstoff erst Kohle in der Industrie ersetzen soll, gehen die Niag-Bosse von fünf bis zehn Jahren aus, bis Busse mit diesem Antrieb unterwegs sein könnten. Es dauert also noch, bis die „Zukunft“ zur Gegenwart wird.