Kamp-Lintfort. Sonst wird live über Literatur geplaudert - wegen Corona ging das Format „Aufgelesen“ des Vereins LesArt nun erstmals online über die Bühne.

Das war eine echte Premiere: Zum ersten Mal gab es die Literaturkritikerrunde „Aufgelesen“ des Vereins LesArt am Dienstagabend als Online-Format. Coronabedingt, natürlich. Auch wenn einigen die direkten Reaktionen fehlten – es war eine gute Alternative, sich in einer Zeit, in der viele Menschen mehr lesen als sonst, Tipps für gutes Lesefutter abzuholen.

Christine Buyken, Katharina Gebauer, Renate Kloesgen, René Schneider, Ulla Schümann und Birgit Spiecker hatten an diesem Abend nicht nur Neuerscheinungen im Blick. Spiecker etwa empfahl der Runde noch einmal Peter Handkes „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“: „Ich finde, er hat zu Recht den Literaturnobelpreis bekommen“, so Spicker über den nicht unumstrittenen Autor.

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Christine Buyken, ehemals Grundschulrektorin in Kamp-Lintfort, hatte ein Buch gewählt, das auch thematisch hervorragend zu ihr passte: Im Gesellschaftsroman „Die Schule am Meer“ von Sandra Lüpkes geht es um eine besondere Schule auf Juist, die es von 1925 bis 1934 auf der Nordseeinsel wirklich gab. „Es hat mich begeistert und nachdenklich gemacht“, so Buykens Fazit. Auch weil in dem Roman aufgezeigt werde, wie schnell sich im Alltag nationalsozialistisches Gedankengut durchsetzen könne.

Das Buch zur Pandemie

Katharina Gebauer lockte das Publikum mit einem Abenteuerroman: „Die entführte Prinzessin“ von Karin Duve. Die Leiterin der Mediathek lobte nicht nur den detailverliebten Erzählstil, sondern empfahl auch die Hörbuchversion. Ihr Fazit: Der richtige Roman zur Jahreszeit, mit dem man sich gerne aufs Sofa legt. Renate Kloesgen legte den Zuschauern Benjamin Myers „Offene See“ ans Herz.

Mit „etwas Leichtem in der verrückten Zeit“ wartete Ulla Schümann auf: „Männer in Kamelhaarmänteln“ sind kurze autobiografische Erzählungen von Elke Heidenreich, „schöne, traurige, aber auch lustige Geschichten“, urteilte die Rezensentin. Zum Kehraus stellte René Schneider das Buch zur Pandemie vor: „Eine Seuche in der Stadt“ von Ljudmila Ulitzkaja, ursprünglich ein Drehbuch von 1978, das im Russland Stalins spielt und eine Geschichte über eine drohende Epidemie ist. Lesen, auch wenn Corona nervt? „Ja“, so Schneider, „der Reiz liegt im historischen Hintergrund.“