Moers. Mit dem Bus aus Moers zum Impfzentrum Wesel: keine gute Idee. Eine Reportage über einen Bus, der nie kam, zitternde Beine und Neid auf Krefelder.

Drei Mal Stampfen, das reicht. Schon sind die schwarzen Winterstiefel vom restlichen Schnee befreit. Man muss den Bus ja nicht noch nasser machen, als er wahrscheinlich eh schon ist. Gleich müsste die 68 hier am Busbahnhof in Moers eintreffen, die direkt zum Bahnhof in Wesel durchfährt. Von da aus ist es nur noch ein Katzensprung zum Impfzentrum im Kreis Wesel. Luxus also. Wenn der Bus denn kommen würde.

Zehn Minuten sind mittlerweile rum, noch ist nichts in Sicht – unabhängig von der durch die Maske beschlagenen Brille. Das spezielle Antibeschlagtuch, das es als Geschenk Weihnachten von der Mutter gab, ist noch auf dem Schreibtisch zuhause und nicht in der Hosentasche, wo es eigentlich hingehört.

Die Maske schützt vor Viren und Kälte

Die Maske abzunehmen, ist aber keine Option. Sich nicht anzustecken, ist ein Grund. Ein warmes Gesicht der andere. Außerdem kommt gerade ein Mann dazu unter die Überdachung der Bushaltestelle: endlich ein Leidensgenosse. Sein Gesicht ist durch die tief ins Gesicht gezogene schwarze Kapuze und seine FFP2-Maske nur schwer zu erkennen. Mutig setzt sich der Unbekannte auf die Metallbank der Haltestelle. Dafür braucht es strapazierfähiges Sitzfleisch.

So sitzt er da nun und zappelt mit den Beinen, um sie irgendwie warm zu halten. Auch die eigenen Winterstiefel, wenn auch jetzt frei von Schnee, werden langsam nutzlos. Ein zweites Paar Socken wäre wohl schlauer gewesen. Vielleicht hätten sie etwas gegen den braunen Schneematsch gebracht, den ein viel zu schneller, schwarzer SUV im Vorbeifahren in Richtung der Bushaltestelle aufwirbelt.

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Auch nach einer Dreiviertelstunde ist der Bus nach Wesel nirgends zu erkennen. Neidisch könnte man auf die Leute werden, die nebenan gerade pünktlich in die warme Linie 52 nach Oppum steigen. Fast schon provokant wirkt es, als der Motor des SWK-Busses beim Starten laut aufheult. Vom mittlerweile gefühlt zehnten Bus nach Duisburg ganz zu schweigen.

Ein Impfzentrum in Moers hätte die Anfahrt erleichtert

Plötzlich erhebt sich der Mann. Entweder hat er was gesehen oder es ist ihm am Po doch zu kalt geworden. „Warten Sie auch auf die 68?“ „Jo.“ „Wahnsinn oder?“ „Auf jeden Fall. Der war echt noch nicht hier?“ „Nee, ich war schon zehn Minuten vorher da. Verpasst haben wir den auf keinen Fall.“ „Na immerhin das. Hoffen wir wenigstens mal, dass der nächste Bus bald kommt“, sagt der Mann, der eigentlich nur nach Rheinberg will, mit einem sarkastischen Lächeln, das trotz Maske deutlich erkennbar ist. Galgenhumor hat er also noch. Das muss man ihm hoch anrechnen bei minus sechs Grad.

Mit jeder kalten Minute wird der Gedanke lauter, warum das Impfzentrum im Kreis Wesel nicht einfach in Moers sein kann. Auch nach Duisburg wäre man einfacher gekommen. Sogar nach Krefeld: Die 52 nach Oppum ist schon wieder da.

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Auch von der nächsten 68 nach Wesel, die eine Stunde später starten sollte, gibt es keine Spur. Kein Weg führt mehr daran vorbei, gegen die extreme Kälte wie der mittlerweile wieder sitzendende Mann mit den Beinen zu wackeln. Nach fast anderthalb Stunden an der Bushaltestelle hilft aber auch das nicht mehr: Die Mission Impfzentrum ist abgesagt. Wer dort einen Termin hatte, hätte ihn jetzt eh verpasst.

Diese alternativen Wege gibt es zum Impfzentrum in Wesel

Wer nicht mit dem Auto gebracht werden kann, hat neben dem Bus 68 auch die Möglichkeit aus Moers mit dem Zug nach Wesel zu kommen. Es bietet sich eine Fahrt mit dem RB31 nach Alpen mit Anschluss durch den Bus SB7 zum Bahnhof in Wesel, den man nach etwa einer Stunde erreicht. Von dort aus sind es noch 7 Minuten Fußweg zum Impfzentrum.

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Auch über Duisburg Hbf ist Wesel mit dem Zug RE19 zu erreichen. Die Fahrt dauert aktuell etwa eine Stunde und 18 Minuten.