Kamp-Lintfort. Das St. Bernhard-Hospital hat sich mit anderen Kliniken zusammengeschlossen, um Genveränderungen bei Tumoren besser auf die Spur zu kommen.

„Vor Jahren wurden Tumore als unterschiedliche Arten unterteilt – heute wissen wir, dass Tumore auch innerhalb dieser Unterteilung ein unterschiedliches Wachstumsverhalten zeigen“, zeigt Dr. Theodor Heuer, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Onkologie am St. Bernhard-Hospital, ein Beispiel für die großen Fortschritte in der Tumortherapie auf.

Das Kamp-Lintforter Haus ist Teil einer neuen Kooperation, in der sich das Weseler Marien-Hospital und sieben weitere Kliniken zusammengeschlossen haben: dem „Molekularen Tumorboard“ (kurz „MTB“) Niederrhein.

Hier besprechen regelmäßig überregionale Experten onkologische Krankheitsverläufe im Hinblick auf die genetischen Tumorfaktoren, Fachleute sprechen vom „genomischen Tumorprofiling“. Mit den dort gewonnenen Ergebnissen können die Patienten noch individueller behandelt werden.

Professor Dr. Gernot Kaiser.
Professor Dr. Gernot Kaiser. © St. Bernhard Hospital | Bettina Engel-Albustin / Fotoagentur-Ruhr moers

„Das unterschiedliche Wachstumsverhalten liegt daran, dass bei jedem Tumor Genveränderungen vorliegen können“, erklärt Prof. Dr. Gernot M. Kaiser, der als Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am St. Bernhard ebenfalls zum Kernteam des MTBs Niederrhein gehört.

Defekte besser verstehen

„Mit der Aufschlüsselung der Erbsubstanz eines Tumors ist es uns möglich, die Defekte besser zu verstehen. So gelingt es uns vielleicht, die Mechanismen, die zu einem schnelleren Voranschreiten der Krebserkrankung führen, zu unterbrechen und das Wachstum zu hemmen“, führt Heuer aus.

Am St.-Bernhard-Hospital sind diese speziellen Analysen nun möglich. Als Teil des Tumorzentrums Niederrhein (einem Zusammenschluss mehrerer Krankenhäuser, niedergelassener Ärzte und anderen Partnern zur optimalen Behandlung von Patienten mit Krebserkrankungen) finden im St. Bernhard in Kamp-Lintfort bereits seit Jahren wöchentlich bereichsübergreifende Tumorkonferenzen statt.

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Beim alle zwei Wochen stattfindende Molekularen Tumorboard besprechen sich – neben den Kamp-Lintforter Chefärzten - Ärzte aus Wesel, Duisburg, Mönchengladbach und Lebach in einer Videokonferenz. Experten aus Hannover, Heidelberg und Mannheim unterstützen das Team bei speziellen Fragestellungen.

Grundlage für die Durchführung des molekularen Tumorboards ist die Anwendung einer weltweit entwickelten Software. „Wir sind sehr froh, den Patienten aus dem Tumorzentrum hier modernste Therapiestrategien auf höchstem wissenschaftlichem Niveau anbieten zu können“, so Heuer. „Das Molekulare Tumorboard ist eine hervorragende Erweiterung unserer Arbeit hier“, so Kaiser.