Moers. Kinder brauchen Ansprechpartner: Der SCI:Moers arbeitet an Konzepten, gefährdete Kinder zu schützen. Zwei Berufskollegs unterstützen das Projekt.
Kindern fehlt angesichts geschlossener Kitas und Schulen manchmal die Möglichkeit, sich jemandem anzuvertrauen. Diesen Teufelskreis will der Sozialdienstleister SCI:Moers durchbrechen.
„Die Berichte um die Missbrauchsfälle in Lügde, Münster und Bergisch-Gladbach haben uns schockiert“, sagte der Moerser SCI-Geschäftsführer Frank Liebert. „Hinzu gibt es eine Dunkelziffer, weil Gewalt als Tabuthema gilt.“
Für die pädagogischen Fachkräfte des SCI war klar, dass sie nicht zusehen, sondern handeln wollen. Ihr Ziel: Kindern frühzeitig Wissen über die eigenen Rechte, über Selbstschutz und Lösungswege aus Gewaltsituationen zu vermitteln. „Weil hierbei die Erzieher zentrale Vermittler sind, haben wir unsere Kooperationspartner vom Neukirchener Berufskolleg und am Moerser Hermann-Gmeiner-Berufskolleg einbezogen“, erklärte Liebert.
An beiden Berufskollegs wird Kita- und Grundschulpersonal ausgebildet. Eine der Ausbilderinnen ist Susanne Sistig, Leiterin der Abteilung Sozialwesen am Hermann-Gmeiner-Berufskolleg: „Ich war sofort begeistert und sprach die Auszubildenden im Wahlfach ‚Offene Ganztagsschule‘ an, ob sie Material zur Prävention von Kindeswohlgefährdung entwickeln wollen.“
Azubis in Moers erstellen Methodenkoffer zum Thema Kindeswohlgefährdung
So fand Anfang November ein Onlinevortrag der Kindernothilfe Duisburg statt, an dem 40 Azubis teilnahmen. Danach begann die Suche nach Vorhandenem: Fachliteratur, Kinderbücher und Spiele sind in den Einrichtungen oft genutzte Wissenslieferanten. Mit dem psychologischen Dienst des SCI wurden pinke und schwarze Kuscheltiere genäht – sie stehen für das gute oder das böse Geheimnis, das die Kinder dem Erziehungspersonal anvertrauen können.
Kuscheltiere, Spiele, Bücher mit Titeln wie „Kein Küsschen auf Kommando“ und Methodenbeschreibungen kamen in die fünf zusammengestellten Methodenkoffer mit Inhaltswert von rund 500 Euro. Finanziert wurden die Materialien mit Hilfe des Jugendministeriums NRW.
Zudem erarbeiteten die Azubis mit dem Schlosstheater Moers (STM) Rollenspiele in der interaktiven Forumtheater-Methode: „Unter Anleitung von Regisseur Frederik Göke und Theaterpädagoge Robert Hüttinger erarbeiteten wir Alltagsszenen, die Gefahrensituationen altersgerecht abbilden“, erklärte Stefanie Coßmann, SCI-Koordinatorin für schulbezogene Jugendhilfe.
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In den Szenen, welche die Fachkräfte schauspielern können, wird etwa mit Stopp-Schildern zum Neinsagen gearbeitet und der Online-Bildversand an Unbekannte thematisiert. Eine weitere Szene zeigt einen Vater, der seine Tochter vom Schwimmunterricht abholt und die Umkleidekabine betritt. „Die Kinder sollen spielerisch lernen, dass sie aus dieser Situation herauskommen“, sagt Coßmann.
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Damit die Methodenkoffer und Theaterszenen an allen 46 Moerser Kitas und 16 Grundschulen eingesetzt werden können, haben die Erzieher-Azubis Präsentationen vorbereitet, die sie Auszubildenden sowie Kita- und Lehrerpersonal vorstellen wollen. Wenn soziale Einrichtungen Interesse haben, mit dem Methodenkoffer und den theaterpädagogischen Szenen zu arbeiten, können sie sich beim SCI Moers, Barbarastraße 12, unter 02841/95790 oder per Mail unter info@sci-moers.de melden.