Neukirchen-Vluyn. Bäume im Zechenwald in Neukirchen-Vluyn sind krank oder geschädigt. Zwei Anwohner setzen sich jetzt für eine planvolle Wiederaufforstung ein.

Reifenspuren drücken sich metertief in den Schlammboden, abgeknickte Pflanzenreste ragen empor, wo einst dichter Baumbestand war: Das Lagebild, was man aktuell im Zechenwald in Neukirchen-Vluyn erblickt, ist trostlos. Die Gründe hierfür liegen nicht nur in der blühkahlen Winterszeit, sondern an der chaotischen Aufforstung, finden die Anwohner.

Theodor Schulte wohnt seit sieben Jahren mit Waldblick am Juraweg, Anja Steinhoff ist vor fünf Jahren hergezogen. Beide erinnern sich: „Vor Jahren war der Baumbestand gesund.“ Doch dann erwischte die Trockenheit und mit ihr der Rußrindenpilz den Bergahorn. Der Pilz führt zum Baumsterben und bedroht den Waldbestand.

550 Bäume mussten im Zechenwald gefällt werden

Zudem nahmen laut RAG MI, die regelmäßig den Baumbestand prüft, die Schäden an Buchen, Eichen und Kirschbäumen zu. Das Einatmen ihrer Sporen könnte gesundheitsschädlich sein. Entsprechend hoch wurde der Handlungsbedarf eingeschätzt, auch aufgrund der Nähe zur Gesamtschule, dem angrenzenden Radweg und der Erholungsnutzung.

In der letzten Woche rückte ein Forstunternehmen an, um 550 geschädigten und atypischen Bäume zu fällen. Laubholzbestände sollten durchforstet, Baumkronen gepflegt und Waldinnenränder ausgeprägt werden. Außerdem stand die Fällung von Bergahorn, Stieleichen und Rotbuchen sowie in geringem Maße von Winterlinden, Weiden und Kirschen an, um Platz für junge, sich über Anflug ansiedelnde, sauerstoffschenkende Bäume zu schaffen.

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Der Beginn der Forstwirtschaftsmaßnahmen wurde von der Witterung abhängig gemacht: „Wenn dann nach 21 Uhr die Bagger mit grellem Licht anrollen, wird Ihnen anders“, sagte Steinhoff. Der Folgetag zeigte das Resultat: Am Übergangsstreifen zwischen erstem und zweitem Wohnquartier sind etwa 80 Prozent des Baumbestandes abgeholzt worden. Der eigentlich fruchtbare, weil mit Kohlenstaub vom einstigen Zechengelände durchsetzte Boden ist durch Baggerreifen eingesackt.

„Die RAG hätte den Wald an die Stadt verkauft, aber in dem Zustand soll es nach unseren Informationen keine Übernahme geben“, so Steinhoff. Stattdessen hätte die RAG mitgeteilt, dass sich der Wald durch Samenflug durchforstet – ein Irrglaube, denn Birke und Bergahorn seien im hiesigen Klima stark anfällig, meinen die Anwohner. Hinter manchen ihrer Gärten wurden Sträucher und Bäume komplett entfernt, während sie am Nachbarhaus ins Grundstück wuchern.

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„Schon vor der Aufforstung haben wir unser Anliegen der Stadtverwaltung mitgeteilt und jetzt einen Bürgerantrag mit 55 Beteiligten eingereicht und eine Online-Petition mit bisher rund 300 Stimmen erstellt“, erklärte Schulte. Die Forderung: Naturfreundliche Wiederaufforstung und Wegerneuerung, Einbringung von Totholz für die Tiere und das Erstellen eines Aufforstungs- und Pflegekonzepts mit dem Naturschutzbund, damit es im Zechenwald keine vorschnellen Aktionen mehr gibt.

Die Petition zur Forderung der Wiederaufforstung des Zechenwalds läuft noch fünf Wochen.