Kamp-Lintfort. René Schneider ist SPD-Landtagsabgeordneter, Marcus Bastek Pastor. In sieben Minuten plaudern sie auf ein Bier über Gott und die Welt.

Es klingt erst einmal wie der Auftakt zu einem mittelprächtigen Witz: „Treffen sich ein SPD-Politiker und ein Baptistenpastor in einer Bar …“ - so beginnt allwöchentlich die neue Ausgabe des Podcasts „Sieben Minuten – Glaubensfragen und ein Bier im Stehen“. Aber was dann folgt, hat Tiefgang mit Unterhaltungswert: Mit Witz und Spontaneität, gerne auch mit Ecken und Kanten drehen der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider und Marcus Bastek, Pastor in der Kamp-Lintforter Friedenskirche, aktuelle Themen auf links.

Vor sieben Jahren, als Bastek mit seiner Familie nach Kamp-Lintfort zog, um die Pastorenstelle in der Friedenskirche anzutreten, haben sich beide kennen und schätzen gelernt. „Ich rede gerne mit Menschen über bestimmte Positionen“, sagt der gelernte Journalist René Schneider. Dazu gehören für den Politiker und bekennenden Christen auch Glaubensfragen. Umgekehrt sagt Bastek: „Ich bin sehr interessiert an Politik.“ Beide müssen schon von Berufs wegen viel und oft reden – auch über die Themen, die sie im Podcast ansprechen.

Meinungsaustausch ins Internet verlegt

Das gemeinsame Gespräch bei einem Glas Bier, anfangs bei einer Tasse Kaffee, pflegten die beiden schon lange vor Corona-Zeiten – und schon lange vor der Idee mit dem Podcast. Als das persönliche Gespräch an der Theke wegen Corona nicht mehr möglich war, verlegten die beiden ihren Meinungsaustausch ins Internet. So entstand auch die Idee, gemeinsam einen Podcast aufzulegen.

„Wenn der Corona-Impfstoff da ist – wer darf zuerst?“ oder „Ist Homeoffice die Antwort auf alle Fragen?“ lauten zum Beispiel Themen, über die beide sich möglichst in sieben Minuten austauschen. Dabei wird gerne gefrozzelt und ironisiert, immer aber werden ehrliche Meinungen ausgetauscht, angereichert auch mit persönlichen Erfahrungen zu den Themenkomplexen.

Tabuthemen gebe es in dem Sinne nicht, sagt Bastek: „Aber es gibt sicher Themen, bei denen man sich besser vorbereiten muss, etwa bei ethisch heiklen Themen wie zum Beispiel Abtreibung. Das ist so groß und so schwierig, da möchte ich mich nicht nur sieben Minuten lang vor ein Mikro setzen.“ Das Gespräch müsse sich für ein solches Format aber frei entwickeln. Das, so Bastek, mache es lebendig. Die Zeitspanne von sieben Minuten sei bewusst gewählt, sagt Schneider. Und bei so einem kurzen Format kämen manche Themen dann zu kurz.

Antworten mit Ecken und Kanten

Lernen die beiden in ihren Gesprächen voneinander? „Ich mehr von Marcus, als er von mir“, sagt René Schneider. „Ich lerne etwas für mein tägliches Tun. Als Politiker wird man oft in ein tradiertes System gepresst. In unseren sieben Minuten geht es tiefer, da wird auch nicht mit Stereotypen gearbeitet. Bei uns sind die Antworten nicht rundgelutscht, sondern mit Ecken und Kanten.“

Erreichen wollen sie mit ihrem Podcast „alle, die interessiert sind an den Bereichen, wo sich Politik und Religion überschneiden“, sagt Schneider. Genügend Themen für ihren wöchentlichen Podcast gebe es in jedem Fall, sagen beide. Denkbar wären zum Beispiel Gespräche über gendergerechte Sprache oder den digitalen Nachlass. Die neueste Folge, die seit Freitag abrufbar ist, trägt den Titel: "Darf man hinterher immer alles besser wissen?“. „Das Jahr wird so viele Themen für uns parat haben, dass wir locker 52 Podcasts liefern können“, sagt Bastek.

Wobei: „Es wäre schon spannend, das Format auch mal live und in Farbe auszutesten“, denkt Schneider an eine Zeit, in der Präsenzveranstaltungen wieder möglich sind. Das Zeug, dann nicht nur Zuhörer, sondern auch Zuschauer zu finden, hätte „Sieben Minuten“ in jedem Fall.

Informationen über den Podcast und den Link zum Herunterladen gibt es unter www.bierimstehen.de