Moers. Singen? Geht nicht – Corona! Kein Problem für Pfarrerin Anke Prumbaum in Moers. Musik gibt es Heiligabend trotzdem im Krankenhaus.
Dieses Weihnachten wird anders. Das gilt auch für die Menschen, die über die Feiertage im Krankenhaus sein müssen. Für die Patientinnen und Patienten im Bethanien in Moers hat sich Anke Prumbaum etwas Besonderes ausgedacht.
Prumbaum ist Pfarrerin an der evangelischen Stadtkirche, doch ihr Büro hat sie seit 2009 im Bethanien-Krankenhaus, gleich neben der Kapelle. Seit fast zehn Monaten beherrscht die Corona-Pandemie viele der Gespräche, die sie und ihr Kollege Guido Quinkert führen. „Die große Veränderung kam im März“, sagt Prumbaum.
Manchmal muss man Hilflosigkeit zulassen
Unverändert ist dagegen Prumbaums seelsorgerische Aufgabe. Für sie geht es nicht unbedingt darum, Antworten auf Fragen zu finden: „Die Menschen haben selbst Lösungen, mit der Situation umzugehen. Ich schaue nach Ressourcen, die die Patientinnen und Patienten haben und begleite sie ein Stück.“ Dabei sei es manchmal auch wichtig, Hilflosigkeit zulassen zu können.
Und, so Prumbaum, es seien oft die kleinen Dinge des Lebens, die in schwierigen Situationen Mut machen können. Weil etwa Krankenbesuche wegen der Ansteckungsgefahr nicht möglich sind, springen zuweilen Zimmernachbarn als aufmerksame Zuhörer ein. Da ist zum Beispiel auch die Krankenschwester, die im Sommer Blumen aus ihrem Garten gepflückt und sie einer Patientin aufs Zimmer gestellt hat, berichtet Prumbaum.
Die Fragen sind immer da
Und jetzt kommt Weihnachten, das Corona-Weihnachten. „In dieser Zeit sind die Menschen immer melancholischer und nachdenklicher. Sie denken mehr als sonst über ihre Situation nach, über das, was sie verloren haben und über das, was sie noch tun können. Daran hat Corona nichts geändert, die Fragen sind immer da“, hat Prumbaum beobachtet.
Und trotzdem: Dieses Weihnachten wir anders, denn das sonst übliche Singen auf den Zimmern darf nicht stattfinden. Und die stimmungsvollen Weihnachtslieder über CD oder das Internet abzuspielen, das war Prumbaum nicht gut genug: „Wir haben einen Drehorgelspieler, der am Heiligen Abend durch die Flure zieht.“ Da ist also doch Musik drin!
Was bleibt ist das Telefongespräch
Gleich nach dem Gottesdienst am Vormittag machen der Drehorgelspieler, Prumbaum und Quinkert den Gang durch die Zimmer. Für viele der 240 Patientinnen und Patienten, die über Weihnachten im Bethanien liegen, wird es – neben dem Austausch mit den Ärzten und den Krankenschwestern – der einzige persönliche Kontakt an diesem Heiligen Abend gewesen sein. Was ihnen bleibt, ist das Telefongespräch mit den Lieben daheim.
Auch am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag wird Prumbaum für die Menschen im Krankenhaus da sein. Corona mit seinen schlimmen Folgen hat ihr gezeigt: „Es ist gut, die Menschen ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten. Seelsorge, auch die Notfallseelsorge, ist wichtig. Die Zuwendung, die ich schenke, kommt wieder zurück.“
In diesem Jahr gibt es für die Bewohnerinnen und Bewohner des Bethanien-Seniorenstifts tolle Geschenke. Noch Mitte dieser Woche stapelten sich die liebevoll verpackten Kartons im Büro von Pfarrerin Anke Prumbaum. Sie sind das Resultat einer Wunschbaum-Aktion für das Personal des Krankenhauses, zu der eine Krankenhaus-Mitarbeiterin die Idee hatte. Lange hingen die Karten mit den Wünschen allerdings nicht am Baum. In nicht einmal einem Tag hatten Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger und andere Mitarbeitende die Wunsch-Karten vom Baum genommen. Jetzt fehlt nur noch die Bescherung.