Kamp-Lintfort/Moers. Erneut hat es im letzten Jahr am Niederrhein zu wenig geregnet. Die Sorge um das Grundwasser war auch Thema der Lineg-Genossenschaftsversammlung.

Das hat es in der langen Geschichte der Lineg noch nicht gegeben: Erstmals fand die Genossenschaftsversammlung wegen der Corona-Pandemie am Mittwoch online statt. Die Mitglieder des Genossenschaftsrates sowie Vertreter der Aufsichtsbehörde und der Verwaltung tagten in den Räumen des Enni Sportparks in Moers, die Delegierten nahmen über einen Webzugang an der Sitzung teil.

Lineg-Vorstandschef Karl-Heinz Brandt machte in seinem Vortrag einmal mehr deutlich, wie sehr die ausbleibenden Niederschläge dem Niederrhein – insbesondere der Landwirtschaft – zu schaffen machen. Die Dürre in Zahlen gepackt: Im Verhältnis zum langjährigen Mittel in Höhe von 753 mm sind in diesem Jahr lediglich 703 mm gefallen.

Landwirtschaft und Industrie konkurrieren um Grundwasser

Vor allem im Hinblick auf den Klimawandel stehen auch für die Lineg neue Aufgaben an: „Künftig wird es eine Konkurrenz zwischen landwirtschaftlicher und industrieller Nutzung von Grundwasser geben“, sagte Brandt. Hier gelte es Lösungen zu finden, denn das Wasser werde knapper, der Regen bleibe zunehmend aus und der Grundwasserspiegel senke sich.

Weiterhin Thema für die Lineg ist auch die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Laut Brandt sah der ursprüngliche Zeitplan vor, dass 2015 die Gewässer einen guten Zustand beziehungsweise ein gutes ökologisches Potenzial erreicht haben sollten Diese Ziele konnten in diesem Zeitrahmen nicht erreicht werden, die Fristen wurden jetzt auf das Jahr 2027 verschoben. „Es ist eine Illusion, daran festzuhalten“, so Brandt, „eine Streckung der Geschichte würde uns helfen.“

Zukunftsprojekt: Phosphor-Rückgewinnung

Als eines der großen Projekte für die nächsten Jahre nannte der Lineg-Vorstandsvorsitzende das Thema „Phosphor-Rückgewinnung“. Eine Novellierung der Klärschlammverordnung schreibt vor, Phosphor aus Klärschlamm für Kläranlagen zurückzugewinnen. Aus diesem Grund wurde im Juli 2020 das Projekt „AmPhoRe“ ins Leben gerufen, ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt. Partner in der gleichnamigen GmbH sind Wasserwirtschaftsverbände sowie Institute der RWTH Aachen und auch die Lineg. Dazu plant die Genossenschaft gemeinsam mit anderen Verbänden den Bau einer Monoverbrennung von Klärschlämmen auf dem Gelände des Abfallentsorgungszentrums (AEZ) Asdonkshof.

Die Kommunen müssen für die Dienste der Lineg künftig etwas mehr bezahlen. Grund dafür seien Sanierungsmaßnahmen an verschiedenen Kläranlagen, so Brandt. Dass die Beiträge dennoch moderat bleiben, sei vor allem dem Erfolg bei der Eigenstromerzeugung zu verdanken. Der auf den Kläranlagen mit Gaserzeugung selbst erzeugte Strom liegt nun deutlich über dem fremdbezogenen Strom.

INFO: Die Lineg verzichtet in diesem Jahr komplett darauf, Weihnachtspost zu verschicken. Die so eingesparten 1000 Euro wurden an ISAR Germany gespendet.