Moers. Corona und Personalmangel belasten die Erzieherinnen in den Moerser Kitas. Die Reduzierung der Betreuungszeiten ist nicht mehr ausgeschlossen.

„Die Angst vor Corona ist für viele Kolleginnen und Kollegen schon fast normal. Aber die Angst vor einem Burnout ist bei vielen noch größer.“ Sabine Meurer liebt ihren Job als Leiterin der Städtischen Kita Holderberg trotzdem. Besonders in diesen Zeiten wollen sie und ihr Team Kindern so viel Normalität bieten wie möglich – seien es Corona-konforme Martinszüge oder kleine Weihnachtsfeiern.

„Vor allem bei älteren Kindern verändert sich durch die Pandemie das ganze Lebensumfeld. Ein gewohnter Alltag ist für die Entwicklung deshalb besonders wichtig“, zitiert die Stadt Sabine Meurer in einer Pressemitteilung. Der Spagat zwischen Hygienemaßnahmen und Normalität, zwischen liebevoll gestaltetem Alltag und Abstandsregeln und das bei chronischem Personalmangel führe jedoch dazu, dass „wir an unseren Grenzen arbeiten. Die physische und psychische Belastbarkeit eines Menschen ist nicht unendlich.“

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Die Leiterinnen aller Kitas sind aktuell besonders betroffen. Sie müssen in den Gruppen aushelfen, um die Betreuung gewährleisten zu können. Im Januar steht dann aber die Vergabe der Plätze für das neue Kindergartenjahr an – mit viel Büroarbeit.

Die Stadt Moers sucht für ihre Kindertageseinrichtungen deshalb ständig neue Erzieherinnen und Erzieher, um den generellen Engpass abzubauen. Das klappt nur teilweise. Dabei bräuchte man gerade jetzt noch mehr Personal, denn wegen Corona freigestellte oder erkrankte Mitarbeiterinnen müssen ersetzt werden. „Der Arbeitsmarkt ist leergefegt“, weiß die stellvertretende Jugendamtsleiterin Bettina Speier. Derzeit arbeiten in den städtischen Kitas rund 260 Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Hauswirtschaftskräfte in Voll- und Teilzeit. 17 Stellen sind insgesamt unbesetzt.

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Da die Stadt ständig Personal in diesem Bereich sucht, steht seit August ununterbrochen eine allgemeine Stellenanzeige auf der Homepage, eine weitere Anzeige für eine konkrete Stelle ist gerade online gegangen. Beim Werben um Mitarbeiterinnen steht die Stadt freilich in Konkurrenz zu den anderen Kita-Trägern wie Kirchengemeinden oder Arbeiterwohlfahrt. Darüber hinaus suchen auch Bereiche wie Offener Ganztag oder Stationäre Jugendhilfe Erzieherinnen und Erzieher.

„Wenn es nicht anders geht“, so die stellvertretende Jugendamtsleiterin Bettina Speier, „müssen wir über die Reduzierung der Betreuungsstunden nachdenken. Eine leichte Entspannung hängt von der Entwicklung der Pandemie ab.“

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Das Jugendamt hat außerdem bereits gemeinsam mit den Leitungen Konzepte für jede Einrichtung erarbeitet. Erreicht werden soll mehr Entlastung der Teams, ein geringeres Quarantänerisiko und gleichzeitig mehr Stabilität für die Eltern. Väter und Mütter können auch einen kleinen Beitrag zum reibungslosen Betrieb leisten, indem sie sich strikt an die Corona-Regeln halten. Für Sabine Meurer ist dennoch eines klar: „Ein Regelbetrieb ist wünschenswert, aber dauerhaft unter diesen Bedingungen nicht leistbar.“ Da hilft auch die Liebe zum Beruf nicht weiter.