Kamp-Lintfort. Mental Coach Melanie Kohl aus Kamp-Lintfort gibt Tipps, wie Weihnachten fröhlich werden kann. Dafür muss man sich nur über einiges klar werden.
Der Herbst ist grau. Die Zeiten erscheinen trostlos? Weihnachten wird dieses Jahr nur halb so schön wie sonst? Mental Coach Melanie Kohl fragt einfach anders herum: „Was kann das Gute an dieser Zeit sein? Können wir andere Rituale finden, damit die Zeit bis und am Heiligen Abend fröhlich ist?“ Darauf hat die Kamp-Lintforterin eine Antwort. Man muss halt nur mal genauer in sich hin einhorchen.
Schließlich biete diese besondere Zeit erstmals die Chance für Entlastung. Es jagt nicht eine Weihnachtsfeier die ander und es gibt keine Verabredungen auf den Weihnachtsmärkten der Region. Angesichts der Corona-Beschränkungen sei jetzt die Gelegenheit, für sich klar zu machen: Was tue ich aus dem Gefühl der Verpflichtung. Was tue ich, um Erwartungen zu erfüllen? Was wollen wir wirklich, wenn wir ganz allein entscheiden könnten?
Nein, Melanie Kohl will nicht, dass alle Menschen plötzlich ihre Familienfeiern sprengen und Verwandte vor
den Kopf stoßen. Aber ein erster Schritt sei es, Weihnachten neu zu definieren. Ein zweiter, lieb gewonnene Rituale vielleicht mal anders machen: Etwa den Glühwein zu Hause oder mit ein paar Nachbarn draußen am Feuerkorb trinken, oder mit der Familie in den Wald gehen und dort die Tiergeschichten erzählen, die es sonst auf dem Sofa zu hören gibt. Wie wäre es mit einem Lagerfeuer? „Und wem das typische Weihnachtsmarktessen fehlt: Pilze mit Knoblauch oder Crêpes kann man auch selbst machen“, findet die Unternehmerin. „Es ist uns sicherer Lebensraum durch das Virus genommen worden, aber wir haben auch Gestaltungsraum dazu gewonnen“, ist sie sicher. Kreativität sei da gefragt. Sie selbst findet zum Beispiel die Idee des Drive-In-Weihnachtsmarktes super, nicht zuletzt auch, weil dort Menschen Arbeit finden.
Sie selbst erlebe es jedenfalls in ihrem Umfeld, dass viele ihre Zeit anders nutzen als sonst. Auch sie habe erstmals ihren Adventskranz selbst gemacht statt gekauft. Freundinnen schickten Rezepte für Nussecken oder Liköre. „Letztens habe ich zweieinhalb Stunden mit einer Freundin beim Wein auf dem Sofa gesessen.“ Virtuell, natürlich, aber das sei urgemütlich gewesen.
Wie immer die Familien nun über ihre Weihnachtstage entscheiden, das wichtigste sei dabei die Verbundenheit, lautet der Rat der Expertin. Man muss bedeutungsvoll für den anderen sein, auch wenn Oma und Opa eben in diesem Jahr nicht dabei sein können.“ Das Gehirn belohne, wenn wir etwas für andere tun, ihnen eine Freude machen. Vorschläge gefällig? Online-Wichteln, handgeschriebene Karten, ein Dankeschön, ein Kompliment. Das schaffe Verbundenheit.
Und das nennt sie ihren ultimativen Tipp, der zur Not auch per Telefon funktioniere: „Tiefgründige Gespräche statt Small Talk.“ Im Alltag sei selten Zeit für radikal ehrliche Momente, oder für Fragen wie „Was war für dich trotzdem schön in diesem Jahr? Welches Kompliment hörst du gerne von mir?“ Wem solche Fragen nicht einfallen: Da gebe es durchaus Gesellschaftsspiele mit entsprechenden Fragekärtchen, die auf die Sprünge helfen.
Ja, es sei ihr klar, das tröste Gastronomen, Kinobetreiber oder Künstler im Moment wenig. Aber auch diese
hätten ja mehr Zeit für kreative Ideen. „Alle haben Einbußen – außer vielleicht die Klopapierhersteller. Aber man soll eben nicht den Kopf in den Sand stecken.“ In der Pandemie brauche man eben andere Formate, man könne sich neue Kooperationen überlegen – und damit manchmal auch anderen Gelegenheit geben, aus der unverschuldeten Untätigkeit heraus zu kommen. So biete sie selbst jetzt Video-Team-Events an, wo die Teilnehmer im Vorfeld Weine oder Kaffeesorten zur Verkostung bekommen, ja sogar ein Zauberer habe eine ihrer Veranstaltungen online bereichert.
Für Weihnachten mit der Familie gebe es zwei Möglichkeiten: Bevor es Streit gibt, ob Tante Hedwig oder Onkel Klaus die Runde der auserwählten Zehn bereichern dürfen, einfach radikal alleine oder nur per Video-Schalte feiern. Die andere Möglichkeit: die Sippe auf mehrere Tage verteilen.
Wie immer sich die Familien entscheiden: „Am Ende geht es immer um die Souvenirs an Momenten, die einen lächeln lassen“, nennt Melanie Kohl ihr Schlusswort.