Am Niederrhein. Seit Montag sind Schnelltests auch in den Altenheimen von Moers und Umgebung Pflicht. Aber die Tests sind dort noch gar nicht eingetroffen.
Seit Montag sind Reihentests in allen NRW-Altenheimen Pflicht – was nicht bedeutet, dass tatsächlich überall getestet wird. Die Schnelltests stehen in den Einrichtungen in Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn noch gar nicht zur Verfügung.
Und selbst wenn sie eingetroffen wären, könnte im Moment nicht getestet werden, wie Beatrix Dalhaus erläutert. Die Leiterin des Senioren-Parks Carpe Diem in Neukirchen-Vluyn hat ein Testkonzept für ihre Einrichtung beim Kreisgesundheitsamt in Wesel eingereicht. „Wenn wir nach zwei Wochen nichts gehört haben, gilt es als genehmigt“, berichtet sie. In ihrem Fall ist die Frist am kommenden Freitag rum: „Erst dann dürfen wir die Tests bestellen“, sagt Dahlhaus. Zudem wird in dieser Woche eine Arztpraxis die examinierten Fachkräfte der Einrichtung schulen.
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Beatrix Dahlhaus rechnet damit, dass sie monatlich 3250 Schnelltests für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die 85 Bewohnerinnen und Bewohner des Carpe-Diem-Hauses und die neun Gäste der ambulanten Pflege benötigt. Auch die Besucher der Bewohner sind in diese Zahl eingerechnet. Die Ergebnisse sollen jeweils nach 15 bis 20 Minuten vorliegen. Nicht zuletzt darin sieht Dahlhaus einen Vorteil. Die Bewohner, so erläutert sie, können sich bei einem negativen Ergebnis relativ schnell wieder frei im Haus bewegen, statt mehrere Tage im Zimmer bleiben zu müssen. „Im Übrigen“, sagt die Chefin, „bin ich gespannt, ob jetzt Angehörige kommen, die wir hier seit Jahren nicht gesehen haben und die jetzt die Chance sehen, einen Test zu machen. Das fände ich nicht so gut.“
Schnelltests können ein Instrument gegen die „versteckte Gefahr“ sein
Wie Beatrix Dahlhaus so findet auch Abdelaziz Charafi, Leiter des Johannes-Raus-Hauses in Moers, grundsätzlich die Schnelltestpflicht für Altenheime gut. Menschen können infiziert sein, ohne es zu wissen und das Virus dennoch übertragen: „Gegen diese versteckte Gefahr bekommen wir ein Instrument. Wir sollten alles tun, um Menschen zu schützen und lieber einen Schritt mehr machen als einen zu wenig.“ Allerdings hat auch Charafis Haus noch keine Tests. Zudem mahnt er, wie alle Einrichtungsleiter, mit denen die NRZ gesprochen hat, an, dass die Altenheime für die Durchführung der Schnelltests die richtigen Rahmenbedingungen benötigten: „Die Finanzierung muss geklärt sein. Außerdem ist im Moment vorgesehen, dass das vorhandene Personal die Tests durchführt. Aber sie wären eine weitere Belastung für unsere Leute, deren Arbeitskraft dann an anderer Stelle fehlen würde. Deren eigentlicher Job ist schließlich die Pflege.“
Stephan Symanczyk, Pflegedienstleiter im Kamp-Lintforter Friederike-Fliedner-Haus, rechnet damit, dass die Schnelltests in dem Evangelischen Altenpflegeheim ab Ende November eingesetzt werden können. 2100 Test werden wohl monatlich zur Verfügung stehen. Symanczyk begrüßt die Möglichkeit: „Es gibt allen Beteiligten mehr Sicherheit, und die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns das Virus ins Haus holen, wird bestimmt geringer“, erklärt er.
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Je nach Inzidenzwert im Kreis Wesel werden die 104 Bewohner und die Mitarbeiter des Pflegeheims wöchentlich oder alle 14 Tage getestet. Außerdem wird sich jeder Besucher vor dem Betreten des Hauses einem Schnelltest unterziehen müssen – allerdings erst nach einer Terminvereinbarung: „Diese Tests wollen organisiert sein, und auch wenn es Schnelltests sind, sind sie mit Wartezeit verbunden. Wir müssen diesen Mehraufwand ja mit dem vorhandenen Personal stemmen.“