Kamp-Lintfort. In Neukirchen-Vluyn sind Sporthallen dicht, in Kamp-Lintfort auf. Moers nutzt CO2-Ampeln, Kamp-Lintfort nicht. Der Dezernent erklärt die Gründe.

Seit Montag ist die neue Coronaschutzverordnung in Kraft. Dennoch gehen Städte in NRW mit manchen Punkten der Verordnung unterschiedlich um, zum Beispiel bei der Öffnung von Sporthallen. Auch die Situation in den Schulen ist von Nachbarstadt zu Nachbarstadt unterschiedlich – das beschäftigt auch unsere Leserinnen und Leser. Wir haben den zuständigen Dezernenten Christoph Müllmann unter anderem gefragt, wie die Stadt sicherstellt, dass Corona-Vorgaben in den Schulen eingehalten werden und ob es für die Schulen einen Plan B gibt.

Wie kann es sein, dass Neukirchen-Vluyn alle Sporthallen dicht macht, Kamp-Lintfort nicht? Sind die Sporthallen moderner, besser zu belüften?

Müllmann: Ich kann keine Aussagen zur Situation der Sporthallen in Neukirchen-Vluyn machen.

Für die Kamp-Lintforter Sporthallen gilt, dass diese von Mitarbeitern der Schul- und Gebäudeverwaltung begangen und bewertet wurden bezogen auf die Möglichkeiten, sie ausreichend lüften zu können. Für eine Halle, konkret die sogenannte alte Gymnastikhalle an der Sudermannstraße, wurde dies verneint.

Für alle anderen Hallen wurden ausreichende Lüftungsmöglichkeiten durch Lüftungsanlagen und / oder sonstige Querlüftung gesehen und dazu den Schulen und Sportvereinen Lüftungspläne an die Hand gegeben.

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Stellt die Stadt in den Schulen Desinfektionsmittel bereit oder verlässt sie sich aufs Händewaschen?

Die zwischen Land und kommunalen Spitzenverbänden abgestimmten Handlungsanweisungen dazu besagen, dass das Händewaschen völlig ausreichend ist.

Insofern wurden in erster Linie alle Handwaschbecken mit Seifenspendern und Papierhandtüchern ausgestattet. Ergänzend erhalten die Schulen Desinfektionsmittel.

Hat sich am Reinigungsrhythmus etwas geändert? Wie war es vor, wie ist es mit Corona?

Entsprechend den Empfehlungen haben wir den Rhythmus bei der Reinigung insofern angepasst, als die Kontaktflächen täglich gereinigt werden, davor in der Regel zweimal wöchentlich.

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Ist der Rhythmus auch an das Kurs-System der weiterführenden Schulen angepasst, wo Schüler ständig den Raum wechseln müssen?

Entsprechend den Empfehlungen sind Zwischenreinigungen nicht erforderlich und werden deshalb auch nicht durchgeführt.

Leidiges Dauerthema: Schultoiletten. Ist auch hier der Reinigungsrhythmus geändert?

Die Schultoiletten wurden vor Corona täglich gereinigt, am besonders stark frequentierten Schulzentrum Kamper Dreieck dreimal täglich. Den Reinigungsrhythmus haben wir jetzt von täglich auf zweimal täglich erhöht, unter anderem auch wegen der erhöhten Verschmutzung durch Papierhandtücher.

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Manche Eltern sind verunsichert, ob die Hygienemaßnahmen ausreichen und ob sie überhaupt konsequent eingehalten werden. Wie stellt die Stadt sicher, dass die Corona-Vorgaben in den Schulen eingehalten werden?

Bei den Hygienemaßnahmen kümmert sich die Stadt um die baulichen Voraussetzungen und die Ausstattung, die Schulen kümmern sich um die Umsetzung der Verhaltensregeln durch die Nutzer. Das geht Hand in Hand und klappt nach meinem Eindruck sehr gut.

Warum ergreift die Stadt Kamp-Lintfort nicht weitere Maßnahmen in den Schulen wie etwa in Neukirchen-Vluyn (Luftreinigung) oder in Moers (CO2-Ampeln)?

Das Thema ist von der Verwaltung aufbereitet und ausführlich in den politischen Gremien erörtert worden. CO2-Ampeln lösen aus unserer Sicht nicht das Aerosolproblem, sie geben lediglich einen Hinweis, wann zu lüften ist. Der ist aus unserer Sicht aber nicht erforderlich, da es klare Vorgaben des Landes dazu gibt (alle 20 Minuten).

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Zu den Luftreinigungsgeräten gilt, dass wir entsprechend den Empfehlungen von Land und Spitzenverbänden diese wegen der fehlenden Standards, der hohen Kosten und der wahrscheinlich langen Beschaffungszeit nicht flächendeckend einsetzen wollen.

Denkbar ist das allerdings für einzelne Räume, die zwingend benötigt werden, aber nicht ausreichend zu lüften sind. Die Politik hat sich dieser Argumentation der Verwaltung mit großer Mehrheit angeschlossen.

Gibt es eine Kostenstelle für coronabedingte Mehrausgaben?

Es gibt die vom Land vorgesehene Möglichkeit, Corona-bedingte Schäden im Haushalt zu isolieren und über 50 Jahre abzuschreiben.

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Gibt es einen Plan B – etwa Klassenteilungen wie in Solingen - für den Fall, dass die Infektionszahlen weiter steigen?

Über Klassenteilungen entscheidet nicht die Stadt, sondern das Land. Stand jetzt widerspricht das „Solinger Modell“ dem Landesrecht. Sollte das Land die Coronavorschriften ändern und Klassenteilungen ermöglichen oder fordern, würden wir darauf kurzfristig reagieren beziehungsweise reagieren müssen. Im kurzfristigen Reagieren haben wir ja mittlerweile eine gewisse Übung.

Wie geht es in den beiden wegen Corona-Fällen geschlossenen Kitas weiter? Gibt es Ersatzangebote für betroffene Eltern und Kinder?

Die beiden Kitas wurden ja jeweils geschlossen, weil es positiv getestete Kinder oder Erzieherinnen gab und in der konkreten Situation für die geschlossenen Bereiche eine Ansteckung zu befürchten war. Deshalb wird in der Regel auch für alle, Erzieherinnen und Kinder, eine häusliche Quarantäne angeordnet, sodass sich die Frage eines Ersatzangebots nicht stellt.