Am Niederrhein. Die Schulen in Moers und Umgebung sind trotz Corona im Vollbetrieb. Die Voraussetzungen unterscheiden sich, kleinere Gruppen sind im Gespräch.

Restaurants geschlossen, Theater und Kinos dicht, in den Sportvereinen bewegt sich nichts. Schulen und Kindertagesstätten gehören – neben den Geschäften – zu den Einrichtungen, die trotz Coronakrise weitermachen können. Gut eine Woche nach dem Ende der Herbstferien beschreibt der Leiter der Moerser Geschwister-Scholl-Gesamtschule, Rolf Grüter, seine Gemütslage so: „Im Moment bin ich relativ entspannt, weil wir keine besorgniserregenden Infektionszahlen haben. Aber wir alle hier wissen, dass sich das von heute auf morgen ändern kann.“

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Das ist Regina Beste-Henke sehr bewusst. Die Leiterin der Pestalozzi-Grundschule in Neukirchen-Vluyn hat gerade erlebt, dass drei Klassen und vier Lehrkräfte in Quarantäne mussten: „Aber das war in den Ferien, jetzt sind alle da“, sagt sie. Glück gehabt! Seit einigen Tagen arbeiten in den Klassenräumen die neuen mobilen Filteranlagen der Firma Trox, mit denen alle Schulen und städtischen Kitas in der Stadt ausgestattet werden sollen. „Sie geben mehr Sicherheit“, weiß Beste-Henke. „Und die Hoffnung, dass wir im Fall einer Infektion nicht gleich eine ganze Klasse in Quarantäne schicken müssen.“ Bislang ist die Schule zufrieden, die Anlagen arbeiten tatsächlich so leise, wie versprochen: „Im Unterricht hören sie nichts davon.“

Gute Voraussetzungen: junges Kollegium, große Gebäude, kleine Klassen

Solche Filter würde auch Barbara Mennekes für ihre Sekundarschule in Kamp-Lintfort nehmen, wenngleich sie zunächst die Erfahrungen über einen längeren Zeitraum abwarten will: „Ich bin Naturwissenschaftlerin, ich will Ergebnisse sehen“, betont sie. Sollten sich die Filter bewähren, „sag’ ich nicht nein“.

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Andererseits bringe die Schule viele Voraussetzungen mit, um gut durch die Pandemie zu kommen: „Wir haben ein junges Kollegium, eher kleine Klassen mit maximal 25 Schülern, riesige Gebäude, in denen wir gut Durchzug machen können, und einen Sportplatz, den wir auch als Schulhof nutzen“, erklärt Mennekes. Zudem setze man die Maskenpflicht konsequent durch: „Ein Schüler fand es cool, den Schutz nur halb aufzusetzen, wir haben ihn drei Mal ermahnt und beim nächsten Mal nach Hause geschickt.“

Unterdessen bereitet sich die Geschwister-Scholl-Gesamtschule (GSG) auf eine Situation vor, in der Klassen und Lerngruppen geteilt werden müssen. Diskutiert werden drei Modelle: Früh- und Spätschichten, tägliche Wechsel oder wöchentliche. Am Mittwoch will Schulleiter Rolf Grüter darüber mit Kollegium, Schüler- und Elternvertretern entscheiden, welches Modell man im Fall der Fälle umsetzen wird.

Schule in Moers diskutiert über Modelle mit geteilten Lerngruppen

Grundsätzlich hält Grüter die Kombination von Präsenz- und Distanzunterricht für „einen gangbaren Weg“, weil in kleineren Gruppen besser Abstand zu halten sei. Die GSG sei auch besser für den Fernunterricht gerüstet als im Frühjahr, könne alle 1018 Schüler jederzeit schriftlich erreichen. Für die oberen Klassen gibt es eine einheitliche Lernplattform. Andererseits verschweigt Grüter auch nicht die Probleme. So sei es nicht möglich, alle bedürftigen Schüler mit Endgeräten zu versorgen, „das wird noch Wochen dauern.“ Im Übrigen bezeichnet er Versprechen der Landesregierung für mehr Personal als „Nebelkerzen“: „Bei uns ist noch keiner angekommen.“

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Angekommen sind dagegen am Montag 100 Geräte bei der Stadt Moers, die in den Schulräumen die Luftgüte messen und mithilfe eines Ampelsystems anzeigen, ob und wann gelüftet werden sollte. Im Dezember folgen weitere 65 „Ampeln“. Für den flächendeckenden Einsatz wären 600 erforderlich. Die Stadt wolle, so ein Rathaussprecher, aber zunächst Erfahrungen sammeln und wissen, ob die Schulen sie für notwendig halten oder das Lüften auch ohne diese Geräte funktioniert.