Kamp-Lintfort. Eventmanager Thorsten Kalmutzke rechnet in Corona-Zeiten erst Ende 2021 mit einer Normalisierung. „Wir werden alles tun, um zu überleben.“

Die Zeiten unruhig zu nennen, wäre eine ziemliche Untertreibung. „Wir sind geschockt“, sagt Thorsten Kalmutzke. Der Kamp-Lintforter ist Chef der Eventagentur Passepartout. Und so etwas wie in diesem Jahr hat er nicht erlebt, seit er die Agentur 1999 gegründet hat.

Seit März verzeichnet er einen Umsatzrückgang von fast 90 Prozent. Auf „fast acht Millionen Euro, die einfach nicht mehr da sind“, beziffert er die Verluste für sein Unternehmen. Und das Ende dieser Corona-Misere sieht er noch lange nicht erreicht, im Gegenteil: „Wir rechnen erst ab dem dritten Quartal 2021 mit einem normalen Geschäftsbetrieb“, sagt Kalmutzke. Damit sei auch das kommende Jahr quasi schon gelaufen. Und es verengt den Zeitkorridor, um Geld zu verdienen, erheblich.

„Unsere aktuellen Mittel reichen noch bis 2022“, sagt Kalmutzke. Und um die Zeit bis zum Normalbetrieb zu überstehen, hat das Team von Passepartout zwei neue Geschäftseinheiten geschaffen. Vor allem wende man sich jetzt nicht mehr ausschließlich an Geschäfts-, sondern auch an Privatkunden, so der Agentur-Chef, der aber sogleich wieder unsicher in die Zukunft blickt. Besonders dann, wenn die Politik angesichts der steigenden Corona-Zahlen die Vorgaben für Privatfeiern korrigieren sollte.

Von 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben 13 die Agentur verlassen

„Das Schlimmste ist die Perspektivlosigkeit“, sagt Thorsten Kalmutzke. Das Ende dieser Krise könne schließlich niemand voraussagen. Diese Unsicherheit hatte auch Auswirkungen auf das Passepartout-Team. Von 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben 13 die Agentur verlassen. Und niemand davon arbeite mehr in der Branche, sagt der Chef. Einige seien zurück an die Uni gegangen, um den Masterabschluss nachzuholen, andere hätten sich direkt Stellen in anderen Branchen gesucht.

„Die Büros sind dunkel, das Licht ist aus, die Telefone klingeln nicht mehr...“ Die Situation sei ein Alptraum für eine Branche, die einst der sechst- bis siebtgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland gewesen sei, sagt der Agentur-Chef, der vermutet, dass nach der Krise von 100 Veranstaltungsunternehmen „vielleicht noch 40 übrigebleiben“.

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Passepartout soll dazu gehören. Mit der verbliebenen zwölfköpfigen Mannschaft, von der zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit sind, wollen Thorsten Kalmutzke und seine Frau Martina die schwierigen Zeiten überstehen. „Wir werden alles tun, um zu überleben“, sagt der Chef, der sich zuvor schon Gedanken gemacht hat: „Ich stehe kurz vor meinem 57. Geburtstag, da stellt man sich schon die Frage, was man jetzt machen soll.“

Kalmutzke hat sich entschieden. Er macht weiter. „Wir werden klein aus der Nummer herauskommen und dann alles wieder aufbauen.“ Damit die Büros irgendwann wieder besetzt sind und die Telefone nicht mehr stillstehen.

>>> Soforthilfe und Kurzarbeitergeld noch nicht gezahlt
Thorsten Kalmutzke wartet laut eigener Aussage auf die angekündigte Soforthilfe für Juni, Juli und August. Auch das Kurzarbeitergeld sei noch nicht ausgezahlt worden. „Das schieße ich momentan vor.“ Wenn er dies nicht täte, müssten seine Mitarbeitinnen und Mitarbeiter zur Sozialagentur gehen.

Insgesamt fehlten dem Unternehmen 108.000 Euro, „die uns von staatlicher Seite zugesichert worden sind“, so Kalmutzke. Wenn er höre, „der Staat hilft und unterstützt, dann ist das alles nur Quatsch“.