Moers. Die Partnerschaft zwischen Seelow und Moers besteht 30 Jahre – so wie die Deutsche Einheit: Der Seelower Bürgermeister im NRZ-Interview.
Die Kreisstadt Seelow in Brandenburg und Moers sind seit 1990 Partnerstädte – so lange gibt es auch die Deutsche Einheit. Wie sich die Städtepartnerschaft entwickelt hat und wo es bei der Einheit der Deutschen noch hakt, darum geht es im NRZ-Interview mit dem Seelower Bürgermeister Jörg Schröder. Schröder kommt am Wochenende zum Tag der Deutschein Einheit nach Moers.
30 Jahre Deutsche Einheit: Wie feiert Seelow?
Jörg Schröder: Die Kreisstadt Seelow, mit knapp 6000 Einwohnern die drittkleinste Kreisstadt in Deutschland und Partnerstadt von Moers wird sehr verhalten „30 Jahre Deutsche Einheit“ begehen. Unser Schützenverein wird am Vormittag in drei Kategorien – Männer, Frauen und Hobbyschützen – um die Pokale des Bürgermeisters kämpfen. Ab 11 Uhr lädt die Stadt auf der Terrasse am Kulturhaus zum zünftiges Eisbeinessen mit Blasmusik ein. Auch die Gaststätte „Der Adler“ hat ähnliches geplant.
Wie und wo haben Sie den 9. November 1989 erlebt?
Es war für uns schon eine aufregende Zeit um den 9. November 1989, auch in Seelow. Seelower Bürger brachten ihren Unmut über die Politik im Lande auf der Straße zum Ausdruck. Man wollte Veränderungen, aber an die Öffnung der Grenzen, daran hatten, glaube ich, die Wenigsten gedacht. Was in diesen Tagen dann passierte, haben wir größtenteils aus den Medien, sowohl Ost als auch West erfahren! Als die Grenzen dann geöffnet wurden, sind auch die Seelower als „Randberliner“ schnell in den „Westen“ gefahren.
Wie würden Sie die Städtepartnerschaft mit Moers beschreiben?
Unsere Städtepartnerschaft hat sich in den letzten Jahren richtig gut entwickelt. Einen großen Anteil daran haben die Stadtverwaltungen, in Moers der Bürgermeister Christoph Fleischhauer, dem ich recht herzlich zur Wiederwahl als Bürgermeister gratuliere und Frau Werler, die immer sehr akribisch unsere Treffen vorbereitet. Über die Politik hinaus sind es Begegnungen auf geistig-kulturellem, sportlichem Gebiet, beim Jugendaustausch oder der Feuerwehr, der Schützenvereine und der Kirchengemeinden, die zeigen, dass Partnerschaft gelebt wird.
Was verbindet, was trennt heute den Westen und den Osten Deutschlands?
Manchmal hat man den Gedanken, dass sich 30 Jahre „nach der Wende“ Ost und West wieder mehr auseinanderleben! Die Jugend sieht es sicherlich etwas anders, aber das ist auch gut so! Aus meiner Sicht gibt es nichts Trennendes, sondern nur Verbindendes, Kommunikation miteinander ist ein wichtiges Instrument, nicht übereinander zu reden, nein, miteinander zu reden sollte unsere Maxime sein! Und das machen wir mit unserer Städtepartnerschaft!
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Gibt es eine Gefahr, neue Mauern in unseren Köpfen aufzubauen?
Aus meiner Sicht sollten wir diese Diskussion gar nicht führen. 30 Jahre einheitliches Deutschland, sicher noch mit dem einen oder anderen Problem behaftet, zeigen, das Demokratie und Freiheit ein Gut der Menschheit ist, für das es sich lohnt, einzustehen. Wie sagt man so schön, es ist nicht alles Gold was glänzt, aber das Abbauen von Vorurteilen, sehe ich als äußerst wichtig an! Gegenseitige Begegnungen sollten auch nach 30 Jahren Deutsche Einheit immer auf dem Kalender des Anderen stehen und am besten wir fangen heute damit an. alf